Stack Overflow: interessante IT Recruiting Studie
Stack Overflow: neue IT Recruiting Studie – wenn man sich für Programmierer interessiert, fällt regelmäßig der Name Stack Overflow. Mehr dazu weiter unten. Aktuell gibt es eine spannende Studie rund um die für viele äußerst interessante Fragestellung, wie man eigentlich ITler bestmöglich anspricht. Also habe ich bei Raquel Soares Ribeiro, Territory Marketing Manager von Stack Overflow, genauer nachgefragt. Auf geht’s:
saatkorn.: Bitte stellen Sie sich und Stack Overflow den Saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Mein Name ist Raquel Soares Ribeiro und bei Stack Overflow leite ich das Marketing im deutschsprachigem Raum. Stack Overflow wurde im Jahr 2008 vom Programmierer und Blogger Jeff Atwood und Softwareentwickler und Schriftsteller Joel Spolsky gegründet. Stack Overflow soll als erste Anlaufstelle für hochwertige Ratschläge von Programmierern für andere Programmierer stets dienen und die hilfreichsten Antworten für Programmierfragen zur Verfügung stellen. Die Seite etablierte sich innerhalb kürzester Zeit als Austauschort von Millionen Softwareentwicklern. Auf der dazugehörigen Karriereplattform Stack Overflow Careers können Entwickler ausgeschriebene Jobs finden und Unternehmen durch die Unternehmensprofile entdecken. Das Portal ermöglicht Arbeitgebern, auf Stack Overflow mit der weltgrößten Community von Entwicklern in Verbindung zu treten.
saatkorn.: Sie haben kürzlich eine umfassende Studie unter Entwicklern durchgeführt. Was wollten Sie bei der Umfrage heraus bekommen?
Mit der Community von Stack Overflow haben wir die international umfassendste Umfrage unter Softwareentwicklern initiieren können. Unsere Absicht war es, einen seltenen Blick in den global technischen Rekrutierungsmarkt der Entwicklungsindustrie zu werfen. An dieser Stelle sei gesagt: Wir sind sehr dankbar, dass die Community die Zeit investierte, um an unserer Umfrage teilzunehmen.
saatkorn.: Wer wurde in welchem Zeitraum genau befragt, wie war das Setting Ihrer Studie?
In diesem Jahr nahmen 26.086 Entwickler aus 157 Ländern, darunter fast 2.000 aus Deutschland, teil. Wir haben im Februar 2015 allen Entwicklern von Stack Overflow insgesamt 45 Fragen zu unterschiedlichen Themen gestellt, darunter demographische Merkmale, zu Programmiersprachen, Technologie und eben Karriere. Die Umfrage wurde 2 Wochen lang promotet. Aus der gesamten Umfrage entstand ein spezieller Report für Karrierefragen. Die Ergebnisse des Karriere-Teils haben wir dann im ersten Schritt herausgearbeitet und nach außen kommuniziert.
saatkorn.: Was sind die zentralen Ergebnisse Ihrer Studie?
Die wichtigsten Ergebnisse aus der Karriereperspektive waren vor allem folgende drei Erkenntnisse:
Erstens: 48 Prozent der Entwickler haben keine formale, klassische Ausbildung absolviert, es fehlt also der reguläre Abschluss. Viele Entwickler haben sich die Anwendung von Programmiersprachen selbst beigebracht.
Zweitens: 70 Prozent der Entwickler sind offen für neue Jobangebote, trotz festem Job.
Drittens: die Softwareentwicklung wird weiterhin von Männern dominiert wird. Allerdings zeigt sich ein interessanter Trend auf, dass vor allem junge Frauen sich in den letzten Jahren die Softwareentwicklung gewagt haben.
saatkorn.: Was hat Sie persönlich überrascht?
In Deutschland sind nur 3 Prozent der Programmierer weiblich, unter dem globalen Durchschnitt von 4 Prozent. 8 Prozent der deutschen Programmierinnen haben weniger als zwei Jahre Berufserfahrung, hier liegt der globale Durchschnitt bei 16 Prozent. Es wird deutlich, dass es in Deutschland noch viel Luft nach oben gibt, das weibliche Potenzial des Entwicklerpersonals zu fördern. Zum Vergleich sind in Indien bereits rund 15 Prozent aller Entwickler weiblich.
saatkorn.: Der Paradigmenwechsel auf dem Arbeitsmarkt ist bei Entwicklern anscheinend angekommen. Die Macht liegt in dieser Zielgruppe mithin nicht mehr bei den Unternehmen, sondern bei den Arbeitnehmern. Was müssen Unternehmen tun, um überhaupt für Entwickler interessant zu sein?
Der Trend, dass Entwickler keine klassische Ausbildung absolvieren, zeigt, dass Arbeitgeber von starren und klassischen Wegen der Personalbeschaffung loslassen müssen. Das Abverlangen von akademischen Qualifikationen ist nicht mehr zeitgemäß. Rund 45,9 Prozent der Entwickler sind Autodidakten, bei denen Online-Kurse und Boot Camps zur Weiterbildung hoch im Kurs stehen. Auch im Bereich der Stellenausschreibung wünschen genauere Angaben zum Tätigkeitsbereich, da dies für rund 64 Prozent der Entwickler der wichtigste Aspekt eines neuen Jobs sind. Hingegen meinen nur 47 Prozent, dass die Vergütung für einen neuen Job ausschlaggebend ist. Das Gehalt ist wichtig, aber die Übereinstimmung von Lebensentwurf und eines Jobs, der den eigenen Fähigkeiten am ehesten entspricht, liegen an vorderer Stelle.
saatkorn.: Eine besondere Rolle spielen ja weibliche Entwicklerinnen. Wie können Unternehmen für diese Zielgruppe besonders interessant sein?
Wir beobachten, dass durch die starke Männerdomäne unbegründete Behauptungen über weibliche Kollegen im Raum stehen, die ihren Eintritt wiederum in die Entwickler-Community erschweren können. So wird der Mangel an Frauen in der Softwarebranche dadurch erklärt, dass diese entweder nicht die Fähigkeiten oder nicht die Neigung zum Programmieren besäßen. Oder die falsche Annahme, dass Frauen schlechtere Mathematiker seien. Aus diesen Annahmen heraus ist es vorstellbar, dass Frauen weniger ermutigt und mehr Hindernisse zu überwinden haben, als ihre männlichen Kollegen. Man muss den weiblichen Kandidaten die gleiche Chance geben, ihre Talente auszuleben und in der Entwicklerbranche Fuß zu fassen. Eine offene Community innerhalb der Entwickler ist dafür maßgeblich. Die Initiative liegt also bei allen gleichermaßen: in Hand der Unternehmen und den männlichen und weiblichen Entwicklern, um alle offen zu empfangen und ihre Bereicherung anzuerkennen.
saatkorn.: Frau Ribeiro – herzlichen Dank für das Interview.
Die Studie kann man HIER downloaden.