Young IT Professionals: Geld & Work Life Balance.
Young IT Professionals: Geld & Work Life Balance.
…zu dieser für Unternehmen frustrierenden Aussage kommt eine aktuelle Studie von Universum Communications.
Sie sind vermutlich die am heißesten begehrte Zielgruppe auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Young Professionals mit IT Background. Grund genug, sich diese Zielgruppe im Interview mit Stefan Lake, Country Manager Deutschland bei Universum Communications, unter die Lupe zu nehmen. Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Lake, bitte erläutern Sie den saatkorn. LeserInnen doch kurz das Setup Ihres aktuellen Young Professional Rankings. Wer wurde wann befragt?
Wir haben Berufstätige mit akademischem Hintergrund im Alter bis zu 40 Jahren mit mindestens ein und höchstens acht Jahren Berufserfahrung zu ihrer Einschätzung von Unternehmen als „idealer Arbeitgeber“, den Eigenschaften, die ein Unternehmen aus ihrer Sicht attraktiv machen, ihren langfristigen Karrierezielen, ihrer Zufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitsplatz und ihrer Wechselbereitschaft befragt. Und uns hat auch interessiert, was die Young Professionals dazu bewegt, sich auf einen anderen Job zu bewerben. Auch bei den Karrierezielen haben wir genauer nachgefragt. Die Feldphase der Studie war von Juni bis Oktober 2013.
Insgesamt haben 4.955 Young Professionals an der Umfrage teilgenommen. Die meisten der Befragten – insgesamt 2.428 – waren Young Professionals mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund. Die zweitstärkste Gruppe in unserer Umfrage sind die Ingenieure mit 973 Teilnehmern, gefolgt von Young Professionals mit naturwissenschaftlichem Hintergrund mit 695 Teilnehmern und den IT-Experten mit 638 Teilnehmern. Das Geschlechterverhältnis der Teilnehmer ist nahezu ausgeglichen: 2.378 Frauen und 2.576 Männer.
saatkorn.: Lassen Sie uns im Folgenden den Fokus auf die Young Professionals mit IT Background legen. Was sind die wichtigsten Karriereziele für diese Zielgruppe?
Die Young Professionals mit IT-Hintergrund unterscheiden sich bezüglich des wichtigsten Karriereziels – der Work-Life-Balance – nicht von anderen Berufsgruppen. Dies ist über die Berufsgruppen hinweg nun schon seit einigen Jahren das wichtigste langfristige Karriereziel und zwar mit steigender Tendenz. In unserer aktuellen Umfrage nannten 52 Prozent der IT-Experten die Work-Life-Balance als wichtigstes Karriereziel. Vor fünf Jahren waren es nur 40 Prozent.
Ebenfalls an Bedeutung gewonnen hat das Karriereziel, einem sicheren und beständigen Job nachzugehen. Es nimmt nun den zweiten Patz in der Hierarchie der Karriereziele ein.
Ebenfalls gefragt bei den Informatikern ist die intellektuelle Herausforderung auf dem dritten Platz und der Wunsch, ein technischer oder Fachexperte zu sein auf Rang vier.
Sehr interessant ist das Ergebnis bezüglich des Ziels, eine Führungskraft mit leitender Funktion zu werden. Während im Jahr 2009 noch für 43 Prozent der befragten Informatiker eine Führungsrolle besonders erstrebenswert war, sagten in der aktuellen Umfrage nur noch 25 Prozent der Young Professionals mit IT-Hintergrund, dass sie eine Führungsfunktion wollen. Wenn die Informatiker aber keine Lust mehr auf Führung haben, ist das für die Unternehmen eine ernste Herausforderung. Denn die brauchen Personal, das bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
saatkorn.: Worauf müssen Unternehmen vor dem Hintergrund einer abnehmenden Loyalität und latent steigender Wechselbereitschaft bei Young Professionals achten? Geht es um Geld oder um andere Dinge wie Work Life Balance oder die Unternehmenskultur?
An sich sind die Young Professionals mit IT-Hintergrund – aber auch die anderer Berufsgruppen – mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz sehr zufrieden. Auf einer Zehnerskala wird bei den IT-Experten ein Wert von 7,6 Punkten erreicht, das ist zwar der höchste Wert über alle Berufsgruppen hinweg, aber auch bei den anderen Berufsgruppen liegen die Zufriedenheitswerte auf dieser Skala bei über 7 Punkten.
Zufriedenheit darf man aber nicht mit Loyalität gleichsetzen. In unserer Umfragen sagte etwa ein Drittel der IT-Experten, dass sie daran interessiert sind, den Arbeitgeber im kommenden Jahr zu wechseln. Wenn man nach den Gründen fragt, die sie dazu veranlassen könnten, sich auf einen neuen Job zu bewerben, stellt sich heraus, dass es wohl doch in erster Linie ums Geld geht. 72 Prozent der befragten Informatiker sagten, dass sie wechseln würden, wenn man ihnen ein besseres Gehalt bieten würde. Bei den anderen Berufsgruppen hatten wir ganz ähnliche Werte.
Der nächstwichtige Grund für einen Wechsel ist die Neugier an Neuem. Bei den Informatikern sagten 40 Prozent, dass sie wechseln würden, wenn man ihnen die Möglichkeit gäbe, etwas Neues auszuprobieren, ohne dabei Rückschritte in ihrer Karriere hinnehmen zu müssen. Bei den anderen Berufsgruppen waren es sogar 50 Prozent und mehr. Wenn man sich die Kriterien näher ansieht, die die Young Professionals heranziehen, wenn sie die Attraktivität eines Unternehmens beurteilen, zeigt sich, dass ein attraktives Gehalt, eine sichere Anstellung und ein freundliches Arbeitsumfeld die Treiber der Arbeitgeberattraktivität sind.
Unternehmen, die IT-Experten halten und junge Informatiker für sich interessieren wollen, sollten deren Erwartungen genau analysieren und entsprechende Angebote machen. Konkret heißt dies, an der Unternehmenskultur zu arbeiten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern, also Teilzeitstellen und Krippenplätze schaffen, Erholungs- und Fitnessräume in die Unternehmen integrieren, gesundes Essen anbieten und generell mehr Flexibilität anbieten. Ganz oben stehen aber „hard facts“ – also ein adäquates Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit. Unternehmen, die diese Bedürfnisse nicht ernst nehmen, riskieren, im Kampf um die besten Talente unterzugehen.
Heiß begehrt: Young Professionals mit IT Background
saatkorn.: Audi ist in der Beliebtheit bei ITlern auf Rang 3 gelandet. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die großen Automobilisten auch bei den ITlern inzwischen aus den Top 10 der Arbeitgeber-Rankings nicht mehr wegzudenken sind. Woran liegt das?
Die Informatiker haben längst erkannt, dass die Rolle der Informationstechnologie in der Automobilindustrie immer wichtiger wird. Die Automobilunternehmen werden von den Informatikern mit einem attraktiven Gehalt, einer sicheren Anstellung und einem freundlichen Arbeitsumfeld in Verbindung gebracht. Und dies sind genau die Kriterien, die einen Arbeitgeber attraktiv machen.
saatkorn.: Wer sind die größten Absteiger in der Gunst der IT Young Professionals? Woran liegt es beispielsweise, dass Microsoft „nur“ noch auf Rang 5 liegt?
Unter den Top 30-Unternehmen hat nur ein Unternehmen bei den ITlern mehr als zehn Positionen verloren: die Deutsche Telekom. Die liegen nun auf Platz 22 und haben elf Positionen verloren. Grundsätzlich sollte man aber nicht vergessen, dass eine Platzierung unter den Top 30 schon mal ein Erfolg ist. Immerhin stehen 150 Unternehmen zur Auswahl und die Teilnehmer der Umfrage können auch selbst Unternehmen nennen, die nicht aufgeführt sind. Natürlich kann Platz 22 bei den Informatikern ein Unternehmen wie die Deutsche Telekom, das mit T-Systems ja einen der ganz großen Dienstleister der ITK-Branche unter seinem Dach hat, nicht zufrieden stellen. Das gilt sicher ebenso für Microsoft auf Rang 5, das damit im Vergleich zum Vorjahr drei Positionen verloren hat. Für Microsoft ist es sicher schmerzlich, dass die Informatiker einen Automobilhersteller nun als attraktiver wahrnehmen als ein genuines IT-Unternehmen.
saatkorn.: Bei den Aufsteigern fallen insbesondere ProSiebenSat1 und E.ON auf. Wie lassen sich die guten Entwicklungen dieser beiden Unternehmen erklären?
Lassen Sie mich zuerst die beiden Top-Aufsteiger bei den Top 30-Unternehmen der Informatiker erwähnen: ProSiebenSat1 Media auf Platz 29 und E.ON auf Platz 30, konnten sich um 24 bzw. 23 Positionen verbessern und sind damit die beiden Top-Aufsteiger bei den Top 30-Unternehmen der Informatiker. Auch die großen Sprünge nach vorn von BASF um 17 Positionen, von Lufthansa Technik um 15 Positionen und von Volkswagen um zehn Positionen sind bemerkenswert.
Die guten Ergebnisse sind kein Zufall. Sie sind Resultat von genau auf die Zielgruppe ausgerichteten Recruiting- und Marketing Aktivitäten. E.ON hatte dabei sicher keine einfache Aufgabe, denn die Energieversorger haben in den letzten Jahren an Attraktivität verloren. Hier zeigt sich, dass sich offene und ehrliche Kommunikation auszahlt. Es wird honoriert, wenn man klar sagt, in welchen Bereichen Bedarf besteht – und wo eventuell auch weniger. E.ON und E.ON Business Services, für die Informatiker sicher besonders im Fokus, haben da ganz offensichtlich einiges richtig gemacht.
saatkorn.: Herr Lake, wie immer herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Universum!