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Universum Student Survey 2014: Interview mit Stefan Lake

Universum Student Survey 2014: Interview mit Stefan Lake

Es ist mal wieder Rankingzeit. Ich selbst habe ein distanziertes Verhältnis zu den Rankinglisten an sich (siehe hier und hier), finde aber die Diskussion rund um Attraktivitätstreiber und Werte spannend (wie u.a. im Blog aber auch der embrace Studie „Karriere trifft Sinn“ zu sehen). Heute geht es aber um den Universum Student Survey 2014, zu dem Stefan Lake, Country Manager von Universum Communications, ausführlich berichtet. Auf geht’s:

saatkorn.: Bitte erläutern Sie kurz das Setting der Studie: wer wurde wann wozu befragt?
Für die Universum Student Survey 2014 wurden zwischen November 2013 und März 2014 insgesamt 30.189 Studierende an 140 Hochschulen in Deutschland befragt. Die meisten der Befragten waren angehende Wirtschaftswissenschaftler (37 Prozent) und Ingenieure (20 Prozent). Etwa 12 Prozent der Befragten kamen aus den Naturwissenschaften, und acht Prozent studieren Informatik. Die Studierenden wurden nach ihrer Einschätzung von Unternehmen als Arbeitgeber, ihren Karrierezielen und zu weiteren Themen rund um Beruf und Karriere befragt.

Die Auswahl der „idealen Arbeitgeber“ erfolgt in zwei Schritten. Zunächst können die Teilnehmer der Umfrage beliebig viele Arbeitgeber aus den jeweiligen Listen auswählen, die für sie grundsätzlich in Betracht kommen. In einem zweiten Schritt werden von den Teilnehmern von den Arbeitgebern, die für sie grundsätzlich in Betracht kommen, die fünf „idealen Arbeitgeber“ ausgewählt, für die sie am liebsten arbeiten möchten. Das Universum-Arbeitgeberranking bezieht sich darauf, welche Unternehmen am häufigsten als „ideale Arbeitgeber“ ausgewählt werden. Die Auswahl der Arbeitgeber basiert auf umfangreichen Untersuchungen und umfasst Unternehmen und Organisationen, die am aktivsten als Arbeitgeber am Markt auftreten. Die Unternehmen selbst haben keinen Einfluss auf die Zusammensetzung der Liste.

saatkorn.: Welche Entwicklungen und Überraschungen gibt es im Vergleich zur letztjährigen Studie auf Deutschland bezogen?
Beim Arbeitgeberranking am überraschendsten ist die Konstanz, mit der sich die drei Autobauer Audi, BMW und Audi seit Jahren an der Spitze halten. In dieser Hinsicht ist Deutschland wirklich Autoland. Bemerkenswert ist, dass das Spitzentrio der drei Autobauer bei den Studierenden der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften gleichermaßen gut ankommt. Auch die Frauen finden die Autobauer gut. Bei den angehenden weiblichen und männlichen Ingenieuren  ist sogar die Reihenfolge der Top 3 identisch. Unsere Umfrage zeigt auch, dass es den Autobauern gelungen ist, die angehenden IT-Experten für sich zu begeistern. Gleich fünf Autobauer konnten sich in den Top 20 des IT-Experten platzieren: Audi auf dem vierten Platz, BMW auf Platz sieben, Porsche auf Platz neun, Daimler/Mercedes-Benz auf Platz 13 und Volkswagen auf Platz 14.

Banken und Versicherungen tun sich nach wie vor schwer damit, bei den Wirtschaftsstudierenden zu punkten. Viele von ihnen können sich wieder leicht verbessern, aber einige, etwa die Deutsche Bank, musste drei Positionen abgeben, konnte sich mit Platz 16 aber immerhin in den Top 20 halten. Überraschend ist aber das gute Abschneiden der Investmentbank Goldman Sachs, die bei den Wirtschaftsstudierenden einen großen Sprung um 17 Positionen nach vorn machte und nun auf Platz 36 liegt. Hier könnte sich also eine Trendwende anbahnen.

saatkorn.: Und wie sieht es beispielsweise in Asien, dem USA und im restlichen Europa aus, gibt es große Unterschiede zwischen den Regionen?
Arbeitgeberrankings sind landesspezifisch. Es gibt natürlich allgemeine Trends,  etwa den weltweiten Siegeszug von Google und die nachlassende Attraktivität des Bankensektors. Aber man muss sich das für jedes Land genau ansehen.  In Asien und in den USA sind die Banken, die Unternehmensberater und die Wirtschaftsprüfer weit populärer als in Deutschland. Auch innerhalb Europas gibt es signifikante Unterschiede. In Frankreich liegen zum Beispiel der Luxusgüterkonzern LVMH und L’Oréal Group auf den beiden Spitzenplätzen bei den Wirtschaftsstudierenden und in  Schweden liegt IKEA auf dem zweiten Platz. Bemerkenswert ist, wie gut die deutschen Autobauer sich auch international schlagen.
Wenn man sich die globalen Ergebnisse ansieht, kann man generell sagen, dass die Mehrheit der attraktivsten Arbeitgeber aus den USA kommt. Aber deutsche Unternehmen waren  in unserem globalen Ranking 2013 die zweitstärkste Gruppe. Mit adidas, Bayer, BMW, Bosch, Daimler/Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Siemens und Volkswagen konnten sich acht deutsche Unternehmen unter den Top 50 Unternehmen bei den Studierenden der Wirtschafts- bzw. Ingenieurwissenschaften platzieren.

saatkorn.: Was sind für Unternehmen in den verschiedenen Regionen die wesentlichen Arbeitgeber-Attraktivitätstreiber aus Sicht der Studenten?
Auch die Treiber der Arbeitgeberattraktivität sind landesspezifisch. Wenn man die Studierenden in Deutschland fragt, was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht, stehen ein attraktives Grundgehalt, ein freundliches Arbeitsumfeld, eine sichere Anstellung, ein hohes Einkommen in der Zukunft und vielfältige Arbeitsaufgaben ganz oben auf der Wunschliste.

 

 

In China ist es den Studierenden besonders wichtig, dass der Arbeitgeber eine gute Referenz für die zukünftige Karriere ist. In den USA wünschen die Studierenden, dass die Führungskräfte sie in ihrer Entwicklung fördern. Und in Frankreich steht ein freundliches Arbeitsumfeld besonders hoch im Kurs.

saatkorn.: Was sind in den verschiedenen Regionen jeweils die 5 beliebtesten Arbeitgeber für Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieure und ITler?
In Deutschland und in einigen anderen Ländern liegen die Ergebnisse der Umfragen für 2014 bereits vor. Auf der Universum-Website werden alle Rankings veröffentlicht, sobald sie vorliegen. In Deutschland sind die Top 5 bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften Audi, BMW, Porsche, VW und Google. Bei den Nachwuchsingenieuren sind die Top 5 Audi, BMW, Porsche, VW und Daimler/Mercedes-Benz. Die IT-Experten favorisieren Google, Microsoft, Apple, Audi und SAP. Und die Top 5 der Studierenden der Naturwissenschaften sind die Max-Planck-Gesellschaft, Bayer, Fraunhofer-Gesellschaft, BASF und Merck. Weitere Informationen zur Universum Student Survey 2014 in Deutschland findet man auf unserer Website.

saatkorn.: Was sind die Empfehlungen von Universum Richtung deutsche Unternehmen, national und international?
In Deutschland liegt die Automobilindustrie in unserem Ranking vorn, weil sie den jungen Talenten genau das bietet, was für diese bei der Beurteilung des Arbeitgebers besonders wichtig ist: ein attraktives Grundgehalt, ein freundliches Arbeitsumfeld und eine sichere Anstellung.

Außerdem fühlen sich die Studierenden auch bezüglich ihrer wichtigsten langfristigen Karriereziele – dies sind Work-Life-Balance und Jobsicherheit – bei den Autobauern gut aufgehoben. Aber es reicht definitiv nicht, wenn Unternehmen sich einfach Work-Life-Balance auf die Fahnen schreiben. Wie Work-Life-Balance im Unternehmen umgesetzt wird, muss konkret gemacht werden. Unternehmen sollten die Führungsqualitäten ihrer Manager verbessern, flexible Arbeitszeitmodelle und Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung bieten.

Aber was für Deutschland gilt, kann man keinesfalls verallgemeinern. Wir befragen weltweit pro Jahr in nahezu 40 Ländern mehr als 700.000 Studierende und junge Berufstätige zu ihren Arbeitgeberpräferenzen und Karrierevorstellungen. Dabei stellen wir zum Teil ganz erhebliche Unterschiede fest. In unserer Studie zu den attraktivsten Arbeitgebern der Welt, für die wir Studierende aus den 12 größten Volkswirtschaften befragt haben, haben wir zum Beispiel herausgefunden, dass Studierende in Deutschland im internationalen Vergleich überdurchschnittlich stark an Jobsicherheit interessiert sind. Für Studierende in China ist Jobsicherheit demgegenüber weit weniger wichtig. Das zeigt: Unternehmen müssen ihre nationalen Employer Branding-Strategien auf die höchst unterschiedlichen Gegebenheiten in den jeweiligen Ländern abstimmen. Eine One-size-fits-all Strategie wird nicht zum Erfolg führen.

saatkorn.: Herr Lake, vielen Dank für das Interview!

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