Das WMAE Ranking 2015 (World’s Most Attractive Employers): Alle Jahre wieder erhebt Universum die weltweit attraktivsten Arbeitegeber. Auch wenn die Rankings meiner Meinung nach nicht soooo spannend sind, gibt es immer wieder ein Zittern und Bibbern in vielen Unternehmen, weil damit natürlich auf Vorstandsebene Realitäten geschaffen werden. Nun ja. Das für mich Spannendste ist der Siegeszug von google, Apple & Co auch in Arbeitgeber-Rankings. Deutschland verliert zunehmend den Anschluss. Während hierzulande alle von Autobauern schwärmen, sind die attraktivsten Arbeitgeber weltweit ganz woanders. Ketzerisch könnte man sich fragen, ob überhaupt die Automarke sexy ist oder das Unternehmen, welches zukünftig das Betriebssystem zur Verfügung stellt. Aber das ist ein ganz anderes Thema…
Spannender als die Rangfolgen selbst sind hier eher Ländervergleiche oder Attraktivitätstreiber. In bewährter Manier stand mir Stefan Lake, der Country Coordination Manager Germany von Universum, Rede und Antwort. Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Lake, das Ranking „The World’s Most Attractive Employers“ findet jährlich statt. Wie kommen die Zahlen zustande?
Das WMAE-Ranking fasst die nationalen Umfragen zusammen, die Universum in den zwölf größten Volkswirtschaften der Welt unter Studierenden wirtschaftsnaher Studiengänge durchgeführt hat. Insgesamt wurden für das Ranking mehr als 242.000 Studierende befragt. Die Ergebnisse der nationalen Umfragen wurden entsprechend der wirtschaftlichen Stärke ihrer Volkswirtschaften – gemessen am Bruttosozialprodukt – gewichtet. Um ins Ranking aufgenommen zu werden, mussten die Unternehmen außerdem in den nationalen Rankings von mindestens sechs der zwölf Länder zu den besten 90 Prozent zählen.
saatkorn.: Im Länder-Ranking liegt Deutschland nach den USA auf Platz 2 mit den attraktivsten Unternehmen. Wie erklären Sie sich das?
Das gute Abschneiden von Unternehmen aus Deutschland im globalen Ranking ist tatsächlich bemerkenswert. Die Mehrheit der attraktivsten Unternehmen der Welt kommt zwar aus den USA, aber deutsche Unternehmen bilden bereits die zweitstärkste Gruppe in den Top 50. Im Ranking der Ingenieur- und IT-Studierenden konnten sich acht Unternehmen aus Deutschland unter den 50 attraktivsten Unternehmen platzieren. Bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften haben es sechs Unternehmen aus Deutschland in die Top 50 geschafft. Die guten Platzierungen deutscher Unternehmen im globalen Ranking lassen sich unter anderem mit ihrer Internationalität und ihrem wirtschaftlicher Erfolg erklären. Zudem haben es diese Unternehmen geschafft, auch global eine attraktive Arbeitgebermarke aufzubauen. Ein gutes Beispiel ist BMW, das im weltweiten Ranking der Ingenieur- und IT-Studierenden auf dem vierten Platz und bei den Nachwuchsökonomen auf Platz 13 liegt. BMW wird weltweit als kreatives und dynamisches Unternehmen wahrgenommen – genau die Aspekte, die für die sogenannten Millennials besonders wichtig sind.
saatkorn.: Dieser zweite Platz entsteht ja vornehmlich durch die Autohersteller. Allerdings spielen die in den Top 10 des Rankings bei den Betriebswirten keine Rolle. Stattdessen von vorn bis hinten nur amerikanische Unternehmen, die den Ton angeben. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung und der Vorherrschaft von Unternehmen wie Google, Apple, Microsoft kann man ja schon etwas unruhig werden. Was sind da Ihre Erwartungen für die Zukunft?
Es stimmt: Google, Apple und Microsoft sind globale Champions. Und das ist ja nicht alles! Mehr als die Hälfte der Unternehmen in den Top 50 haben ihren Sitz in den USA. Aber das ist aus meiner Sicht noch kein Grund zur Sorge. Die deutsche Automobilbranche ist auf der Hut und hat die Konkurrenz vonseiten der Technologieunternehmen genau im Visier. Um auch in Zukunft gut aufgestellt zu sein, heißt es nun für die Unternehmen, genau zu analysieren, welche Kriterien die jungen Talente bei der Beurteilung der Attraktivität eines Arbeitgebers anlegen und ihre Employer-Branding-Aktivitäten entsprechend auszurichten.
saatkorn.: Bei den Ingenieuren sieht es etwas besser aus – in deren Top 10 haben sich mit BMW und Siemens immerhin zwei deutsche Unternehmen positioniert. Was sind Treiber für Arbeitgeberattraktivität bei den Ingenieuren?
Global betrachtet ist den Studierenden der Ingenieurwissenschaften bzw. der Informatik besonders wichtig, dass ein Unternehmen für Innovation steht, dass es ein kreatives und dynamisches Arbeitsumfeld sowie professionelles Training und Weiterentwicklung bietet. Interessant ist hier der Blick auf die Studierenden der einzelnen Nationen, denn da tun sich oft gewaltige Unterschiede auf, die die Unternehmen bei ihrer Rekrutierung berücksichtigen sollten. So ist etwa in Deutschland ein Arbeitgeber für die Nachwuchsingenieure und angehenden IT-Experten dann besonders begehrt, wenn er ein attraktives Grundgehalt bietet. Für 59 Prozent der Befragten in Deutschland ist dies ein besonders wichtiges Kriterium, nach dem Ingenieurstudierende und Informatiker einen Arbeitgeber auswählen. Der weltweite Durchschnittswert für diesen Aspekt der Arbeitgeberattraktivität liegt bei 32 Prozent – ein Unterschied von satten 27 Prozentpunkten!
saatkorn.: Und bei den Betriebswirten? – Was sind Treiber für Arbeitgeberattraktivität?
Studierende der Wirtschaftswissenschaften finden Unternehmen attraktiv, die ihnen ein kreatives und dynamisches Arbeitsumfeld, professionelles Training und Weiterentwicklung sowie ein hohes Einkommen in der Zukunft bieten. Auch bei den Nachwuchsökonomen gibt es erstaunlich starke nationale Unterschiede. Mehr als die Hälfte – 56 Prozent – der befragten Wirtschaftswissenschaftler in Deutschland sagt, dass ein attraktives Grundgehalt für sie besonders wichtig ist. Im globalen Durchschnitt liegt der Wert gerade mal bei 29 Prozent. Der Unterschied 27 Prozentpunkten zeigt, dass Unternehmen gut daran tun, sich die Gegebenheiten vor Ort genau anzusehen und global ausgerollte Strategien an nationale Besonderheiten anzupassen.
saatkorn.: Hat Sie persönlich an der Studie etwas überrascht – ganz so viel hat sich im Vergleich zum Vorjahr ja nicht geändert…
Überraschend ist, dass sich internationale Banken wie Goldman Sachs und Berater wie PwC und EY im Ranking so gut schlagen. Der Erfolg von Goldman Sachs sowie der Berater und Wirtschaftsprüfer zeigt, dass die Unternehmen bei den jungen Talenten punkten, die ihnen berufliche und persönliche Weiterentwicklung ermöglichen und Freiräume wie Sabbaticals bieten. Unternehmen anderer Branchen sollten sich zum Vorbild nehmen, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften ihre Mitarbeiter durch Ausbildung und Mentoring fördern.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview!