Was passiert auf dem Zukunftsforum Personal? – Interview Oliver Maassen
Zu den etablierten Veranstaltungen in der deutschen HR-Event-Landschaft gehört mit Sicherheit das „Zukunftsforum Personal“. Zuletzt wurde 2011 in München diskutiert, hier ein saatkorn.-Rückblick auf den ersten Tag und auf den zweiten Tag. Im September nun findet eine Neuauflage im Tower der Deutschen Post DHL statt. Ich hatte Gelgenheit, hierzu mit einem der Vorstände der HR Alliance, Oliver Maassen, zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Lieber Oliver, vom 17.-18.9.2014 findet in Bonn das vierte Zukunfts Forum Personal statt. Was ist dieses Jahr der thematische Schwerpunkt?
Der Titel lautet: HR 4.0: Menschen im Spannungsfeld von Macht, Innovation und Resilienz. Die HR Alliance schreibt damit ein Stück die Geschichte des letzten Zukunftsforums fort, bei dem wir mit HR 3.0 auf eine neue Welt von Human Resources hingewiesen haben. Macht, Innovation und Resilienz stehen dabei aus unserer Sicht für vier wichtige Zukunftsthemen von Personalarbeit.
saatkorn.: Betrachten wir die Einzelkomponenten etwas genauer: zunächst geht es um „Macht“. Für mich als Blogger mit Schwerpunkt-Thema Arbeitgeberattraktivität ist das immer ein spannendes Thema, schließlich verändern sich die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt mindestens in einigen Branchen fundamental. Ein solcher Paradigmenwechsel spiegelt sich ja auch in Organisationen wieder. Wie ist Deine Sichtweise dazu?
Ehrlich gesagt freue ich mich auf diesen Themenblock am meisten. Zum einen weil wir mit Angelika Dammann, Stefan Lauer und Thomas Sattelberger ein Panel des letzten Zukunftsforums wiederholen. Alle drei waren machtvolle Personalvorstände und können heute mit neuer Freiheit auf das System zurückblicken. Zum anderen kontrastieren wir diese Diskussion mit 3 jungen Menschen, die in unterschiedlichen Sektoren Verantwortung tragen und mit Sicherheit ganz anders über Machtsysteme denken.
saatkorn.: Ein zweites Thema sind Innovationen. Wir leben in einer Zeit, die gerade durch die Digitalisierung geprägt ist. Einhergehend mit technischen Innovationen ergeben sich eine ganze Menge Effekte auch auf das Thema „Macht“. Nehmen wir mal das Beispiel Social Media, welches man einerseits „nur“ als technische Innovation begreifen kann, andererseits aber eher als Start in einen Kulturwandel begreifen sollte. Einfach ausgedrückt: eine facebook Seite live zu schalten ist eine Kleinigkeit von vielleicht mal 5 Minuten. Eine solche Seite aber über Monate oder gar Jahre hinweg transparent, offen und authentisch zu betreiben stellt Unternehmen oft vor ganz neue kommunikative Herausforderungen. Denn Transparenz und Glaubwürdigkeit muss dann auch nach Innen gelebt werden. Also: was bedeutet Innovation in diesem Kontext für Dich und wo liegen Herausforderungen, insbesondere für die HR Profession?
Wenn es heute ein Testverfahren geben würde, inwieweit der HR Bereich Innovationen im Unternehmen ermöglicht und fördert, so wären die Ergebnisse vermutlich vernichtend. Und auch eigene Innovationen des HR Bereiches sind, mit Ausnahme vielleicht einiger Social Media Ideen, so gut wie nicht vorhanden. In der Folge heißt das für HR zu lernen, wie Rahmenbedingungen innovationsgünstig gestaltet werden können. Zum zweiten geht es auch darum als Personaler zu Innovationsbotschaftern im Unternehmen zu werden. Spannend in diesem Block ist auch die Diskussion mit Studenten des HR Master der LMU München zur Frage von Schaffung innovationsfreundlicher Räume in Arbeit und Gesellschaft.
saatkorn.: Resilienz: wo Innovation auf alte Machtstrukturen trifft, entsteht oft Konflikte. Wie sollte damit umgegangen werden? – Nehmen wir das Themenfeld „New Work“ mit der Forderung nach flexiblen Arbeitszeiten und –orten für Wissensarbeiter oder die Frage, ob Top Manager zukünftig noch auf althergebrachte autoritär-hierarchische Strukturen bauen können. Ich persönlich glaube das nicht, stelle aber in vielen Unternehmen fest, dass die Top-Entscheider-Ebene die sich anbahnende Revolution kaum wahrnimmt. Wie ist Deine Sicht der Dinge?
Ich bin fest überzeugt, dass Unternehmen demokratischer werden. Das geht bis zu einer Wahl von Führungskräften Führung auf Zeit, wie sie schon heute in ersten Unternehmen praktiziert wird. Kürzlich sprach ich zum Thema „New Work“ auf einer Tagung vor 25 Chefärzten. Die bekamen Schnappatmung als ich Ihnen erklärte auf welche Veränderungen sie sich in Ihrer Führungsrolle einzustellen haben. Da wurde mir klar, wie weit wir in manchen Bereichen noch Resilienz entfernt sind. Beim Zukunftsforum werden wir diesen Punkt auch in einem interaktiven Format mit den Teilnehmern diskutieren
saatkorn.: Wie wird das vierte ZukunftsForum Personal ablaufen? – Ich würde mir wünschen, dass das Forum auch formal dem anspruchsvollen Inhalt angepasst wird und nicht nur aus Vorträgen und Präsentationen besteht…
Für Deinen Wunsch habe ich volles Verständnis und bin gespannt, ob wir ihn hinterher eingelöst haben werden. Ein wenig skeptisch bin ich, weil die Fokussierung auf einen Tag plus Vorabend bei dem Gewicht der Themen nur bedingt Raum für neue Formate lässt. Aber wir werden es versuchen. Die Rahmenbedingungen im Posttower in Bonn, in dem wir auf Einladung der Deutschen Post AG zu Gast sein dürfen, trägt sicher auch zu einem erfolgreichen Kongress bei.
saatkorn.: Was sind die Ziele, die Du ganz persönlich mit dem ZukunftsForum erreichen möchtest? – Wann wäre das Forum für Dich ein Erfolg?
Wenn ich am 18.September um 17 Uhr in müde aber strahlende Teilnehmergesichter blicken kann, dann hat sich die Mühe gelohnt. Besonders dann, wenn sich ab dem Folgetag auch der Berufsalltag der Teilnehmer ein Stück verändern wird. Denn bei aller Zuspitzung von Themen und dank unseren hochkarätigen Gesprächspartnern geht es in erster Linie natürlich darum, dass die Kongressbesucher sich in ihrer Berufswelt zwischen Macht, Innovation und Resilienz neu und erfolgreich aufstellen können.
saatkorn.: Oliver, vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit dem vierten Zukunftsforum Personal!