saatkorn.: Wie kam es eigentlich zu der Idee, ein Buch zum Thema Social Media Recruiting zu produzieren? Warum hat Dich das Thema als Herausgeber so begeistert?
Der Fachkräftemangel ist das TOP-Thema in vielen Unternehmen. Fieberhaft wird darüber nachgedacht, wo und wie man geeignete Fach- und Führungskräfte finden kann. Klassische Wege bei der Personalsuche scheinen nicht so zu funktionieren wie das immer der Fall war. Es müssen neue Ideen her. Wo liegen diese? Mit dieser Frage kam Anfang 2013 der renommierte Springer Gabler Verlag auf mich zu und fragte mich, ob ich ein praxisorientiertes Fachbuch als „Recruiting-Turbo“ für Personalsuchende erarbeiten könne. Da ich weiß welche Arbeit und Energie in einem Buchprojekt steckt, überlegte ich, welche namhaften Experten in meinem Netzwerk sind, um ein hochwertiges Praxishandbuch zu erstellen. Mir war klar, dass ich mit meinem hohen Qualitätsanspruch nicht selbst die wichtigsten und einschlägigsten Kanäle erarbeiten kann, wie es die Fachexperten können. Die Zusagen der Co-Autoren kamen ohne Verzögerung rein. So fühlte ich mich für die große Idee motiviert und erteilte dem Verlag die Zusage für die Erstellung dieses Herausgeberwerkes.
saatkorn.: Was sind aus Deiner Sicht die Gründe, warum sich jemand dieses Buch zulegen sollte? Wer ist Zielgruppe?
Das Buch ist von Praktiker für Praktiker und in leicht verständlicher Sprache geschrieben. Es ist einzigartig in Form und Praxisnähe. Zahlreiche Praxisbeispiele, Interviews, Checklisten und Rechtshinweise sowie eine klare und systematische Gliederung bieten dem Leser praktische Entscheidungshilfen für die tägliche Arbeit. Das Praxishandbuch richtet sich an alle Fach- und Führungskräfte, die in die Personalgewinnung involviert sind. Beispielsweise Personalmanager, Recruiter und Geschäftsführer. Also alle, die sich auch für die neuen Bewerbungs- und Recruitingmöglichkeiten durch Social Media interessieren. Und für alle, die eher digital unterwegs sind, gibt es ein eBook.
saatkorn.: Bei der Zusammenstellung der Autoren und Themen hattest Du bestimmt schon einen inneren „roten Faden“ vor Augen. Bitte erklär doch den saatkorn. LeserInnen die Storyline des Buches.
Das Buch startet nach einer kurzen Einführung zunächst mit den aktuellen Trends im Recruiting. Danach geht es um Recruiting-Erfolge mit XING und LinkedIn sowie um Branding und Recruiting auf Facebook und in Karriereblogs. Der Leser erfährt dann Wissenswertes über die neue Macht der Arbeitgeberbewertungsportale und wie man durch crossmediale Verknüpfung mehr Erfolg im Social Media Recruiting hat. Ein Rechtsexperte beschäftigt sich mit den rechtliche Anforderungen im Umgang mit Social Media. Darüber hinaus werden beispielsweise YouTube, Twitter, Google+, Jobportale mit Social Media-Anbindung beleuchtet. Gegen Ende des Buches beschäftigst du dich, lieber Gero, mit dem strategischen Thema wie Digitalisierung, Demografie und Wertewandel als Treiber für Change Management und Kulturwandel funktionieren. Danach geht es noch um Erfolgsfaktoren für Social Media in Unternehmen. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Fazit, in dem die Fachautoren einen Ausblick in die Kristallkugel wagen.
saatkorn.: Mich interessiert Deine ganz persönliche Sicht: gibt es Artikel in dem Buch, die letzten Endes auch für jemand im Thema Social Media Erfahrenen wie Dich noch überraschen konnten? Irgendwelche Themen und Facetten, die neu für Dich waren?
Ja, selbstverständlich. Mein Hauptfokus lag bisher auf XING und gelegentlich wegen dem internationalen Geschäft auch auf LinkedIn. Für mich war es sehr interessant zu erfahren, welche Chancen z.B. Karriereblogs oder YouTube für Unternehmen bietet und welche rechtlichen Vorschriften man im Tagesgeschäft beachten sollte. Darüber hinaus habe ich einiges an notwendigen Veränderungsprozessen in Unternehmen lernen können.
saatkorn.: Wie erlebst Du in Deiner Berufspraxis als Berater die Aufgeschlossenheit der Unternehmen gegenüber dem Social Media Thema? Hat sich da in den letzten zwei, drei Jahren etwas verändert?
In den letzten drei Jahren musste ich noch reichlich die Werbetrommel rühren, um klar zu machen, welche Möglichkeiten die sozialen Netzwerke bieten. Das hat sich in der jüngsten Vergangenheit stark geändert: Mit Freude habe ich festgestellt, dass wir bei dem Punkt der „Selbstverständlichkeit“ angekommen sind. Social Media funktioniert und bringt Erfolge – mit oder ohne Ihrem Unternehmen. Inzwischen haben wir das sogenannte „Plateau der Produktivität“ erreicht, da die Vorteile und der Nutzen allgemein anerkannt und akzeptiert sind. Dies bestätigt sich mir täglich, da zum einen für viele User und Kunden diverse Netzwerke aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken und wir sehr gute Recruitingerfolge über Social Media verzeichnen. Ein Grund ist auch, dass die klassischen Personalgewinnungswege heutzutage nicht mehr funktionieren. Dadurch steigt die Bereitschaft sich neuen Wegen zu öffnen. Social Media Recruiting gilt als neue Wunderwaffe im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Zu Recht, denn mittlerweile steht diese Lösung neben den Online-Stellenanzeigen und Karriereseiten von Unternehmen unter den TOP 3 aller Rekrutierungskanäle in Deutschland.
saatkorn.: Was sind aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen für Unternehmen beim Einsatz von Social Media?
Die Unternehmen werden sich mit massiven kulturellen, strukturellen und gedanklichen Veränderungsprozessen auseinander setzen müssen. Aufgrund des demographischen Wandels und zunehmender Transparenz durch das Internet und die sozialen Medien kommt es bereits heute zu massiven Machtverschiebungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern kommen.
Die Übermacht der Arbeitgeber gehört allmählich der Vergangenheit an. Unternehmen bewerben sich jetzt und künftig um attraktive Bewerber und müssen in sozialen Netzwerken „Farbe bekennen“!
Dies bedeutet, dass Recruiting strategisch angegangen und gelebt werden muss. Die Unternehmen werden dazu gezwungen sein, in die Beziehung zu potenziellen Mitarbeiten sehr frühzeitig und langfristig zu investieren.
Social Media Recruiting muss deswegen in der Unternehmensstruktur angemessen aufgehängt sein, um es ernsthaft und erfolgreich zu betreiben. Social Media ist kein Azubi- oder Praktikantenthema, das „nebenher“ gemacht werden kann. Erklären Sie Social Media Recruiting zur „Chefsache“, um den Strategieplan festzulegen und die notwendigen personellen, finanziellen und strukturellen Voraussetzungen hausintern zu schaffen. Dazu gehört beispielsweise auch neue Stellen zu schaffen und mittelfristig den „Recruiter 2.0“ zu installieren und aufzubauen. Für den kurzfristigen Bedarf können Interimslösungen (spezialisierte Freelancer) helfen. Zwischen dem Personaler wie Sie ihn aus der Vergangenheit kennen und dem heutig notwendigen „Recruiter 2.0“ liegen Welten! War der „Recruiter 1.0“ eher „verwaltender Administrator“, so ist der moderne Recruiter mehr „Berater und Verkäufer“. Dieser sollte u.a. eine sehr hohe Vertriebsorientierung mitbringen, hochkommunikative Fähigkeiten besitzen, eine aktive Vorgehensweise mit hoher Lernbereitschaft im Web 2.0 haben und eine gewinnende Persönlichkeit sein.
saatkorn.: Lieber Ralph, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit Social Media!
saatkorn. verlost übrigens auf dem saatkorn.-facebook-Kanal 10 druckfrische Exemplare des Buches! Hier entlang – und viel Erfolg!!!