Staufenbiel Jobtrends 2016: alle Jahre wieder erscheint die Staufenbiel Studie. Und in bewährter Manier heute hier dazu das Interview. In diesem Fall mit Julia Troesser, verantwortliche Redakteurin für die Studie. Auf geht’s:
Staufenbiel Jobtrends 2016: Interview und Infografiken
saatkorn.: Frau Troesser, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Als Redakteurin bei Staufenbiel.de schreibe ich über alles, was Studenten, Absolventen und Young Professionals bei einer erfolgreichen Karriere hilft. In diesem Jahr habe ich die Ergebnisse der Studie Staufenbiel JobTrends Deutschland 2016 (Download HIER) redaktionell aufbereitet – und hoffentlich aus den vielen Zahlen spannenden Lesestoff gemacht.
saatkorn.: Die Staufenbiel JobTrends 2016 sind soeben veröffentlich worden. Was war denn das Setting der Studie?
Die Befragung lief zwischen September und November 2015: Knapp 300 Unternehmen mit hohem Absolventenbedarf haben Einblick in ihre Bewerberauswahl und Arbeitsbedingungen gegeben. Welche Absolventen haben die besten Einstiegschancen, wie hoch sind die Einstiegsgehälter, welche Bewerbungstrends gibt es? Die befragten Unternehmen haben insgesamt mehr als 7,8 Millionen Mitarbeiter – und mehr als 120.000 Bewerber im Jahr.
saatkorn.: Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie?
In diesem Jahr haben wir das Special dem Thema „Trainees“ gewidmet: Mittlerweile bieten 47 Prozent der Unternehmen diese Programme an – im Vorjahr waren es noch 40 Prozent. Fast alle Arbeitgeber lassen dabei auch Bachelor-Absolventen zu, mehr als die Hälfte bietet schon bei Traineebeginn unbefristete Arbeitsverträge – und damit die Sicherheit, übernommen zu werden.
Für alle Einstiegspositionen sind weiterhin vor allem Wirtschaftswissenschaftler gefragt: Sie werden von knapp 70 Prozent der Unternehmen gesucht. Einen starken Zuwachs gab es aber auch bei Informatikern: von 47 auf 52 Prozent. Diese Studienrichtungen lohnen sich also.
Und natürlich sind immer die Gehaltszahlen besonders interessant: Aktuell zahlt rund ein Drittel der Unternehmen Einsteigern zwischen 40.000 und 45.000 Euro im Jahr, bei einem Viertel bekommen Absolventen 45.000 bis 50.000 Euro.
saatkorn.: Was hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert?
Der Trend geht in Richtung Assessment Center: Mittlerweile wählen 32 Prozent der Unternehmen ihr Personal auf diese Weise aus, das ist ein Anstieg um sieben Prozentpunkte. Das zeigt, dass wir mit der Einführung der BestStudentChallenge vor vier Jahren goldrichtig lagen: Hier bereiten wir Studenten durch Online-Assessment-Center und einen anschließenden Challenge-Tag auf solche Auswahlverfahren vor.
Spannend sind auch die Entwicklungen bei sozialen Medien: 71 Prozent der Arbeitgeber setzen Facebook für Recruiting und Employer Branding ein, 2015 waren es noch 64 Prozent. Und auch bei Youtube gab es einen starken Anstieg: 44 Prozent der Unternehmen stellen aktuell Videos ins Netz, um sich zu präsentieren und potenzielle Mitarbeiter zu begeistern. Xing ist und bleibt für Personaler das mit Abstand wichtigste Netzwerk (92 Prozent), verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr aber leichte Einbußen.
Eine deutliche Entwicklung gibt’s außerdem bei den Abschlüssen, die Personaler bevorzugen: Der Master hat sich eindeutig an der Spitze durchgesetzt. 94 Prozent der Unternehmen sehen dieses Zeugnis bei Bewerbern am liebsten. Dafür dient das Uni-Diplom langsam aus: Es fiel in einem Jahr von 76 auf 66 Prozent.
saatkorn.: Was hat Sie persönlich am meisten in den Stauefenbiel Jobtrends 2016 überrascht?
Eine echte Überraschung war für mich, wie sehr sich die Anerkennung von Bachelor- und Master-Absolventen angleicht. Bei 55 Prozent der Arbeitgeber gibt es unserer Studie zufolge dasselbe Gehalt, bei zwei Dritteln der Arbeitgeber haben die beiden Absolventengruppen dieselben Einstiegs- und Entwicklungsperspektiven. Und nur 13 Prozent der Unternehmen bieten spezielle Einstiegsprogramme nach dem Bachelor. Das kurze Studium kommt also bei Unternehmen an – und in vielen Fällen bringt der weitere Abschluss die Karriere nicht deutlich nach vorn.
Außerdem hätte ich gedacht, dass Englischkenntnisse von noch mehr Personalern ganz selbstverständlich erwartet werden. Diese Zusatzqualifikation liegt zwar deutlich an der Spitze, aber bei immerhin einem Viertel der Unternehmen geht’s noch ohne.
saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen leiten Sie aus den Staufenbiel Jobtrends 2016 für die Personalverantwortlichen in den Unternehmen ab?
Wir sehen, dass der Bedarf an guten Absolventen hoch ist und weiter steigt – Unternehmen müssen also immer stärker um die besten Talente kämpfen. Hier spielt sich viel im Digitalen ab, aber immer noch 14 Prozent der Arbeitgeber sind nicht in sozialen Medien vertreten. Für sie könnte es schwierig werden, wenn alle anderen Arbeitgeber dort weiter aufrüsten. Wer nicht mit modernen Recruiting- und Employer-Branding-Möglichkeiten auftrumpft, könnte schnell den Anschluss verlieren.
saatkorn.: Wie wird sich die Bedeutung von Employer Branding und Talent Relationship Management Ihrer Meinung nach kurz-, mittel- und langfristig entwickeln?
Die Bedeutung wird wegen der hohen Nachfrage an Top-Absolventen sicher weiter steigen. Bei der Mitarbeitergewinnung geht es aber nicht immer nur um die sogenannten „High Potentials“, sondern um die passenden Talente. Passend im Sinne von Profil, aber auch passend zur eigenen Unternehmenskultur. Kurzfristig ist Mitarbeitergewinnung also ein zentrales Thema im Rahmen des Employer Branding. Hierbei ist es wichtig, Recruiting-Botschaften ganz gezielt bei den anvisierten Nachwuchskräften zu platzieren – und dabei auf die richtigen Kanäle zu setzen. Da spielt die digitale Welt eine große Rolle. Und hier sprechen die Zahlen schon heute eine eindeutige Sprache: 61 Prozent der Unternehmen wollen Facebook und Co. stärker für Personalmarketing einsetzen, 56 Prozent verstärkt für Recruiting.
Mittel- und langfristig wird die Mitarbeiterbindung zur echten Herausforderung. Viele junge Akademiker haben hohe Ansprüche an ihren Arbeitgeber und hier gilt es, individuelle Entwicklungsperspektiven zu bieten – um die Talente so zu halten.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview Frau Troesser!