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Interview mit der women&work Initiatorin Melanie Vogel

Interview mit der women&work Initiatorin Melanie Vogel

Ein Thema, was mich schon lange interessiert: Frauen und Führung. Dazu heute mehr auf saatkorn. im Interview mit Melanie Vogel und Astrid Braun-Höller, den Initiatorinnen der Initiative „Wir wollen in Führung“.

Melanie Vogel ist seit über 13 Jahren Unternehmerin. Aus dem Studium heraus in die Selbständigkeit, hat sie schon mit Mitte zwanzig ein Team von zwanzig Mitarbeiter/innen geführt und gemeinsam mit ihren Geschäftspartnern über 100 Karrieremessen veranstaltet. Seit 2001 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann geschäftsführende Gesellschafterin der AoN – Agentur ohne Namen GmbH. Als „Die Andersdenker“ entwickelt die Agentur innovative Ideen, Unternehmen zukunftsfit zu machen. Ihr Hauptaugenmerk richtet sie dabei auf die Fachkräftesicherung mit besonderem Schwerpunkt auf die Gewinnung und Bindung weiblicher Fach- und Führungskräfte. Als Initiatorin der women&work, Deutschlands größtem Messe-Kongress für Frauen, wurde die AoN 2012 mit dem Innovationspreis „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet.  Melanie Vogel hat einen achtjährigen Sohn und ist Lehrbeauftragte an der Universität zu Köln.

Astrid Braun-Höller ist mit Leidenschaft PR-Frau im Personalbereich. Personalarbeit und Öffentlichkeitsarbeit zusammen denken und strategisch intern und extern steuern ist ihr Kerngeschäft. Sie coacht, trainiert und berät Unternehmen, Teams und Einzelpersonen, moderiert Kongresse, Tagungen und Workshops.  Als Beraterin, Rednerin und Autorin hat sie sich einen Namen gemacht mit ihren Ideen rund um erfolgreiche Strategien. Das Thema „women&work“ beschäftigt sie seit bald 30 Jahren. Nach Studium und PR-Ausbildung bei Elisabeth Kohl arbeitete sie vier Jahre als erste hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Ahrweiler und gab dieser heftig umstrittenen Funktion mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit zunächst ein Gesicht und dann Gewicht.  Sie coachte Gleichstellungsbeauftragte aus Unternehmen wie Telekom, Siemens…, wie es ihnen gelingt, professionelle Öffentlichkeitsarbeit auf ihre Funktion anzuwenden. Und beriet Unternehmen, wie sie den Anteil an Frauen in Führungspositionen steigern können z.B. Galeria Kaufhof. Astrid Braun-Höller  ist verheiratet und Mutter von zwei Töchtern.

Spannende Persönlichkeiten mit spannenden Statements! – Auf geht’s:

saatkorn.: Bitte erläutern Sie den saatkorn. LeserInnen doch „women&work„: Was verbirgt sich hinter dem Label? Seit wann gibt es den Messe-Kongress? Was sind Ihre mittelfristigen Ziele?
Melanie Vogel: Die women&work haben wir im letzten Jahr zum ersten Mal veranstaltet und nach dem großen Erfolg 2011 ist sie nun zu einem jährlichen Business-Event der besonderen Art geworden. Wir möchten mit der women&work Frauen ermutigen, konsequenter, selbstbewusster und mit mehr Biss ihre Karriere zu planen und entsprechend ihrer beruflichen und privaten Lebensvorstellungen auch gezielter nach geeigneten Arbeitgebern zu suchen. Gleichzeitig bieten wir Unternehmen ein seriöses Umfeld, ambitionierte Frauen für das eigene Unternehmen zu rekrutieren und sich in der Zielgruppe der Frauen als attraktiver Arbeitgeber zu platzieren. Die Kombination aus Messe-Atmosphäre, Fachkongress und persönlichem Netzwerken ist bundesweit einmalig und wurde in diesem Jahr auch mit dem Innovationspreis „365 Orte im Land der Ideen“ honoriert.

Unsere konkreten Planungen sehen vor, die women&work auch im Ausland zu etablieren. Im Fokus stehen zur Zeit Österreich, die Schweiz und Polen.

saatkorn.: Sie haben gemeinsam die Frauen-Initiative „Wir wollen in Führung“ gestartet“. Was verbirgt sich dahinter?
Astrid Braun-Höller: Mit unserer Initiative bitten wir alle Frauen um ihre Stimme, die bereits in Führung sind oder Führungspositionen anstreben. Damit nehmen wir Bedenkenträgern und Kritikern den Wind aus den Segeln, indem wir mit einer Zahl deutlich machen: So viele Frauen wollen in Führung und sind bereits in Führung. Damit nicht mehr gesagt werden kann: „Wollen die Frauen denn überhaupt nach oben?“ oder „Wir würden ja gerne Frauen einstellen, aber wir finden keine.“ Ich kenne diese Diskussionen zur Genüge und es geht schon längst nicht mehr darum, ob Frauen führen wollen sondern was Unternehmen wie tun können, um für Frauen und Männer ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. In diese Richtung wollen wir die Diskussion forcieren, weg vom OB, hin zum WIE.

Melanie Vogel: Mit unserer Aktion „Wir wollen in Führung!“ möchten wir nicht mehr darüber debattieren, ob Frauen in Führungspositionen kommen können, sondern zeigen, wie viele es bundesweit sind. Wir möchten zeigen: Egal ob die Quote kommt oder nicht, wir haben in Deutschland ein unglaubliches Potenzial an Frauen, die Führungspositionen anstreben. Es ist daher wichtig über eine allgemeine Veränderung der Unternehmensstrukturen zu reden, die es den Frauen, die wollen, möglich macht, nach oben zu kommen. Und das möchten wir mit unserer Initiative anregen.

saatkorn.: Wie ist bislang das Feedback auf die Initiative? – Gab es irgendwelche überraschenden Erkenntnisse, seitdem Sie diese Initiative betreiben?
Astrid Braun-Höller: Das Feedback hat uns selbst überrascht und wir sind fasziniert von der Welle, die wir initiiert haben. Es stimmen Frauen ab, die Vorstand, Rektorin, Aufsichtsrätin, Lektorin, Professorin, Geschäftsführerin, Marketingleiterin… werden wollen. Es sind Frauen mitten im Studium, aber auch Frauen, die bereits Führungspositionen innehaben und ihre Karriere noch weiter ausbauen wollen. Was uns auch jeden Tag auf´s Neue begeistert sind die Kommentare, die jeweils zu den Stimmen abgegeben werden, mit denen wir auch schon etwas vorhaben, doch das wird noch nicht hier verraten.

Melanie Vogel: Die Inititative zeigt sehr deutlich, dass viele Frauen nach wie vor an die gläserne Decke stoßen – vor allem dann, wenn sie Kinder haben. In vielen Unternehmen fehlen offensichtlich nach wie vor Anreizsysteme dafür, dass Frauenkarrieren überhaupt möglich sind. Eine vorurteilsfreie und chancengleiche Arbeitsumgebung ist die wichtigste Voraussetzung für Unternehmen, um Frauen von ihrem Potential als attraktiver Arbeitgeber überzeugen zu können. Das kann nur in Kooperation mit der gesamten Belegschaft und durch alle Führungs- und Mitarbeiterschichten im Unternehmen gelingen. Frauen können überall da erfolgreich sein, wo sie, ohne Vorurteile zu erfahren, Leistung erbringen können, die entsprechend gewürdigt wird. An diesem Punkt sind wir noch nicht angelangt, dass zeigt unsere Initiative sehr deutlich. Und deswegen ist sie so gut und so wichtig.

saatkorn.: Das Zwischenergebnis Ihres Votings wird auf der Messe „women&work“ am 5. Mai in Bonn vorgestellt. Was sind darüber hinaus Themen dieses Messe-Kongresses für Frauen?
Melanie Vogel: Wir haben ein wahnsinnig breites Spektrum an Themen für die Besucherinnen vorbereitet. Neben 85 Top-Unternehmen, die den Besucherinnen am Messetag Rede und Antwort stehen, lockt der Kongress mit über 40 Programmpunkten und 6 Podiumsdiskussionen – unter anderem mit Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D. als Teilnehmende auf dem Podium. Beim parallel stattfindenden „Jahrestreffen weiblicher Führungskräfte“ können Frauen in der „Leadership Lounge“ ihre Karriere auf den nächsten Level bringen. Neben zahlreichen Vorträgen und Workshops zum Thema “Female Ledership” können interessierte Frauen Existenzgründungsberatungen in Anspruch nehmen oder Gespräche mit Headhuntern führen. Außerdem stehen Expertinnen zu den Themen persönliche Karrierestrategie und Aufstieg ins Top-Management oder in Aufsichtsräte für Fragen zur Verfügung. Und für die Frauen, die mit einer sinnvoll genutzten Auszeit liebäugeln, bieten die „Manager für Menschen“ interessante Optionen für eine schöpferische Pause.

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Astrid Braun-Höller: In meinem  Workshop „Trau, schau, wem“  geht es um das spannende Thema „Personalarbeit und Öffentlichkeitsarbeit“. Denn für mich als PR-Frau ist es faszinierend zu beobachten, wie Frauen vom Arbeitsmarkt als gefragte Zielgruppe vielfältig umworben werden. In Hochglanzbroschüren, Internetauftritten, Videos, Anzeigen, auf Messen und Konferenzen positionieren sich die Unternehmen zunehmend ja als familien- und frauenfreundlich. Der Kreativität sind hier kaum Grenzen gesetzt und vieles klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wie finden denn die Frauen nun heraus, ob es ihre potentiellen Arbeitgeber auch wirklich ernst meinen mit ihnen? Und tun, was sie sagen? In meinem Workshop schauen wir vor und hinter die Kulissen und die Teilnehmerinnen erhalten Impulse, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dieser Workshop ist sicherlich aber auch interessant für Personalverantwortliche. Denn was für manche Unternehmen noch lästige Pflicht ist, ist für viele schon längst die Kür. Sie haben verstanden, dass sie mit einer wertschätzenden familien- und frauenfreundlichen Personalarbeit kombiniert mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit im Wettbewerb um die besten Talente die Nase vorn haben. Und dass es sich ziemlich schnell herumspricht, wenn beispielsweise mit Karriere in Teilzeit, Arbeitszeitflexibilität, Home Office… geworben wird, aber intern die Rahmenbedingungen dafür nicht geschaffen sind.

saatkorn.: Und zum Schluss: Glauben Sie, dass die Quote kommt?
Astrid Braun-Höller: Ja, die Quote wird kommen und das ist gut so. Gerne schließe ich mich hier der EU-Justizkommissarin Viviane Reding an, die gesagt hat, sie sei kein Fan von Quoten, aber sie mag die Ergebnisse, die Quoten bringen.

Melanie Vogel: Ich war lange eine erklärte Gegnerin der Quote. Heute wünsche ich mir, dass sie kommt, denn die Quotendiskussion ist unwürdig – für alle Beteiligten. Sie offenbart eine peinliche Kluft in einer modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts die deutlich macht, dass wir von echter Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen im Wirtschaftsleben noch weit entfernt sind. Es gibt heute keinen wirtschaftlich relevanten Grund mehr, 51 Prozent des Bevölkerungsanteils bei Personal- und Karriereentscheidungen unberücksichtigt zu lassen. Eine Quote würde helfen, dieses Verständnis zu beschleunigen und insofern vertraue ich auf den gesunden Menschenverstand aller Beteiligten. Die Quote wird kommen.

saatkorn.: Herzlichen Dank für das Interview – und Ihnen beiden allen Erfolg mit Ihren Aktivitäten!


 

 


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