METRO CIO Timo Salzsieder steht vor großen Herausforderungen: er muss den Handelsriesen für eine der schwierigsten Zielgruppen sexy machen: ITler. Im ersten Teil dieses Interviews ging es um das Thema Kulturwandel, heute stehen konkrete Maßnahmen rund um Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting im Fokus. Auf geht’s:
saatkorn.: Um so etwas umzusetzen, benötigt man neben einer klaren Vision des Zielbildes konkrete Leuchtturmprojekte, die den Wandel versinnbildlichen. Welche sind das bei METRO insgesamt und was machen Sie ganz speziell im IT Bereich?
Timo Salzsieder: Wie viele andere Unternehmen beschäftigt sich die METRO auch mit den Themen Management 3.0, agile Unternehmensführung und moderne HR Instrumente. Im IT Bereich können wir diese wie gerade schon beschrieben schnell ausprobieren und an unsere Bedürfnisse anpassen. So haben wir zum Beispiel das Employee Engagement Tool Peakon erst mit rund 20 Kollegen getestet, auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten – immer basierend auf dem Feedback der Mitarbeiter – und nun arbeiten immer mehr Einheiten damit. Die Zeiten, in denen ein Projekt oder ein Instrument konzeptionell erarbeitet und dann gleich für alle ausgerollt wird, sind meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß. Es dauert einfach zu lang und man kann nicht schnell genug auf veränderte Bedingungen reagieren.
saatkorn.: Vielleicht können Sie einzelne Maßnahmen etwas genauer skizzieren. Was hat es mit der CODE Kooperation auf sich?
Timo Salzsieder: Die CODE University hat ein sehr interessantes Konzept: Die Studenten erlernen digitale Fähigkeiten anhand von realen Projekten. Sie sitzen nicht wochenlang in theoretischen Vorlesungen, sondern identifizieren Bedarfe, programmieren Apps, rollen diese aus, testen und optimieren – selbst-organisiert. Dabei können die Studenten sich ihre Projekte selbst suchen oder eben an Projekten von Partnerunternehmen mitarbeiten. Für uns bedeutet das: neue Ideen, ganz andere Sichtweisen auf unsere Herausforderungen und sicherlich eine gesunde Naivität: Es ist doch nur menschlich, dass man sein Unternehmen irgendwann wie seine Westentasche kennt, da hilft ein frischer Blick von außen, der erstmal nicht die Herausforderungen, sondern vor allem die Möglichkeiten sieht. So arbeiten einige Studenten an der Idee, Drohnen in unseren Lagern einzusetzen.
saatkorn.: Wie passt dazu der Berlin Development Hub?
Timo Salzsieder: In Berlin sitzt die Tech-Szene Deutschlands. Und wir haben eine dreistellige Zahl an offenen Positionen, vor allem im Software Development, aber auch Bereichen wie Product Management. User Experience oder Data Science. Von daher nutzen wir unseren Berliner Hub, um hier zu rekrutieren. Wir sind es gewohnt, mit Teams verteilt über verschiedene Standorte, über Landesgrenzen hinweg, zu arbeiten. Unsere Strategie ist, dass wir dahin gehen, wo unsere Zielgruppe ist oder gerne sein möchte. Und dort dann die Talente rekrutieren. Berlin ist definitiv ein „place to be“. Aber nicht der einzige, wir prüfen gerade auch andere Optionen.
saatkorn.: Darüber hinaus habe ich von TECH Talks und Fuckup Nights gehört. Was passiert da konkret?
Timo Salzsieder: Zu unseren Tech Talks laden wir externe Sprecher ein, die zu Themen auf der Meta-Ebene wie Management 3.0, „agile Working“ oder zu bestimmten Themen des täglichen Doings berichten, wie zum Beispiel zu Frage „Wie teste ich Prototypen“. Zu den Tech Talks sind natürlich die gesamte METRONOM GmbH sowie die Tochter METRO SYSTEMS in Rumänien eingeladen. Aber auch unsere Kollegen am Campus Düsseldorf, wo die Tech Talks stattfinden, können teilnehmen. International broadcasten wir an unsere gesamte METRO IT Community. Das sind unsere IT Manager in den Ländern, sprich METRO China, Frankreich, Indien etc. Diese Tech Talks inspirieren unsere Kollegen, geben neue Denkanstöße und fördern den Austausch untereinander.
FuckUp Nights sind Events, bei denen das Thema „Fehlerkultur“ ganz oben auf der Agenda steht. Mitarbeiter auf allen Ebenen, also auch das Top-Management, stellen sich vor die Teilnehmer und stellen ihre größten Fehler dar. Das muss Teil unserer Fehlerkultur sein, aber eben auch zum Lernen anregen. Man lernt immer noch am meisten aus Fehlern. Die Fuckup Nights sind derzeit in Planung.
saatkorn.: Richten sich diese Formate eigentlich nur an Interne oder auch an Externe?
Timo Salzsieder: Wenn es möglich ist, laden wir auch Externe ein. Denn zum einen glaube ich daran, dass die Tech Community davon lebt, sich gegenseitig zu befruchten. Zum anderen steigern wir dadurch natürlich auch die Bekanntheit von METRONOM als Tech Player, was eine der zentralen Aufgaben für uns ist.
saatkorn.: Bei den externen Zielgruppen steht sicherlich das Thema Rekrutierung im Fokus. Es gibt mit METRONOM ja sogar eine neue Firmierung des IT-Bereichs. Wie funktioniert die Metronom Kampagne?
Timo Salzsieder: Bei uns gab es einige organisatorische Veränderungen, der Berliner Hub wurde eröffnet, gleichzeitig bestand erstmal der Wunsch extern zu kommunizieren, um unseren Recruiting Bedarf zu decken.
Es gab Veränderungen, in dem wir einige Bereiche zusammengelegt und den IT-Bereich zu METRONOM umfirmiert haben. Denn wir wollen der Taktgeber im Bereich Food und Technologie sein. Wie man in dem Logo sieht, positionieren wir uns nah an der METRO, denn wir sind ein interner Dienstleister. Mit der #TakeTheExit Kampagne in Berlin haben wir unsere Zielgruppe angesprochen, die wir rekrutieren möchten: vor allem Developer, Product Owner, UI/UX Designer, Data Scientists. Aber wie schafft man es, als Xter Tech Player in Berlin Aufmerksamkeit zu erregen? Wir haben die gesamte Tech-Szene auf die Schippe genommen, in dem wir Themen aus der Szene mit dem Hashtag #TakeTheExit gespielt haben, eine Kampagne mit englischen Slogans und skurrilen Zeichnungen.
Nach rund drei Wochen haben wir METRONOM als Absender enthüllt. Sicherlich war die Tonalität für die METRO ungewohnt und auch provokant und manche konnten mehr darüber lachen als andere, aber es hat funktioniert: Die Branche kennt nun METRONOM und die Anzahl an Bewerbungen ist beachtlich.
saatkorn.: Kann man bereits anhand von KPIs erste Erfolge der ganzen Maßnahmen sehen?
Timo Salzsieder: Die Bewerberanzahl hat unsere Erwartungen übertroffen, die ersten Einstellungen haben wir auch vorgenommen. Das Berliner Büro insgesamt haben wir in kürzester Zeit mit Mitarbeitern besetzen können. Die langfristigen Effekte müssen wir natürlich kontinuierlich überprüfen.
saatkorn.: Was sind für METRO im IT-Bereich die nächsten Aktivitäten, was planen Sie mittelfristig noch anzupacken?
Timo Salzsieder: Wir haben gleich mehrere Themen auf der Agenda. Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer digitalen Plattform werden wir auch unsere IT-Landschaft modernisieren. Außerdem investieren wir intensiv in Data Science.
Auf der methodischen Seite führen wir aktuell Objectives and Key Results (OKR) als Managementmethode ein, was in so einem großen, internationalen Unternehmen ebenfalls eine spannende Aufgabe ist. Die Grundidee von OKR ist ganz einfach: Jedem Ziel (Objektive) werden messbare Schlüsselergebnisse (Key Results) zugeordnet. Die Ziele werden transparent kommuniziert und regelmäßig überprüft. So weiß jeder, woran die einzelnen Teams arbeiten. In regelmäßigen Abständen werden die Erfolge gemessen und es findet eine klare Fokussierung statt. Dann werden die nächsten Ziele angepackt.
Zusätzlich arbeiten wir an unseren HR-Prozessen wie Recruiting, Karriere-Systeme, Performance-Management, etc. Außerdem prüfen wir, an welchen internationalen Standorten wir unseren Recruiting-Bedarf am besten decken können – es bleibt also spannend bei METRONOM. Um im Bild zu bleiben: Wir bewegen uns immer weiter … tick tack, tick tack.
saatkorn.: Herzlichen Dank für das Gespräch, Timo Salzsieder! Und weiterhin viel Erfolg bei kontinuierlichem Wandel!