Universum Young Professional Survey 2021:
Junge Berufstätige legen mehr Wert auf Anerkennung, Respekt und Sicherheit
Auch in diesem Jahr veröffentlicht die Employer-Branding-Beratung Universum die aktuellen Ergebnisse des Young Professional Survey 2021 einschließlich der Rankings der Attraktivsten Arbeitgeber. Ich habe mit Tina Smetana, Universum Country Manager Germany, über die wichtigsten Ergebnisse für Deutschland gesprochen. Auf geht’s:
SAATKORN: Tina kannst Du zu Beginn bitte noch einmal kurz die jährliche Befragung vorstellen?
Ja, gerne: Universum befragt im Rahmen des Young Professional Survey in Deutschland jährlich Akademiker*innen bis 40 Jahre mit maximal acht Jahren Berufserfahrung nach Abschluss ihres Studiums. Diese geben Auskunft darüber, welche Unternehmen für sie am attraktivsten sind, welche Arbeitgebereigenschaften für sie am wichtigsten sind, welche Gehaltsvorstellungen sie haben und welche langfristigen Karriereziele sie verfolgen. Die aktuellen Ergebnisse basieren auf den Antworten von insgesamt 16.600 jungen Berufstätigen in Deutschland. Der Befragungszeitraum lag zwischen Oktober 2020 und März 2021 – und damit vollständig in der Corona-Pandemie. So können wir erste Tendenzen sehen, wie sich die Arbeitswelt durch und während Corona möglicherweise verändert.
Die wichtigsten Ergebnisse
SAATKORN: Was sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen Befragung?
Wir sehen zum einen, dass sich die Karrierepräferenzen junger Berufstätiger verändert haben. So sind Anerkennung von Leistung, Respekt gegenüber Mitarbeitenden und eine sichere Anstellung deutlich wichtiger geworden. Letztere zählt nun für junge Berufstätige aus allen vier Fachbereichen, Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen, IT und Naturwissenschaften, zu den Top 10 Eigenschaften, die Arbeitgeber attraktiv machen. Erstmals zählt dazu für junge Berufstätige der Wirtschaftswissenschaften, des Ingenieurwesens und der Informatik auch Anerkennung von Leistung. Noch nicht in den Top 10, dafür aber insgesamt am meisten an Bedeutung gewonnen hat Respekt gegenüber Mitarbeitenden bei jungen Berufstätigen mit einem Abschluss im Ingenieurwesen oder in den Naturwissenschaften.
Weitere zentrale Ergebnisse sind folgende: Rund zwei Drittel der jungen Berufstätigen mit einem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen und Naturwissenschaften haben Interesse an Remote Work. In der Informatik sind es sogar 85 %. Die Mehrheit ist also an Remote Work interessiert, verbindet damit jedoch gleichzeitig verschiedene Sorgen. Rund die Hälfte der jungen Berufstätigen der vier Fachbereiche zieht kleine oder mittelständische Unternehmen größeren Organisationen vor. Und nationale Unternehmen dominieren die Top 30 Attraktivsten Arbeitgeber.
Corona und der Universum Young Professional Survey
SAATKORN: Wie hat die Corona-Pandemie die Ergebnisse beeinflusst?
Hier sehen wir vermutlich gerade die ersten Tendenzen. Die spannende Frage ist, wie das durch die Corona-Pandemie erzwungene Homeoffice dazu beigetragen hat, die Eigenschaften attraktiver Arbeitgeber zu verändern. Nehmen wir beispielsweise die gestiegene Bedeutung der Anerkennung von Leistung, die mit der erzwungenen Arbeit im Homeoffice zusammenhängen könnte: Die eigene Leistung ist dort eventuell weniger transparent als vor Ort im Büro. Jungen Berufstätigen ist vielleicht bewusst geworden, dass es nun schwieriger ist, dafür die gewünschte Anerkennung zu bekommen, sodass dieser Aspekt für sie wichtiger geworden ist. Ein weiteres Beispiel ist der ebenfalls wichtiger gewordene Respekt gegenüber Mitarbeitenden. Diese Tendenz beobachten wir übrigens auch bei Studierenden, was wiederum für eine gesellschaftliche Entwicklung spricht, die unabhängig von der aktuellen Lebenssituation ist. Möglicherweise hat die Krise das Bedürfnis nach einem respektvollen Umgang miteinander gestärkt.
Insgesamt lassen die Daten vermuten, dass die mit Corona einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt Young Professionals durchaus herausfordern. So scheint beispielsweise das große Interesse an Remote Work dafür zu sprechen, dass sie die gewonnene Flexibilität schätzen, gleichzeitig jedoch auch verschiedene Sorgen haben.
SAATKORN: Was befürchten Young Professionals, wenn es um das Homeoffice geht?
Rund die Hälfte der Young Professionals, die am Homeoffice interessiert sind, haben Bedenken, isoliert zu sein und weniger soziale Kontakte mit ihrem Team zu haben. Jeweils rund zwei Drittel befürchten, dass das Onboarding aus der Ferne nicht so effektiv ist oder Arbeitgeber im Büro präsente Mitarbeitende bevorzugen könnten. Je nachdem, welche Talente Arbeitgeber suchen, sind sie gefordert, die Sorgen zu adressieren und passende Modelle zu entwickeln.
Die beliebtesten Arbeitgeber 2021
SAATKORN: Welche Unternehmen haben es denn in diesem Jahr an die Spitze der Rankings der Attraktivsten Arbeitgeber geschafft?
Hier hat sich auch einiges getan: Porsche steht jetzt bei den Young Professionals der Wirtschaftswissenschaften an erster Stelle und verweist Google auf Rang 2. Daimler/Mercedes-Benz steigt um zwei Plätze auf Rang 3, gefolgt von der BMW Group weiterhin auf Rang 4. Bosch klettert sechs Plätze nach oben auf Rang 5. Im Ingenieurwesen hält Porsche die Spitzenposition, Bosch und Siemens steigen jeweils drei Plätze auf Rang 2 und 3. BMW Group und Audi fallen dagegen um je zwei Plätze auf Rang 4 und 5.
Bei jungen Berufstätigen aus der IT bleibt die Spitze dagegen stabil: Google und Microsoft verlieren zwar an Prozentpunkten, halten sich jedoch auf Rang 1 und 2. Rang 3 belegt Neueinsteiger Tesla. Apple und Amazon steigen je einen Platz ab auf Rang 4 und 5. Bei den Young Professionals der Naturwissenschaften wurden die Karten an der Spitze neu gemischt: Roche springt zwei Plätze nach oben und sichert sich die Pole-Position. BASF steigt drei Plätze auf Rang 2. Bayer macht eine Position gut und landet auf Platz 3. Merck klettert drei Ränge nach oben auf Platz 4 und Novartis um einen Rang auf Platz 5.
Persönliche Highlights von Tina Smetana
SAATKORN: Was findest Du persönlich besonders spannend in diesem Jahr?
Neben den angesprochenen Veränderungen der Karrierepräferenzen ist das auch das gute Abschneiden der deutschen Unternehmen: So sind unter den 30 Attraktivsten Arbeitgebern in allen Fachbereichen vorrangig deutsche Unternehmen. Einige von ihnen konnten gute Sprünge nach oben realisieren: Zum Beispiel klettert in den Wirtschaftswissenschaften Siemens acht Plätze nach oben auf Rang 10. Bayer steigt in den Wirtschaftswissenschaften 20 und im Ingenieurwesen 11 Ränge auf, landet auf den Plätzen 27 und 30 und damit in den Top 30. Spannend finde ich auch, dass Google und Microsoft durchweg an Attraktivität verloren haben. Das könnte daran liegen, dass die traditionell von diesen Firmen gewährte Flexibilität jetzt auch von anderen Firmen angeboten wird.
Deutliche Verluste haben die vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, EY (Ernst & Young), KPMG und PricewaterhouseCoopers (PwC) zu verzeichnen. Eine Vermutung ist, dass sie mit einer Unternehmenskultur assoziiert werden, die mit dem größeren Bedürfnis nach flexiblem Arbeiten und Sicherheit kollidiert.
SAATKORN: Tina, vielen Dank für das Interview zum Universum Young Professional Survey 2021!