Weiterbildungsstudie 2023 von Bitkom und HR PEPPER

Weiterbildungsstudie 2023 von BITKOM und HR PEPPER

Die Weiterbildungsstudie 2023 von Bitkom und HR PEPPER ist gerade erschienen. Hier dazu ein Gastartikel von Michel Achenbach, stellvertretender Leiter der Bitkom-Akademie.

Mit Bildung binden: Weiterbildung als Schlüssel zur Bewältigung des Fachkräftemangels

Inwieweit können Weiterbildungen zur Mitarbeiterbindung beitragen? Das hat die Bitkom Akademie zusammen mit HRpepper Management Consultants in ihrer neuesten Weiterbildungsstudie untersucht. Zum vierten Mal in Folge wurden branchenübergreifend über 1.100 Fach- und Führungskräfte befragt. Dieses Jahr liegt der Fokus auf der Frage, wie Unternehmen die Mitarbeiterbindung durch ein ansprechendes Weiterbildungsangebot stärken können und welche Rolle eine deutlich kommunizierte Weiterbildungsstrategie in diesem Zusammenhang spielt.

Michel Achenbach stellt einige Kernergebnisse vor, die insbesondere für HR- und Personalverantwortliche, aber auch Entscheidungstragende relevant sind und für die Personalgewinnung und -entwicklung Berücksichtigung finden sollten. Er ist stellvertretender Leiter der Bitkom Akademie, die Fach- und Führungskräfte seit 2005 zu Digital- und Zukunftsthemen aus- und weiterbildet. Mit über 350 Weiterbildungen pro Jahr ist die Bitkom Akademie einer der wichtigsten Weiterbildungsanbieter im Digitalbereich.

Trotz hoher Relevanz: Weiterbildungsangebot schneidet nur schlecht ab

Was wünschen sich Mitarbeitende von ihrem Arbeitgeber in Bezug auf ihre berufliche Entwicklung? In wie vielen Unternehmen wird die Personalentwicklung bereits strategisch angegangen? Und: Wie müssen Weiterbildungen aussehen, damit sie auf die Mitarbeitergewinnung und -bindung einzahlen? Das haben wir in unserer neuesten Weiterbildungsstudie untersucht.

Ein wichtiges Ergebnis der Weiterbildungsstudie 2023 von Bitkom und HR PEPPER: Für 9 von 10 Berufstätige sind Weiterbildungen und Coachings ein wichtiges Kriterium bei der Arbeitgeberwahl. Während 91 Prozent der 16- bis 29-Jährigen der Kompetenzentwicklung eine hohe Bedeutung zuschreiben, sind es in der Gruppe ab 60 Jahren immer noch 85 Prozent. Bei der Entwicklung des Weiterbildungsangebots sollten also nicht nur jüngere Mitarbeitende berücksichtigt werden, sondern die gesamte Belegschaft – denn Weiterbildungen spielen altersübergreifend eine große Rolle.

Grafik 1: Bedeutung der Kompetenzentwicklung für Berufstätige insgesamt und nach Altersgruppen

Die hohe Bedeutung der Kompetenzentwicklung überträgt sich leider nicht vollständig auf das Weiterbildungsangebot in den Unternehmen. So zeigen sich rund ein Drittel der Berufstätigen mit den Möglichkeiten des Arbeitgebers, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, unzufrieden. Insbesondere das Weiterbildungsangebot im Digitalbereich schneidet schlecht ab: 44 Prozent aller Berufstätigen bewerten das Weiterbildungsangebot zu digitalen Technologien wie Cloud-Lösungen als schlecht oder sehr schlecht. Bei innovativeren Technologien wie Künstlicher Intelligenz ist es sogar jeder bzw. jede zweite Berufstätige.

Grafik 2: Beurteilung des Weiterbildungsangebots des Arbeitgebers nach Themen

Gleichzeitig sehen wir bei der Bitkom Akademie und beim Bitkom e. V., an den wir eng angedockt sind, wie entscheidend es für Unternehmen ist, mit den laufendenden technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Ganz akut betrifft das zum Beispiel das Thema Künstliche Intelligenz, das dieses Jahr gerade durch den Launch von ChatGPT-4 massiv an Bedeutung gewonnen hat. Jedes Unternehmen ist jetzt gefragt, seine Mitarbeitenden in Bereichen wie generative KI fortzubilden, um nicht den Anschluss zu verpassen.

Die Hälfte der Mitarbeitenden erkennt keine Weiterbildungsstrategie – auch HR-Verantwortliche nicht

Unsere Weiterbildungsstudie hat auch hervorgebracht, dass die Fachkräfteentwicklung in vielen Unternehmen noch nicht systematisch umgesetzt und strategisch verankert ist. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass Weiterbildungen nur bei der Hälfte der Berufstätigen dokumentiert werden. Gleichzeitig nehmen nur ein Viertel der Mitarbeitenden überhaupt eine Weiterbildungsstrategie war. Knapp über die Hälfte (58 Prozent) der Beschäftigten ist sich nicht sicher, ob ihr Arbeitgeber eine solche Strategie besitzt.

Besonders kritisch: Auch Mitarbeitende im Personalwesen sind häufig nicht informiert. Die Hälfte aller HR-Verantwortlichen weiß nicht genau, ob eine Weiterbildungsstrategie vorhanden ist.

Grafik 3: Dokumentation von Weiterbildungen und wahrgenommene Weiterbildungsstrategie

Unsere Empfehlung lautet daher: Personalabteilungen müssen stärker in Weiterbildungsmaßnahmen eingebunden werden, sowohl strategisch als auch operativ. Zum einen sollte – sofern nicht vorhanden – eine Qualifizierungsstrategie entwickelt werden, die auf die übergeordnete Unternehmensstrategie abgestimmt ist. Hierfür müssen Unternehmensführung und Personalabteilung eng miteinander zusammenarbeiten. Zum anderen ist es die Aufgabe von HR-Verantwortlichen, das Weiterbildungsangebot intern an die Mitarbeitenden weiterzugeben, aber auch extern an Kandidatinnen und Kandidaten. Hier gilt es, das Angebot transparent, deutlich und regelmäßig zu kommunizieren. Nur so können sich Weiterbildungsmaßnahmen positiv auf die Mitarbeitergewinnung und -bindung auswirken. 

Digitale Kompetenzen und Soft Skills gefragt

Was die gewünschten Weiterbildungsthemen angeht, ist das Ergebnis eindeutig: Das Top-Weiterbildungsthema für Berufstätige sind die digitalen Kompetenzen. Für 84 Prozent ist es wichtig, diese auszubauen. Darauf folgen Weiterbildungen, in denen Mitarbeitende ihre Soft Skills ausbauen sowie Schulungen zur Verbesserung der mentalen und körperlichen Gesundheit. Vermutlich zeigt sich hier auch das eigene Stressempfinden von Berufstätigen in unserer heutigen schnelllebigen Welt. Als wichtig werden außerdem Weiterbildungen zum Projektmanagement und Compliance-Themen wie Datenschutz und Recht empfunden.

Grafik 4: Top 5 der wichtigsten Weiterbildungsthemen

Außerdem haben wir in unserer Weiterbildungsstudie untersucht, welches Schulungsformate Berufstätige bevorzugen, wie viele Weiterbildungen im Durchschnitt besucht werden, wie viel Weiterbildungsbudget ihnen zur Verfügung steht und vieles mehr. Daraus konnten wir einige Ableitungen treffen, die Unternehmen dabei unterstützen, ihr Weiterbildungsangebot zu optimieren und ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern. Ich wünsche allen viel Freude beim Lesen unserer Studie und spannende Erkenntnisse!

Die gesamte Weiterbildungsstudie können sich alle Leserinnen und Leser hier herunterladen.

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