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Universum Student Survey 2015 – Interview mit Stefan Lake

Die Universum Awards 2015.

 

Alle Jahre wieder: das Frühjahr ist Rankingzeit. Über Sinn und Unsinn von Arbeitgeber-Rankings kann man lange diskutieren – hier und hier einige Überlegungen dazu. Und hier ganz aktuelle lesenswerte Betrachtungen von Marcus Reif. Letzte Woche war ich bei den Universum Awards 2015 eingeladen und hatte Gelegenheit, Stefan Lake, dem Country Manager Germany von Universum, genauer auf den Zahn zu fühlen. Auf geht’s:

saatkorn.: Herr Lake, die Ergebnisse des Universum Student Survey 2015 für Deutschland liegen vor. Wie war das Setting der Studie?
Wir haben zwischen Oktober 2014 und Februar 2015 insgesamt 34 607 Studierende an 140 Hochschulen in Deutschland befragt – das sind mehr Studierende als jemals zuvor. Mit 37 Prozent studieren die meisten Befragten Wirtschaftswissenschaften, gefolgt von den angehenden Ingenieuren mit 21 Prozent. Elf Prozent kommen aus den Naturwissenschaften. Die Informatiker sind mit sieben Prozent vertreten. Der restliche Teil setzt sich aus Geisteswissenschaftlern, Juristen und Medizinern zusammen. Wir befragen die Studierenden nicht nur dazu, welche Arbeitgeber für sie grundsätzlich in Betracht kommen und wer ihre „idealen“ Arbeitgeber sind, sondern zum Beispiel auch zu ihren langfristigen Karrierezielen oder danach, was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht.

saatkorn.: Welche Durchdringungstiefe hat der Universum Survey eigentlich, beispielsweise im Vergleich zur Durchdringungstiefe der Bundestages-Wahlprognosen?
Für Wahlprognosen werden etwa 1 200 Menschen befragt, die nach demografischen und weiteren Kriterien ausgewählt wurden und die sogenannte „Grundgesamtheit“ repräsentieren – angesichts von 62 Millionen Wahlberechtigten erscheint diese Zahl schwindend gering. Wie treffsicher diese Prognosen trotzdem sind, stellt sich am Wahltag ein ums andere Mal heraus. Wie alle vergleichbaren Umfragen, ist auch unsere nicht repräsentativ – dafür befragen wir fast 35.000 von deutschlandweit rund 2,6 Millionen Studierenden, also einen sehr viel größeren Anteil. So stellen wir sicher, dass wir die tatsächlichen Arbeitgeberpräferenzen und Karrierevorstellungen der Studierenden sehr genau erfassen. Ein Qualitätscheck sind die Arbeitgeberrankings selbst. Wie zuverlässig sie sind, zeigt die Tatsache, dass es keine unerklärlichen Schwankungen gibt. Steigt ein Unternehmen im Ranking auf oder ab, so gibt es dafür gute Gründe.

saatkorn.: Wer sind die diesjährigen Sieger in den Kategorien Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurswissenschaften Informatik und Naturwissenschaften?
Die großen Gewinner sind die Automobilhersteller. Heute möchte jeder Dritte bei ihnen arbeiten. Für Studierende der Wirtschaftswissenschaften ist erstmals BMW der attraktivste Arbeitgeber. Auf den weiteren Plätzen folgen Audi, Porsche, Google und Volkswagen. Bei den angehenden Ingenieuren kann Audi seinen Spitzenplatz vom Vorjahr verteidigen und sich gegen BMW, Porsche, Volkswagen und Daimler/Mercedes-Benz durchsetzen, die die Plätze zwei bis fünf einnehmen. Der Favorit der Informatiker ist Google, gefolgt von Microsoft und Apple. Bei den Naturwissenschaftlern liegt die Max-Planck-Gesellschaft vor Bayer und der Fraunhofer-Gesellschaft.



saatkorn.: Eigenartig finde ich, dass die Siegerunternehmen bei den Informatikern in Deutschland allesamt auf dem deutschen Markt eher Vertriebsorganisationen sind und kaum Arbeitsplätze für Informatiker bieten. Ist das nicht auch ein Schwachpunkt der Studie? – Es wird ja eine Zielgruppe befragt, die in der Regel wenig Ahnung von der beruflichen Realität hat, was man an dem Beispiel schön sehen kann…

Es stimmt, dass Google in Deutschland vergleichsweise wenige Mitarbeiter einstellt. Doch es greift zu kurz, die Beliebtheit des Unternehmens unter Studierenden mit mangelnder Berufserfahrung zu erklären: Auch bei den Young Professionals, die wir ebenfalls jährlich befragen, ist Google der beliebteste Arbeitgeber für Informatiker. Die Siegerunternehmen bei den Informatikern haben drei Dinge gemeinsam: Sie sind starke Marken, bieten eine extrem hohe Identifikationsmöglichkeit und stehen für attraktive Produktinnovationen – und genau das ist es, wonach Studierende aus diesem Bereich suchen. Bemerkenswert ist übrigens, dass es mit Audi, BMW und Porsche drei Automobilhersteller in die Top Ten der Informatiker geschafft haben. Das zeigt, dass Studierende die Arbeitsmarktentwicklung durchaus genau beobachten.

saatkorn.: Welche Eigenschaften machen einen Arbeitgeber attraktiv?

Es kommt natürlich immer auf das Gesamtpaket an, und je nach Studienrichtung, Geschlecht usw. gibt es erhebliche Unterschiede, was Studierenden bei einem Arbeitgeber wichtig ist. Wenn man unsere Ergebnisse zusammenfasst, lässt sich sagen, dass ein attraktives Grundgehalt besonders gefragt ist, außerdem ein freundliches Arbeitsumfeld und ein hohes Einkommen in der Zukunft. Auch Jobsicherheit und vielfältige Arbeitsaufgaben sind Eigenschaften, die einen Arbeitgeber für viele Studierende attraktiv machen.

saatkorn.: Sie haben in der Umfrage auch sogenannte Karriereprofile erfasst. Was hat es damit auf sich und wie erklärt sich, dass das Thema „Unternehmertum“ derart gering ausgeprägt ist? Wie sieht das im Vergleich zu anderen Nationen aus? Ist das ein typisch deutsches Phänomen?
Die Karriereprofile sollen es Unternehmen ermöglichen, Talente mit einem ganz spezifischen Persönlichkeitsprofil anzusprechen. Auf Basis der umfangreichen Befragungen, die wir seit vielen Jahren unter Studierenden und Professionals durchführen, haben wir sieben verschiedene Profile identifiziert: Hunter, Internationalist, Harmoniser, Leader, Idealist, Careerist und Entrepreneur. Jedes von ihnen kann für bestimmte Unternehmen und Positionen ganz besonders geeignet sein. Deutschland hat in der Tat einen besonders geringen Anteil an Entrepreneuren. Mit 20 Prozent sind bei uns die Hunter am stärksten vertreten.

saatkorn.: Was hat Sie persönlich an der diesjährigen Umfrage überrascht?

Es ist genau dieses Ergebnis! Dass in Deutschland der Anteil der unternehmerisch ausgerichteten Studierenden bei nur einem Prozent liegt, ist schlichtweg schockierend. Und dass wir damit international das Schlusslicht bilden, macht die Sache nicht besser. Dabei sind Entrepreneure absolut gefragt! Sowohl die Hochschulen als auch die Unternehmen müssen mehr tun, um in Deutschland unternehmerisches Denken zu fördern.

saatkorn.: Vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Universum!

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