Studie: Ausländische Fachkräfte in Deutschland
Ausländische Fachkräfte in Deutschland
Auf Basis einer aktuellen Studie macht sich in diesem Gastbeitrag Frank Schabel Gedanken um das Thema ausländische Fachkräfte in Deutschland.
Eine mehr als anspruchsvolle Messlatte: 400.000 ausländische Fachkräfte jährlich benötigt die deutsche Volkswirtschaft. Diese Zahl hatte der frühere Präsident der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele vor zwei Jahren als Ziel ausgegeben, um den Fachkräftemangel einigermaßen abzufedern. Wie weit deutsche Unternehmen bei diesem Thema vorangekommen sind, darüber berichtet eine neue Hays-Studie.
In Sachen Fachkräftemangel investieren Betriebe zwar zuallererst in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden und fördern danach Menschen ohne abgeschlossene Schul- und Berufsausbildung. Doch danach steht direkt die Rekrutierung von ausländischen Fachkräften auf ihrer Maßnahmen-Agenda. Daher beschäftigen bereits vier von fünf der befragten Unternehmen in ihrem Unternehmen ausländische Fachkräfte.
Hohe Hürden
Gleichwohl sind die Hürden, sie zu rekrutieren, hoch: Die größte ist – nicht überraschend – mangelnde Deutschkenntnisse. Sie erschweren es, dass deutsche und ausländische Mitarbeitende gut zusammenarbeiten. Die Bedeutung von Sprachbarrieren bei einem Wert von 4,91 (Skala von 1 unwichtig bis 6 sehr wichtig). Weitere wichtige Hemmnisse sind die aufwändige Bürokratie, wie langwierige Visa-Verfahren, und die formale Anerkennung von ausländischen Abschlüssen.
Mit dem Rekrutieren ist es nicht getan. Denn es gilt, die ausländischen Fachkräfte zu integrieren. Die Zahlen der Hays-Studie zeigen, dass deutsche Unternehmen dies professionell regeln. So verfügt knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (48%) bereits über ein eigenes Integrationsmanagement. Nurmehr 19 Prozent halten keine Integrationsangebote bereit.
Hilfe bieten Unternehmen ihren ausländischen Fachkräften vor allem bei der Wohnungssuche (60%), anhand von Sprachkursen (59%) an und sie stellen Mentoren bereit (45%). Auch bei der Suche nach einem Kindergartenplatz (43%,) einer passenden Schule (35%) oder einem Job für die LebenspartnerInnen (40%) unterstützen Unternehmen.
Engagement zahlt sich aus
Dass sich dieses Engagement auszahlt, dafür sprechen die Daten. Laut den befragten Führungskräften sind die ausländischen KollegInnen auf breiter Basis anerkannt. 68 Prozent sehen sie in ihren Teams als gleichberechtigte Teammitglieder an. Auf der anderen Seite konstatiert immerhin ein gutes Drittel (36 %), dass es grundsätzliches Misstrauen gegenüber ausländischen Fachkräften gebe. Das liegt vor allem an den unterschiedlichen kulturellen Prägungen, die immerhin in der Hälfte der Unternehmen manchmal (51%) oder häufig (22%) zu Reibungen führen.
Trotz dieser Konflikte sind die befragten Unternehmen mit dem Wirken ihrer ausländischen Fachkräfte mehr als zufrieden (Wert 4,73 auf einer auf einer Skala 1 unzufrieden bis 6 sehr zufrieden). Bei diesen hohen Werten liegt es nahe, dass Unternehmen auch weiterhin Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren wollen. Dem ist so, wie die Daten nachweisen. Dabei setzen Unternehmen auf die Attraktivität des Standorts Deutschland, den die Befragten als hoch bewerten (Wert 4,6 auf einer Skala von 1 unattraktiv bis 6 sehr attraktiv).
Doch sind Zweifel angebracht, ob sich diese Binnensicht mit der externen Sicht deckt. In einer aktuelle, weltweite Umfrage von InterNations bewerten Expats Deutschland als negativ: Es sei schwierig, in Deutschland heimisch zu werden. Im Gesamtranking liegt Deutschland mit Platz 49 von 53 bewerteten Ländern weit hinten.
Viel zu tun
Um die ambitionierte Zahl an ausländischen Fachkräften zu migrieren, ist folglich noch einiges zu tun: Sicher tut das Gros der Unternehmen einiges, um ihre im Ausland rekrutierten Fachkräfte zu integrieren. Gesamtgesellschaftlich sieht dies jedoch teils anders aus. Doch ist Integration nicht nur eine unternehmerische, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, gerade in den Kommunen vor Ort. Sonst ändert sich nichts dran, dass heute gut die Hälfte der nach Deutschland kommenden ausländischen Fachkräfte sich innerhalb der ersten vier Jahre wieder verabschiedet. In einem ersten schnellen Schritt würde es schon helfen, wenn wenigstens die bürokratischen Verfahren einfacher werden. Auch dies gehört zu einer Willkommenskultur.
Zur Studie Ausländische Fachkräfte in Deutschland:
Für die Studie „Rekrutierung ausländischer Fachkräfte“, die Hays gemeinsam mit der Imagine Foundation e.V. initiiert hat, wurden 874 Führungskräfte aus Industrie, Dienstleistungsbranche und Öffentlicher Sektor befragt. 28 Prozent der Befragten waren direkt in der Geschäftsführung angesiedelt. 35 Prozent waren Führungskräfte aus der IT und 29 Prozent aus dem HR-Bereich. Die Studie kann. man hier downloaden.