Studie: Young Professionals wollen gutes Gehalt und Work Life Balance
UNIVERSUM hat gerade die Young Professional Study 2015 heraus gebracht. Ich hatte Gelegenheit mit Stefan Lake, dem Deutschland Statthalter von Universum, zu sprechen. Auf geht’s:
Studie: Young Professionals wollen gutes Gehalt und Work Life Balance
saatkorn.: Letzte Woche ist die Universum Young Professional Study 2015 erschienen. Wer wurde hier in welchem Zeitraum befragt?
Universum befragte im Zeitraum Oktober 2014 bis April 2015 über 7800 junge Berufstätige mit Hochschulabschluss, die 40 Jahre oder jünger sind und ein bis acht Jahre Arbeitserfahrung nach Abschluss des Studiums haben.
saatkorn.: Was sind die wesentlichen Ergebnisse der diesjährigen Studie?
Das ist zum einen der Fakt, dass die Automobilunternehmen ihre Position gefestigt haben und weiterhin tonangebend sind. Die Banken verzeichnen dagegen einen leichten Abwärtstrend und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften einen Aufwärtstrend. Letztere schaffen es zunehmen, Professionals aus der Industrie anzuwerben – das war bislang eher umgekehrt der Fall. Auffallend ist auch, dass bei den bevorzugten Zusatzleistungen die Betriebliche Altersvorsorge ganz nach oben gerutscht ist und eine gute Feedback-Kultur fachübergreifend sehr geschätzt wird.
saatkorn.: Welche Veränderungen haben sich bei den Top 5 Arbeitgebern ergeben?
Bei den Wirtschaftswissenschaftlern haben BMW und Audi im Vergleich zum Vorjahr die Plätze getauscht. Daimler fällt sehr positiv auf und ist in die Top 5 aufgerückt, VW dagegen auf Platz 6 abgerutscht. Auch bei den Ingenieuren steht BMW an der Spitze und verdrängt Audi auf den dritten Platz hinter Porsche. Auch hier hat es Daimler mit Platz 5 in die Top 5 geschafft. Siemens wurde dagegen auf den sechsten Rang verwiesen. Bei den Young Professionals im IT-Bereich steigt Microsoft aufs Treppchen: von Platz 4 auf Platz 2 und verdrängt damit Audi auf Platz 3. SAP ist hier neun Plätze aufgestiegen und damit unter den Top 5. Das Unternehmen verdrängt Porsche auf Platz 6.
saatkorn.: Gibt es besondere Entwicklung beim Stichwort Gehalt?
Grundsätzlich gibt es hier keine wesentlichen Veränderungen, weder bezogen auf das aktuelle noch auf das erwartete Gehalt. Es besteht bei beidem nach wie vor ein erheblicher Unterschied zwischen den Geschlechtern. Dieser lässt sich exemplarisch bei den Wirtschaftswissenschaftlern zeigen: Hier verdienen Männer durchschnittlich 49.970 Euro und Frauen 41.362 Euro.
saatkorn.: Bei den Top 5 der langfristigen Karriereziele liegt „Eine ausgewogene Work Life Balance“ an erster Stelle. Ist das über die verschiedenen Berufsgruppen eigentlich ähnlich?
Ja, bei den Ingenieuren, IT-Professionals und den Wirtschaftswissenschaftlern ist die Work-Life-Balance das wichtigste Karriereziel. Interessant ist: Bei der Frage, was die Work-Life-Balance ausmacht, stehen die Aussagen ”flexible Arbeitszeiten” und ”Familien- und Karriereplanung stören sich nicht” ganz weit oben.
Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen: So ist die intellektuelle Herausforderung den Ingenieuren deutlich weniger wichtig als IT-Professionals und Wirtschaftswissenschaftlern. Ingenieure schätzen dagegen eine sichere Anstellung viel mehr als IT-Professionals und Wirtschaftswissenschaftler. Letztere haben gar kein Interesse, technischer oder fachlicher Experte zu werden.
saatkorn.: Wie haben sich die Treiber der Arbeitgeberattraktivität in den letzten 5 Jahren verändert? Sind die Top 3 „attraktives Grundgehalt“, „Anerkennung von Leistung“ und „anspruchsvolle Tätigkeit“ nicht schon jahrelang vorn?
Ja, das sind nach wie vor die Top-3-Eigenschaften, die Arbeitgeber bei Young Professionals attraktiv machen. Fehlen diese drei Eigenschaften, sind dies häufig Gründe für einen Wechsel. Dabei steht das attraktive Grundgehalt weiterhin ganz oben auf dem Treppchen. Wir beobachten dieses Phänomen in allen G7-Ländern, somit auch Deutschland, in denen die Arbeitskosten so hoch sind.
saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen leiten Sie für Arbeitgeber ab?
Für mich sind das zwei wesentliche Punkte: Zum einen gilt es für Unternehmen, sich die Bedeutung der einzelnen Arbeitgebereigenschaften wirklich genau anzuschauen. Was verstehen Bewerber darunter? In der Umfrage wurden verschiedene Dimensionen abgefragt. Beim „inspirierenden Management“ ist beispielsweise eine gute Feedbackkultur relevant.
Bei der Work-Life-Balance stehen „flexible Arbeitszeiten“ und „Familien- und Karriereplanung stören sich nicht“ ganz oben. Unternehmen tun gut daran, ein klares Profil zu entwickeln und zu kommunizieren, um die passenden Bewerber zu gewinnen und zu binden. Der zweite Punkt ist: Die aktive Ansprache potenzieller Kandidaten gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das heißt, Bewerber möchten von Vertretern der Unternehmen angesprochen werden, nicht von Headhuntern.
saatkorn.: Was hat Sie, Herr Lake in der diesjährigen Studie selbst am meisten überrascht?
Am meisten überrascht hat mich, dass die ”Big 4”-Wirtschaftsprüfungs-gesellschaften, Ernst & Young, PWC, Deloitte und KMPG, es schaffen, Kandidaten aus der Industrie zu gewinnen. Die zweite Überraschung war für mich, dass der Unterschied im Gehaltsbereich zwischen Männern und Frauen immer noch so hoch ist. Weder die erwarteten noch die tatsächlichen Einkommen der Frauen haben sich denen der Männer angenähert. Als dritter Punkt hat mich überrascht, dass die jungen Berufstätigen zwar mit ihrem aktuellen Arbeitgeber mehrheitlich zufrieden sind und dennoch etwa ein Drittel den Job innerhalb des kommenden Jahres wechseln will. Vor diesem Hintergrund gewinnt die aktive Ansprache potentieller Kandidaten nochmal an Bedeutung.