Gap Year: Personalmarketing Initiative von Bertelsmann, Henkel, McKinsey, Allianz
Bologna hat alles verändert. Erst haben die Unternehmen nach kürzeren Studiengängen geschrien. Schließlich über Bologna bekommen. Ergebnis: auf Unternehmensseite weiß kaum jemand mehr, welche Uni, geschweige denn, welcher Studiengang wie zu bewerten ist. Und auf Studenten- und Absolventenseite scheint sich ein Denken einzubürgern, in dem es vor allem um gute Noten und schnelle, kurze Studienzeiten geht.
In meinen Augen ist das alles Quatsch, denn in der Praxis geht es immer mehr nicht in erster Linie um gute Noten, sondern um Sozialkompetenz und praktische Erfahrung. Und so hat es auch nicht lange gedauert, bis die Unternehmen das Thema Praxiserfahrung wieder stärker in den Vordergrund gerückt haben. Eine lobenswerte Initiative ist hier sicherlich „Mut zur Praxis“, dazu an anderer Stelle mehr.
Gap Year: Personalmarketing Initiative von Bertelsmann, Henkel, McKinsey, Allianz
Eine weitere Initiative ist das „Gap Year“ Projekt von Allianz, Bertelsmann, Henkel und McKinsey. Diese Unternehmen haben sich zusammen geschlossen, um die fachliche und pserönliche Entwicklung von Bachelor-Absolventen, die einen Master anstreben, zu fördern.
Die Unternehmen richten sich an herausragende Bachelor-Studenten aller Fachrichtungen, die ihren Bachelor im Sommer 2012 abschließen. Mit einer Bewerbung kann sich die Zielgruppe für 3 bezahlte Praktika von je drei Monaten Dauer bei den Gap Year Unternehmen bewerben. Darüber hinaus kann noch ein persönliches Projekt realisiert werden. Die Bewerber werden während des gesamten Programms von den Gap Year Unternehmen betreut.
Hört sich spannend an und ist es auch. Solche Initiativen benötigen wir viel mehr. Und weil ich das Projekt spannend finde, hier ein Interview mit Dr. Nico Rose, der bei der Bertelsmann AG für das Thema zuständig ist. Auf geht’s:
saatkorn.: Wie kam es zur Idee des Gap Year Projektes?
Die Idee kam ursprünglich von McKinsey. Alle Projektpartner eint allerdings das Gefühl, dass es Zeit ist für ein Angebot wie dieses: Unsere Erfahrungen und auch diverse Umfragen zeigen, dass ein immens großer Teil aller Bachelor-Studenten auf jeden Fall noch den Master machen möchte. Gleichzeitig wissen viele Studenten auch nach ihrem Bachelor-Studium noch nicht genau, in welche Richtung es für sie gehen soll, weil ihnen einige Studiengänge wenig Raum lassen, fundierte Praxiserfahrungen in der Wirtschaft zu sammeln. Bringt man diese Fakten zusammen, so erscheint das Gap Year-Projekt hochgradig sinnvoll.
saatkorn.: Was verspricht sich Bertelsmann davon?
Zunächst einmal hoffen wir natürlich, dass sich der eine oder andere Teilnehmer nach Ablauf des Programms zum Ende seines Master-Studiums für Bertelsmann als Arbeitgeber entscheidet – gleiches gilt wohl für alle Partner. Ich persönlich mag diesen Gedanken sehr: Im Prinzip stehen wir alle in Konkurrenz zueinander um die besten Talente. Wir haben uns jedoch bewusst für eine firmenübergreifende Kooperation entschieden, weil wir alle glauben, dass uns dies weiterbringen wird. Interessanterweise passt diese Art zu denken auch sehr zur Zielgruppe des Programms, der Generation Y.
Auf der anderen Seite hoffen wir natürlich auch auf einen Branding-Effekt. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass sich vier Unternehmen von solchem Renommee für ein derartiges Projekt zusammenschließen. Wir glauben auf jeden Fall, dass das Programm viel Beachtung bei unserer Zielgruppe finden wird.
saatkorn.: Und warum sollte ein Gap Year Teilnehmer neben seinem Praktikum bei Bertelsmann auch noch in andere Unternehmen reinhorchen? – Wäre es ggf. nicht interessanter, ein Gap Year bei einem Unternehmen anzubieten?
Bei Bertelsmann mögen wir Menschen mit einem breiten Erfahrungshorizont. In diesem Sinne fördert das Programm die Ausbildung der Teilnehmer derart, dass sie im Anschluss besonders interessante Kandidaten für einen Festeinstieg sind. Hinzu kommen Aspekte wie das firmenübergreifende Mentoring. Ich glaube, dass das Ganze mehr sein wird, als die Summe der Teile.
saatkorn.: Nico, herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg mit der „Gap Year“ Initiative!