Wie Enterprise 2.0 Organisationen verändert
Das Thema Enterprise 2.0 beschäftigt mich schon eine ganze Weile. Zuletzt auf dem Zukunftsforum Personal, wo ich einen Vortrag dazu halten durfte. Dr. Thomas Kreye, CEO der Just Software AG ist ein spannender Gesprächspartner in diesem Kontext. Er hat im Juni 2007 gemeinsam mit Rolf Schmidt-Holtz den Grundstein für die Just Software AG gelegt. Zuvor war er Director in der Konzernentwicklung der Bertelsmann AG. Er hat Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Witten/Herdecke, Eichstätt-Ingolstadt und der Darden Business School der University of Virginia studiert und anschließend seine Promotion mit höchster Auszeichnung an der Universität St. Gallen abgeschlossen. Seit 2006 ist er CFA Charterholder. Was hat er zu Enterprise 2.0 zu sagen, welche Lösungsansätze bietet sein Unternehmen in diesem Kontext? – Spannende Fragen, spannende Antworten. Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Dr. Kreye, wie definieren Sie „Enterprise 2.0“?
Enterprise 2.0 ist die Nutzung von aus dem Web 2.0 bekannten Kommunikations- und Kollaborationsfunktionen wie beispielsweise Social Networks, Microblogs oder Wikis im Unternehmenskontext – einschließlich des kulturellen Wandels, der mit der Nutzung dieser Technologien in Unternehmen einhergeht.
saatkorn.: Erklären Sie doch bitte den saatkorn. LeserInnen, was Just Software macht.
saatkorn.: Können Sie dies anhand von ein oder zwei Referenzkunden etwas näher erläutern?
Eine weltweit führende Strategieberatung organisiert beispielsweise ihre Marketing Aktivitäten mit Just Connect. Die Plattform vernetzt Mitarbeiter in mehr als 50 Büros weltweit und vereinfacht die Kommunikation und den Informationsaustausch über die Zeitzonen hinweg. Früher wurden Diskussionen und Dokumente in der Regel über E-Mail-Verteilerlisten ausgetauscht, was im allgegenwärtigen E-Mail-Chaos endete. Heute kann dies alles in der Plattform stattfinden, was Zeit und Nerven spart und nebenbei das Wissen konserviert.
saatkorn.: Wie glauben Sie, wird Enterprise 2.0 die Zusammenarbeit innerhalb von Organsiationen und zwischen Organisationen verändern?
Enterprise 2.0 erleichtert insbesondere die Kommunikation und Kollaboration in Gruppen. Gruppenkommunikation stellt in Organisationen den absoluten Normalfall dar: es wird ständig in Projektgruppen, Abteilungen oder sonstigen Teams zusammengearbeitet. Dementsprechend groß wird die Auswirkung von Enterprise 2.0 Technologien auf das tägliche Arbeitsleben in Organisationen sein. Damit einhergehend wird sich die Unternehmenskultur von Unternehmen verändern (müssen): die von Transparenz und Offenheit geprägte Web2.0-Kultur des Teilens erhält Einzug.
saatkorn.: Welche Auswirkungen wird Enterprise 2.0 auf Machtverhältnisse in Organisationen haben?
Macht erlangen Mitarbeiter in Organisationen durch ihre Position, ihre Informationsvorsprünge und ihren Respekt, den sie sich auf Basis ihrer Leistung erarbeiten. Dadurch dass sich Unternehmen zukünftig weniger klassisch hierarchisch, sondern eher als soziales Netzwerk organisieren, verliert die Position in Hinsicht auf Macht an Relevanz. Informationsvorsprünge werden nicht mehr so stark gehütet sondern mehr geteilt werden, da dies Reputation in der Organisation und somit Macht verleiht – in Enterprise 2.0 Tools sieht man schnell, wer was weiß und wer was macht. Durch diese Transparenz trennt sich die Spreu vom Weizen auf natürliche Weise, ein Verstecken hinter Türen und Titeln wird schwieriger.
saatkorn.: Gibt es zukünftig überhaupt noch Grenzen im Arbeitsleben (innen und außen, hierarchisch oben und unten) oder kommt es zu einer radikalen Demokratisierung des Arbeitslebens?
Enterprise 2.0 wird die Unternehmensgrenzen aufweichen und Entscheidungsprozesse demokratisieren, was für viele traditionelle Organisationen einen radikalen Wandel bedeutet. Allerdings gibt es in Unternehmen eine natürliche Grenze der Demokratie, da die Angestellten in der Regel nicht die Geschäftsführung bestellen und ihre Ziele nicht immer mit denen der Geschäftsführung bzw. der Eigentümer übereinstimmen müssen. Auch aus ökonomischer Sicht ist weder die ständige Einbeziehung aller Mitarbeiter noch eine vollständige Offenlegung des gesamten Unternehmens-Know-Hows sinnvoll. Am Ende verhält es sich mit der Demokratie im Unternehmen ähnlich wie mit dem Marktmechanismus für die Volkswirtschaft: während sie in ihrer reinen Form signifikante Nachteile mit sich bringt, schafft sie in vielen Bereichen optimale Ergebnisse.
saatkorn.: Herr Dr. Kreye, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit Just Software!