Tech Recruiting: eine der größten Herausforderungen im Recruiting-Kontext ist das Finden und Einstellen von Software Entwicklern (m/w). Mit talent.io schickt sich ein neuer Player auf dem deutschen Markt an, diese Herausforderung lösbarer zu machen. Ich hatte Gelegenheit, mit Ivo Betke, webcrowd Gründer und talent.io Country Manager Deutschland, zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Betke, bitte stellen Sie sich den saatkorn LeserInnen doch kurz vor.
Klar – das mache ich gerne. Meine Name ist Ivo Betke. Ich bin 31 Jahre alt und habe vor fünf Jahren das Start-Up webcrowd in Berlin gegründet, ein Unternehmen, das darauf spezialisiert ist, IT-Entwickler, Software-Architekten oder Programmierer für interessierte Arbeitgeber zu finden. In den letzten fünf Jahren konnte ich dabei Kontakt zu mehr als 10.000 IT-Spezialisten weltweit aufbauen. Da ich selbst seit acht Jahren ebenfalls als freier Entwickler unterwegs bin, kann ich ganz gut einschätzen, welche Entwickler zu welchen Arbeitgebern passen.
Meine Kontakte und mein Know-how bringe ich nun ab Juli diesen Jahres in dem französischen Recruiting Start-Up Talent.io ein, das die Akquisition von webcrowd als Startpunkt für den deutschen Markteintritt sieht. Bei Talent.io bin ich ab sofort als deutscher Country Manager unterwegs und möchte dazu beitragen, dass die vielversprechende Recruiting-Idee von Talent.io, die in Frankreich in gerade mal 15 Monaten den IT-Arbeitsmarkt erobert hat, auch hier in Deutschland durchstartet. Da ich eben seit vielen Jahren in diesem Segment unterwegs bin, kann ich voller Überzeugung sagen, dass ich noch keinen besseren Ansatz und noch keine bessere Idee für das Recruiting von IT-Entwicklern gesehen habe. Und wir reden ja hier über die wahrscheinlich gefragteste Kandidatengruppe im „War for talents“.
Französicher Marktführer talent.io startet in Deutschland
saatkorn.: webcrowd wurde soeben von talent.io gekauft. In Frankreich ist talent.io eine riesengroße Nummer im Tech Recruiting, in Deutschland soll es das noch werden. Welche strategischen Ziele verbindet talent.io mit dem Eintritt auf den deutschen Markt?
Das stimmt – in Frankreich ging Talent.io innerhalb kürzester Zeit richtig durch die Decke. Dort gibt es kaum einen Arbeitgeber, der bei seiner Suche nach Entwicklern und IT-Spezialisten, an der Nutzung der Plattform vorbeikommt. Dieser Erfolg in Frankreich ist eng mit dem konkreten Ansatz der Idee verknüpft und in jedem anderen europäischen Markt so denkbar. Es handelt sich hier um keine Eigenheit des französischen Recruiting-Marktes. Talent.io reagiert als einer der ersten Anbieter wirklich auf den oft diskutierten Trend, dass sich Arbeitgeber bei gefragten Spezialisten bewerben und nicht mehr umgekehrt. Während viele andere Anbieter immer noch nach der überholten Selektionsmethode funktionieren, basierend auf dem überalterten „Post-and-Pray-Prinzip“, geht Talent.io einen anderen, einen besser funktionierenden Weg.
Der Ansatz ist so einfach wie genial: Jede Woche werden 50 bis 100 wechselwillige Entwickler auf der Plattform vorgestellt, die dann unmittelbar von suchenden Arbeitgebern kontaktiert werden können. Im Vorfeld checken wir im Team mittels ausführlichen Experteninterviews deren fachliche Eignung. Die Kandidaten stehen dann für maximal vier Wochen online und sind offen für Bewerbungen von Arbeitgebern. Dieses System funktioniert hervorragend: Von der Veröffentlichung bis zur Einstellung der Talent.io-Kandidaten vergehen im Schnitt gerade einmal 19 Tage – eine extrem kurze Zeitspanne, die über konventionelle Kanäle wie Online-Jobbörsen so nicht möglich ist. Der Clou: Für Kandidaten ist der Service kostenfrei, Arbeitgeber zahlen nur im Erfolgsfall der erfolgten Einstellung. Wir sind überzeugt, dass Talent.io die Art, wie Software-Entwickler gefunden werden, nachhaltig verändern wird.
Mit unserem Erfolgsmodell starten wir zunächst in Berlin, dem größten deutschen Entwickler-Standort. Wir werden aber schnell deutschlandweit expandieren. Unser Ziel ist es in diesem Kontext die Nummer 1 im Tech Recruiting zu werden – also im wahrscheinlich gefragtesten Kandidatenmarkt in Deutschland und Europa.
Tech Recruiting mit Reverse-Recruiting Ansatz
saatkorn.: Was macht talent.iofür Entwickler so besonders? – Es ist ja beileibe nicht die einzige Plattform, die sich um diese rare Spezies und das Thema Tech Recruiting kümmert.
Wie gerade schon erwähnt, sind wir eine Plattform, die der unverkennbaren Nachfrage nach Entwicklern wirklich gerecht wird. Sie sind der Motor des IT-Arbeitsmarktes, der jedes Jahr um sieben bis acht Prozent zulegt. Deshalb stellen wir die Entwickler in gleichem Maße wie die Arbeitgeber in den Fokus. Arbeitgeber stellen sich bei ihnen vor und es sind die Kandidaten, die entscheiden, zu wem sie wechseln. Und hier ist auch gleichzeitig der Vorteil für Arbeitgeber formuliert: Wir stellen ausschließlich IT-Spezialisten vor, die auch wechselwillig und damit ansprechbar sind. Das ist beispielsweise über Active Sourcing längst nicht gegeben. Über Business-Netzwerke wie XING oder LinkedIn müssen Recruiter teilweise bis zu 500 Kontaktanfragen stellen, bis sie erst einmal eine positive Resonanz erhalten.
Entwickler, die über Talent.io eine neue berufliche Herausforderung angehen, genießen bei uns eine intensive Betreuung. Das beginnt bei den Experteninterviews zu Beginn und hört bei der Unterzeichnung des Arbeitsvertrages auf. Durch unser System verkürzen wir ihren Bewerbungsprozess extrem und reduzieren so auch ihren organisatorischen Aufwand. Das ist das, was Entwickler wollen. Unternehmen, die sich 60 Tage für einen Recruiting-Prozess Zeit nehmen, um derart gefragte Kandidaten zu gewinnen, sind schlicht nicht mehr zeitgemäß. Letztlich sind wir sehr daran interessiert eine Marke zu sein, die von der Community der Entwickler und Programmierer lebt. Deshalb ist es unser fester Plan, uns in der deutschen Software-Szene zu engagieren. Wir verstehen uns dabei als Partner der Entwickler, nicht als deren Makler.
saatkorn.: Inwiefern ist talent.io eine übergreifende Plattform – zum Start soll der Fokus ja zunächst auf dem Tech Recruiting am Standort Berlin liegen?
Berlin ist wie erwähnt nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer deutschlandweiten Präsenz. Es werden definitiv weitere Städte und Regionen in Deutschland und darüber hinaus in Europa folgen. Bei der Rekrutierung derart gefragter Fachkräfte kann man es sich als Arbeitgeber längst nicht mehr erlauben nur in Ländergrenzen zu denken. Auch deshalb ist es unser Ziel, den gesamten Kandidatenmarkt durchlässiger zu machen und die Mobilität von jungen Talenten in Europa zu erhöhen. Dazu zeigen wir ihnen ihre beruflichen Chancen transparent auf.
Und nicht zuletzt sind wir es, die den langwierigen und zähen Bewerbungsprozess über altmodische Stellenanzeigen, endlich ad acta legen. Dies ist ein derzeit unverkennbarer Trend im derzeitigen Recruiting-Markt – wir verfolgen ihn auf dem IT-Arbeitsmarkt.
webcrowd geht in talent.io auf
saatkorn.: Was passiert mit webcrowd?
Ich habe fünf Jahre an der Entwicklung und dem Erfolg von webcrowd mit viel Herz und Leidenschaft gearbeitet. Deshalb war es mir extrem wichtig, dass das Unternehmen, mit all seinen Kontakten, nicht verschwindet, sondern in Talent.io aufgeht, auch wenn es nicht als eigenständige Marke fortbesteht.
In langen und intensiven Gesprächen mit den französischen Gründern von Talent.io weiß ich: Die Philosophie von webcrowd wird in Talent.io weiterleben. Entwickler wollen, dass ihre Arbeit Wertschätzung erfährt. Sie wollen Transparenz von ihren Partnern – egal ob es sich um den Arbeitgeber oder – wie bei uns – um den Recruiting-Partner handelt. Diese Anspruchshaltung haben wir mit webcrowd immer und überall erfüllt und das werden wir auch mit Talent.io tun. Entwickler, die mit Talent.io einen neuen Job bei einem guten Arbeitgeber suchen, sollen wissen: Ich arbeite mit einem Partner auf Augenhöhe zusammen und ich werde nachher einen besseren und perfekt zu mir passenden neuen Job haben.
saatkorn.: Herr Betke, vielen Dank für das Interview!