Arbeiten im Ruhestand – Senior Experten vorhanden
Arbeiten im Ruhestand: eine interessante Studie zeigt auf, dass es gerade bei älteren, aus der aktiven Arbeitswelt ausgeschiedenen Experten gutes Potenzial für Unternehmen im Kampf gegen den Fachkräftemangel gibt. Interessanterweise wird von diesem Potenzial aber noch zu wenig Gebrauch gemacht. Mehr Infos dazu im Interview mit Studienleiter Michael Ballweg. Auf geht’s:
saatkorn.: Bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Meine Name ist Michael Ballweg. Ich habe 1996 die media access GmbH gegründet. Wir entwickeln Intranet- und Internetanwendungen u.a. für weltweit agierende Unternehmen wie Bosch, Mercedes-Benz und Bauknecht. Mit der Software „Senior Experten Management“ helfen wir aktuell Bosch und ZF Friedrichshafen AG national und international Experten im Ruhestand mit passenden Projekten der Unternehmen zu matchen. Beispielsweise bei Bosch konnten durch unsere Software-Lösung im vergangenen Jahr über 20.000 Projekttage abgewickelt werden.
Arbeiten im Ruhestand: Interviews mit 650 älteren Arbeitnehmern
saatkorn.: Sie haben kürzlich eine Studie zum Thema Arbeiten im Ruhestand veröffentlicht. Was war das Setting der Studie?
Mit unserer Studie „Zukunft braucht Erfahrung“ wollten wir vor allem zwei Fragen beantworten: Wie hoch ist die Motivation bei Hochqualifizierten im Ruhestand, weiter zu arbeiten und welche Motive stecken dahinter? Wir konnten mit unserer Studie beide Fragestellungen erfolgreich beantworten.
Die Studie basiert zum einen Teil auf einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage von 650 Angestellten im Alter ab 50 Jahren mit höherer Bildung (mindestens Hochschulreife). Den zweiten Teil bilden Leitfaden-Interviews mit Führungskräften und Personalverantwortlichen. Damit beleuchtet media access mit Bosch Management Support (BMS) die Arbeitgeber und Arbeitnehmerseite und findet Antworten auf Hintergründe, Motivation, Vorteile und Herausforderungen zur Arbeit im Ruhestand. Der Vergleich mit einer Befragung von aktiven „Senior Experten“ aus dem Frühjahr 2015 rundet die Studie ab und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen.
saatkorn.: Was waren die zentralen Erkenntnisse aus der Arbeiten im Ruhestand Studie?
Immer mehr Rentner arbeiten nicht aufgrund von Geldmangel weiter, sondern „Erfahrung weitergeben“ ist die treibende Kraft für den „Unruhestand“. Arbeitende Rentner erwarten sich durch die „Herausforderung Arbeit“ vor allem Fitness und soziale Kontakte. Dabei sind den „Senior Experten“ Flexible Arbeitszeiten wichtiger als Home-Office. Merkwürdigerweise nutzen die meisten Unternehmen aber das brachliegende Potential älterer, erfahrener Mitarbeiter nicht aus.
Arbeiten im Ruhestand: Unternehmen bislang ohne Interesse
saatkorn.: Gibt es Ergebnisse, die Sie persönlich überrascht haben?
Besonders überrascht hat uns die Tatsache, dass mit 90 Prozent der Befragten, fast alle bereit waren, mindestens einen Tag in der Woche für ihr altes Unternehmen tätig zu sein. Die zweite nicht ganz so überraschende Erkenntnis, die dafür aber umso erstaunlichere ist, dass nur wenige Unternehmen dieses Potential nutzen und das Know-how ihrer Experten ans Unternehmen binden. Zumal der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel eine große Herausforderung darstellt.
saatkorn.: Gibt es angesichts der demografischen Entwicklung Ansatzpunkte, insbesondere im Technologiesektor, um den Fachkräftemangel abzuschwächen?
Genau das ist ein zentrales Ergebnis unserer Leitfaden-Interviews mit Branchenkennern rund um das Arbeiten im Ruhestand. Experten, die bereits im Ruhestand sind, werden vor allem im Technologie-Sektor eingesetzt. Auftragsinhalte sind meist das Spiegelbild dessen, was das Unternehmen leistet. Wobei der Technologiesektor einen Schwerpunkt bildet. Dort werden „Senior Experten“ vor allem in der Entwicklung, Produktion und Fertigung eingesetzt. Auch in klassischen Feldern wie Controlling und Logistik. Die ehemaligen Kollegen haben teilweise mehrere Jahrzehnte Erfahrung in ihrem Bereich und können unsere Nachwuchskräfte signifikant unterstützen. Das spart oft Zeit und eine Menge Ressourcen.
Arbeiten im Ruhestand: Geld ist nicht Hauptmotivator
saatkorn.: Was sind die Hauptmotivatoren für ältere gut qualifizierte, warum ist das Thema Arbeiten im Ruhestand für die attraktiv?
Für ältere gut qualifizierte spielt Geld meist eine untergeordnete Rolle. Sicherlich ist hier ein Grund, dass diese Arbeitnehmer auf finanziell guten Beinen stehen. Daher sind die Hauptmotivatoren vor allem „Lebenszufriedenheit“, „gebraucht-werden“, „aktiv bleiben“, „spannende Aufgaben“ oder „soziales Umfeld“.
saatkorn.: Was sind – abgeleitet aus Ihrer Studie – Handlungsempfehlungen für Personalabteilungen?
Unsere Studie zeigt klar auf, dass in allen Unternehmen große Potentiale schlummern, den Fachkräftemangel und demografische Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen. Im Grunde genommen ergeben sich aus der Studie zur Arbeit im Ruhestand drei Empfehlungen für Personalabteilungen:
- Im Allgemeinen empfehlen wir, die hohe Bereitschaft der „Senior Experten“, im Ruhestand weiterhin Projekte zu übernehmen, intern zu prüfen und gegebenenfalls zu nutzen.
- Bürokratische Hürden , die sich ergeben, zu lösen.
- Und im besten Falle auf erprobte und etablierte Systeme zurückzugreifen bzw. aus bestehender Erfahrung zu lernen, die andere Unternehmen bereits gemacht haben. Wie zum Beispiel BMS.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview zum Thema Senior Experten Management – Arbeiten im Ruhestand.
Die Studie kann man HIER downloaden.
Bei diesen Seniorexperten handelt es sich meist um Ehrenamtliche die vorher als Fachleute oder in Führungspositionen tätig waren. Gewiß gibt es da im Sozial- und Versicherungsrecht manchmal komplizierte und kontraproduktive Gesetze, was im Prinzip bei starren Altersgrenzen und Zuverdienstbeschränkungen schon losgeht.
Nach Vorlage von Studien der Bundesanstalt für Arbeit vorliegen gibt es trotz der Alterung der Gesellschaft, zu weniger Kinder (Demographie) keinen Fachkräftemangel allenfalls einige Engpässe, wozu die schlecht bezahlte Pflege zählt oder wenig gut erscheinende Handwerke, wie Bäcker.
Generell läßt jedoch die Privatwirtschaft ständig potentielle Fähigkeiten von Menschen liegen, da sie meint diese brauche sie nicht, wären zu teuer, nicht anpassungsfähig oder nicht produktiv ohne den Nachweis zu liefern. Zu diesen Gruppen gehören:
– Frauen, generell, insbesondere Alleinerziehende
– Akademikerinnen in Führungspositionen
– Quer- und Seiteneinsteiger
– wer vermeintlich mal gescheitert oder versagt hat
– Ältere ab 45 Jahre
– Langzeitarbeitslose
– aus der Strafanstalt entlassen wird die Strafe im Bewerberverfahren noch mal gesellschaftlich verlängert
– falsche Herkunft, Nachmann, Wohngegend
Diese Diskrimierungen werden jedoch leise/verdeckt praktiziert, dass die Unternehmer nicht verklagt werden. Kommt es hin und wieder raus haben Unternehmer als Arbeitgeber und Investoren, Personaler, die auf Dispositionsfreiheit maximaler Auslegung bestehen trotz beschlossener Gesetze (z.B. Gleichbehandlungs-, Grundgesetz) die Chance relativ billig davon zu kommen, z.B. kein Schadenersatz oder vielleicht max. drei Monatsgehälter, was keine Wirkung entfaltet.
Ohne solche Diskriminierungen hätten wir weniger als die sieben Millionen Hartz IV_Empfänger, arme Rentner oder arbeitslose Schulabgänger ohne Ausbildung.