Studie: Universum Young Professional Survey
Der Universum Young Professional Survey 2016 liegt vor. Und wie immer habe ich bei Stefan Lake, Country Manager Deutschland, einmal genauer nachgefragt. Auf geht’s:
saatkorn.: Wie sieht das Setting für den Universum Young Professional Survey 2016 aus. Wer wurde wann und wo befragt?
An der aktuellen Umfrage haben sich 8.375 Young Professionals beteiligt – das sind noch einmal deutlich mehr als im vergangenen Jahr! Sie alle sind berufstätige Akademiker, die maximal 40 Jahre alt sind und über ein bis acht Jahre Arbeitserfahrung verfügen. Wir fragen sie unter anderem, was ihnen in Bezug auf ihre Karriere wichtig ist, was Arbeitgeber ihnen bieten sollten oder wie zufrieden sie mit ihrem aktuellen Job sind. Zur Universum Young Professional Survey gehören natürlich auch die bekannten Arbeitgeberrankings. Dazu erhalten die Teilnehmer Listen, die auf ihre Studienrichtung abgestimmt sind. Sie wählen daraus alle Arbeitgeber aus, die grundsätzlich für sie in Betracht kommen. Auf dieser Basis benennen sie anschließend bis zu fünf Unternehmen, für die sie am liebsten arbeiten möchten – ihre idealen Arbeitgeber.
saatkorn.: Wer sind die Gewinner und Verlierer bei den Arbeitgebern im Universum Young Professional Survey 2016 in den verschiedenen Fachbereichen?
Eine echte Erfolgsstory schreibt Bosch. Das Unternehmen hat sich in gleich drei Rankings in den Top Ten platziert: bei den Ökonomen, den Ingenieuren und den ITlern. Überall machte Bosch Plätze gut und schaffte Sprünge um bis zu acht Positionen nach oben. Das ist vor allem auf ein gutes, nachhaltiges Employer Branding zurückzuführen. Die authentische und innovative Kommunikation von Bosch macht sich deutlich bezahlt. Die Automobilindustrie ist weiterhin ausgesprochen stark. Dabei fällt auf, dass Volkswagen sehr viel besser abschneidet, als man es angesichts der negativen Presse vermuten könnte: Bei den Ingenieuren verlieren die Wolfsburger gerade einmal drei Positionen – ebenfalls ein gutes Beispiel dafür, dass sich gute Arbeitgeberkommunikation lohnt.
Nun aber zu den größten Auf- und Absteigern in den Rankings:
- In den Top 50 der Wirtschaftswissenschaftler machten EDEKA, die REWE Group und Deloitte die größten Sprünge nach oben. Am stärksten abgestiegen sind Coca-Cola Erfrischungsgetränke, EY und Goldman Sachs.
- Bei den Ingenieuren ist das Europäische Patentamt der große Gewinner – mit einer Verbesserung um ganze 62 Positionen. Größte Verlierer sind hier Bilfinger und Roche.
- In den Top 50 der ITler ist Roland Berger Strategy Consultants der bemerkenswerteste Aufsteiger. Die stärksten Einbußen haben Adobe Systems, ebay und Sony Deutschland zu verzeichnen.
saatkorn.: Haben sich im Universum Young Professional Survey 2016 die langfristigen Karriereziele gegenüber den Vorjahren verändert? – Work Life Balance scheint nach wie vor das beherrschende Thema zu sein…
Das stimmt absolut. Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist nach wie vor extrem begehrt. Wir haben die Young Professionals gefragt, was ihnen in Bezug auf Work-Life-Balance besonders wichtig ist. Neben einem guten Arbeitsklima sind das vor allem flexible Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen.
Die Erwartungshaltung ist da sehr hoch. Für Frauen spielt das Thema übrigens eine noch größere Rolle als für Männer: Für zwei von drei der weiblichen Young Professionals zählt eine ausgewogene Work-Life-Balance zu den wichtigsten Zielen, die sie in ihrer Karriere erreichen möchten. Arbeitgeber müssen diese Forderung nach Flexibilität und Vertrauen ernst nehmen – sonst fallen sie vor allem bei weiblichen Nachwuchskräften durch.
saatkorn.: Welche Änderungen gibt es in den Treibern der Arbeitgeberattraktivität im Universum Young Professional Survey?
Das wichtigste Kriterium ist nach wie vor Cash. Wenn man Young Professionals fragt, was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht, steht ein gutes Grundgehalt ganz oben auf der Wunschliste.
Immer häufiger achten Young Professionals aber auch darauf, ob die Führungskräfte im Unternehmen die berufliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter fördern. Das zeigt, wie ungemein wichtig inspirierende Führungskräfte sind. Ihre Strahlkraft, auch nach außen, darf man nicht unterschätzen!
saatkorn.: Die Wechselwilligkeit der Young Professionals ist immens hoch: bei den BWLern überlegt jeder 3. Befragte, den Job im kommenden Jahr zu wechseln, bei den Ingenieuren immerhin jeder 4. Wie sieht das bei den Informatikern aus?
Auch bei den ITlern will jeder Vierte innerhalb des kommenden Jahres den Job wechseln. Trotz dieser hohen Wechselbereitschaft sind die meisten Young Professionals übrigens durchaus zufrieden mit ihren aktuellen Arbeitgebern: Mit durchschnittlich 7,4 von 10 möglichen Punkten ist die Zufriedenheit bei den ITlern besonders hoch. Bei den Ingenieuren liegt sie bei 7,2, bei den Ökonomen bei 6,9 Punkten.
Für die Unternehmen ist es natürlich fatal, wenn ein so großer Teil ihrer Mitarbeiterschaft über einen Jobwechsel nachdenkt. Auch hier muss ich noch einmal die große Bedeutung der Führungskräfte betonen. Young Professionals fordern von ihnen offene Kommunikation und häufiges Feedback. Bleibt das aus, ist der Schritt zum nächsten Arbeitgeber schnell gemacht.
saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen haben Sie vor diesem Hintergrund für Arbeitgeber? – Mitarbeiterbindung ist ja im Gegensatz zur Mitarbeiterrekrutierung bislang nicht ganz so im Fokus?
Ja, das stimmt leider – aber es muss sich ändern. Internes Employer Branding ist enorm wichtig, denn es hat gleich zwei positive Folgen: Zum einen stärkt es die Mitarbeiterbindung, zum anderen lassen sich Markenbotschafter finden und aktivieren, die ihr Unternehmen ganz authentisch nach außen vertreten. Ihre Wirkung ist immens. Nicht selten kommen so die begehrtesten neuen Mitarbeiter an Bord – ganz nach dem Motto: „Good people know good people.“
Ich gebe außerdem die klare Empfehlung, Talentpools mit externen Kandidaten zu bilden. Es kommt allerdings darauf an, dass sie auch professionell bearbeitet werden. Um es konkret zu machen: Ein paar Newsletter pro Jahr zu versenden, reicht bestimmt nicht aus. Den Talenten müssen authentische Erlebnisse geboten werden. Sie wollen spüren, was das Unternehmen wirklich ausmacht.
Eine weitere Empfehlung: In Fokusgruppen höre ich immer häufiger, dass es Talente leid sind, von Personalberatern angesprochen zu werden. Sie wollen den direkten Kontakt mit jemandem aus dem Unternehmen. Wer beim Thema „Active Sourcing“ bereits in den Startlöchern steht, sollte damit loslegen!
saatkorn.: Welche mittelfristigen Entwicklungen erwarten Sie für den Arbeitsmarkt bei Young Professionals in den nächsten Jahren auf dem deutschen Markt?
Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist natürlich der Megatrend schlechthin – und er wird die Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht fordern. Zum einen hat er Einfluss auf das Workforce Planning, sprich: Es müssen völlig andere Profile gesucht werden. Zum anderen stellen diese Mitarbeiter neue Anforderungen, denen sich die Unternehmen stellen müssen. Je mehr Millennials in die Unternehmen strömen, desto wichtiger werden zudem Themen wie „Unternehmenskultur“ und „Führungsstil“. Viele Arbeitgeber haben da immensen Nachholbedarf, zum Beispiel was die Feedbackkultur der Führungskräfte betrifft. Statt sich auf einem Jahresendgespräch auszuruhen, ist es jetzt notwendig, häufig das direkte Gespräch zu suchen und gute Arbeit zu loben. Das hört sich einfach an – doch ist es das nicht für jeden. Die Fokussierung auf solche weichen Faktoren wird so manche Unternehmen völlig verändern.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview rund um den Universum Young Professional Survey 2016! Hier nochmal die gesammelten Ergebnisse als Infografik: