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Recruiting in China und die SinoJobs Career Days

Wie steht es eigentlich um Recruiting in China? – wie sieht der Markt dort aus und wie können Unternehmen aus Deutschland Unterstützung beim Finden von chinesischem Personal bekommen? – Antworten auf diese Fragen hat Dirk Mussenbrock. Auf geht’s: 

Recruiting in China und die SinoJobs Career Days

saatkorn.: Herr Mussenbrock, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.

Dirk Mussenbrock, Initiator der Sinjobs Career Days.

Mein Name ist Dirk Mussenbrock und ich bin Gesellschafter und Geschäftsführer der Mussenbrock & Wang GmbH. Nach einer Ausbildung als Maschinenbaumechaniker studierte ich in Hamburg, den USA und China technische BWL. Die nachfolgenden Positionen im Bereich Product Management, Marketing und Vertrieb waren allesamt in international agierenden Unternehmen angesiedelt. Dazu zählten u.a. Gauss Interprise, Heraeus, DOLMAR (Makita Group) und die tesa SE (Beiersdorf AG).

Im Oktober 2008 gründete ich zusammen mit Wang Lei die Mussenbrock & Wang als ein auf China spezialisiertes Beratungs- und Dienstleistungs-Unternehmen. Mussenbrock & Wang hat sich seit seiner Gründung im Jahre 2008 zum führenden Anbieter von Rekrutierungslösungen im europäisch-chinesischen Kontext entwickelt. Insbesondere durch das Spezial Jobbörse SinoJobs sowie die Recruitingmessen SinoJobs Career Days.

saatkorn.: Fachkräftemangel auch in China? – Nachdem in Deutschland in verschiedenen Berufs- und Zielgruppen der Fachkräftemangel ja deutlich erkennbar wird, würde mich interessieren, wie die Situation in China ist. Bestehen dort ähnliche Herausforderungen? Welche Berufsgruppen sind dort schwer zu bekommen? Und in welchen Zielgruppen (Studenten, Absolventen, Fachkräfte…) spiegelt sich der dortige Fachkräftemangel?
Grundsätzlich gilt zu bedenken, dass es nicht das „China“ gibt. Wir sprechen von einem extrem heterogenen Land mit knapp 1,4 Mrd. Menschen. Die Situation in Harbin kann eine völlig andere sein als in Peking, Shanghai oder Nanjing.

Davon abgesehen stehen insbesondere ausländische Unternehmen seit vielen Jahren vor der Herausforderung, die richtigen Mitarbeiter zu finden und auch zu halten. Bedingt wird dies durch zahlreiche Faktoren wie die berufliche Ausbildung, Hochschulausbildung, steigende Anforderungen durch sich verändernde Unternehmen und Märkte (weg von der reinen unqualifizierten Massenfertigung hin zu anspruchsvollen Produkten und deren Entwicklung vor Ort in China) sowie dem durch die Ein-Kind Politik getriebenen demographischen Wandel.

Auch wenn regional sehr unterschiedlich, fällt es den Unternehmen zunehmen schwer hochqualifizierte Mitarbeiter im Blue Collar Bereich zu finden und diese auch langfristig zu halten. Aber auch im White Collar Bereich sind insbesondere im technischen Bereich gute und erfahrene Mitarbeiter gesucht.

Der Mangel liegt dabei vornehmlich in der Qualität der Bewerber – nicht in der Quantität. So haben es Hochschulabsolventen seit Jahren schwer, nach dem Studium eine adequate Anstellung zu finden. Es gibt Auswertungen die davon sprechen, dass aktuell nur 10% der Absolventen chinesischer Hochschulen für eine Tätigkeit in MNC´s geeignet sind.

Dabei sehen sich die ausländischen Unternehmen in China zunehmend einem Wettbewerb mit innovativen und attraktiven chinesischen Arbeitgebern ausgesetzt. Diese sind oftmals auch finanziell besser aufgestellt und zahlen ggf. sogar höhere Löhne.

saatkorn.: Nun ist Ihrer Pressemeldung zu vernehmen, dass ausländische Unternehmen mit Standorten in China vermehrt in Deutschland rekrutieren. Haben Sie hier konkrete Zahlen?
Konkrete Zahlen auf Basis von repräsentativen Umfragen oder Studien sind mir nicht bekannt. Grundsätzlich sehen wir als führender Anbieter in diesem Bereich aber seit Jahren steigende Zahlen an Unternehmen die unser Stellenportal nutzen oder an den Recruiting Messen teilnehmen, um hier in Deutschland chinesische Talente zu finden.

Ebenso erkennbar ist, dass neben den in China gut vertretenen Automotive- und Maschinebauunternehmen zunehmend auch andere Branchen wie klassische Konsumgüter oder auch Nahrungsmittel in China in größeren Dimensionen in China aktiv werden und entsprechendes Personal benötigen. Gefördert wird diese Entwicklung auch durch die steigende Zahl chinesischer Studenten in Deutschland. Diese Zahl hat im Jahr 2014 erstmalig die 30.000 überschritten.

saatkorn.: Sie helfen Unternehmen mit einer Recruiting Messe bei der Suche nach chinesischen Talenten in Deutschland. Wie funktioniert die Messe?
Die SinoJobs Career Days sind eine klassische Jobmesse: Unternehmen präsentieren sich durch Messseständen den vornehmlich chinesischen Kandidaten. Durch die klare Fokussierung und eine gezielte Teilnahme an der Messe entsprechen die Kandidatenprofile allerdings in einem hohen Maß den Anforderungen der Unternehmen. Sprich die klassische „Laufkundschaft ohne konkrete Bewerbungsabsicht“ wie sie an Hochschulmesse üblich ist, ist durch diese Fokussierung und Durchführung an nicht hochschulbezogenen Veranstaltungsorten kaum gegeben. Ergänzend unterstützt die sehr enge Verzahnung mit dem Stellenportal SinoJobs – welches das größte dieser Art im europäisch-chinesischen Kontext ist – die Ansprache der Kandidaten sowie die zusätzliche Distribution der im Rahmen der Jobmesse ausgeschriebenen Stellen. Die nächsten Sinojobs Career Days finden im November 2016 in München und Düsseldorf statt.

saatkorn.: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Bedarf an in Deutschland ausgebildeten Chinesen in den nächsten Jahren entwickeln?
Der Bedarf wird – bei einer entsprechend Fortschreibung der wirtschaftlichen Entwicklung in China – weiterhin auf einem hohen Niveau bestehen bleiben. Auch getrieben dadurch, dass die Umstellung des chinesischen Hochschulsystems auf eine wettbewerbsfähige Ausbildung noch viele Jahre dauern wird. Zunehmend werden auch chinesische Unternehmen diesen Pool an Talenten für sich nutzen.

Das Problem fehlender Blue-Collar Worker kann allerdings nur durch eine Verbesserung der beruflichen Ausbildung in China gelöst werden. Denn bei den in Deutschland ausgebildeten chinesischen Kandidaten handelt es sich zu 99,9% um Hochschulabsolventen. In Deutschland ausgebildete chinesische KFZ-Mechaniker und Industriemechaniker wird es in größerer Zahl in den kommenden Jahren wohl nicht geben.

saatkorn.: Herr Mussenbrock, vielen Dank für das Interview.

 

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