Interview zur „Goldenen Runkelrübe“ mit Jannis Tsalikis
Interview zur „Goldenen Runkelrübe“ mit Jannis Tsalikis
Zeitgleich zu den „HR Excellence Awards“, bei denen besonders gute Personalthemen prämiert wurden, fand am selben Abend in Berlin auch die Verleihung der „Goldenen Runkelrübe“ statt. Die Idee ist auf den ersten Blick so einfach wie einleuchtend: warum nicht auch á la „Goldene Himbeere“ im Filmbereich auch die vermeintlich schlechtesten HR Themen – bezogen auf Employer Branding und Personalmarketing – bewerten?! – Ich selbst finde es grundsätzlich besser, gute Beispiele zu prämieren, aber das ist wohl Geschmackssache. Die diesjährigen „Gewinner“ findet man hier. Die Aufregung rund um die Runkelrübe ist allemal Grund genug, einmal bei den Initiatoren der Runkelrübe nachzufragen. Geantwortet hat Jannis Tsalikis, Bloggerkollege („Mein Freund, die Arbeitgebermarke„) und HR Director bei Vice. Auf geht’s:
saatkorn.: Jannis, bitte erklär doch den Saatkorn. LeserInnen, was es mit der „Goldenen Runkelrübe“ auf sich hat.
In Anlehnung an die bekannte „Goldene Himbeere“, ist die Goldene Runkelrübe ein Preis für auffällig schlechte Arbeiten aus dem Personalmarketing. Wir hatten im Jahr 2013 im Web dazu aufgerufen, die vermeintlich schlechtesten Arbeiten einzureichen und 68 Arbeiten sind dabei zusammen gekommen. Anschließend haben wir nach Menschen gesucht, die Lust hatten als Jury zu fungieren. Die 60 Jurymitglieder, bestehend aus Bewerbern, Dienstleistern und Personalpraktikern, haben letztlich per Mehrheitsentscheid die Sieger auserkoren.
saatkorn.: Warum gibt es Eurer Meinung nach einen Bedarf für die „Goldene Runkelrübe“?
Zwei Gründe haben uns im wesentlichen dazu bewogen, diesen Award zu initiieren: Erstens, es gibt viel zu viel schlechtes Personalmarketing – auf allen Kanälen (Social Media, Stellenanzeigen, Websites, Messen u.s.w.). Zweitens, es ist an der Zeit, dieses Manko in der HR-Szene zu thematiseren. Recruiting und Retainment wird für die Unternehmen von Jahr zu Jahr wichtiger, da können wir uns unprofessionelles Verhalten in diesen Ressorts nicht mehr erlauben. Wir haben uns erhofft, mit einer Mischung aus Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit, dem Thema eine Bühne geben zu können.
saatkorn.: Wie war die erste Verleihung? Waren Preisträger anwesend?
Es war eine sehr schöne Gala in einem Brauhaus in Berlin (eine Fotoauswahl des Abends hier). Die Gäste waren abwechselnd über die Nominierten und Gewinner schockiert und amüsiert. Nach der Verleihung wurde noch sehr intensiv und teilweise überraschend ernsthaft über Dos and Donts diskutiert. Ich kann nur dazu einladen, dass nächste Mal dabei zu sein!
Grafik: Ausgezeichnetes Personalmarketing: die Kreissparkasse Birkenfeld:
saatkorn.: Inwiefern erklärt sich, dass die Allianz im Kontext Social Media so schlecht abgeschnitten hat? – Aus saatkorn.-Perspektive gehört die Allianz durchaus zu den Vorzeige-Unternehmen in diesem Kontext?!
Nun, zum Zeitpunkt der Einreichung (und bis zur Verkündung der Gewinner) hatte die Allianz, die in der Tat in aller Regel sehr gutes Personalmarketing betreibt, auf Pinterest 2 Pinwände und insgesamt 1 Bild gepostet. Das ist, würde man bei sich zu Hause zwei Bilderrahmen aufhängen, wo jedoch nur in einem ein Bild zu sehen ist. Das ist leider einfach schlecht. Die Allianz hat übrigens gleich nach der Verleihung Reaktion gezeigt und jetzt kann man auf Pinterest viele Bilder zum Unternehmen entdecken.
saatkorn.: Wird die „Goldene Runkelrübe“ nächstes Jahr wieder verliehen?
Wir haben für Unmut, Spaß, Wut, Interesse, Frust und Freude gesorgt. W&V, Spiegel Online, die Süddeutsche, der Kölner Stadtanzeiger, die Hamburger Morgenpost und viele weitere Medien haben darüber berichtet. Das war viel mehr als man erwarten konnte! Damit haben wir unser Ziel mehr als erreicht, denn es wurde über das Thema intensiv gesprochen. Warum sollte man das nicht noch einmal wiederholen? Ich denke, ja. Es wird die Goldene Runkelrübe 2014 bestimmt geben.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview.
Ich denke, dass Rankings und Awards auch differenziert betrachtet werden sollten. Die oberen Platzierungen sind nicht immer hervorragender HR-Arbeit geschuldet, sondern den Rahmenbedingungen im Unternehmen, dem Budget und der Produktmarke. Aus der Unternehmensperspektive haben wir oftmals keine anderen Möglichkeiten oder Ressourcen, Themen umzusetzen. Der Stempel „schlechtes Personalmarketing“ ist dann bitter.
Die hier genannten Beispiele sind natürlich nachvollziehbar und richtig. Grundsätzlich lese ich aber lieber Best Practise Cases. Die haben für mich einen größeren Mehrwert.
Viele Grüße!