Ninas Jobreise oder die Suche nach dem perfekten Job – was soll das denn bedeuten? – Als mir die Ex-Kollegin Nina Bruun das erste Mal ihre Idee von einer „Jobreise“ erzählte, musste ich spontan an das lesenswerte Buch und den ebenso sehenswerten Film „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ denken. Hector ist ein Psychiater, der – mit seinem Leben, seinem Job unglücklich – sich auf die Reise nach dem Glück begibt. Seine Idee: andere Menschen kennenlernen und herausfinden, was die jeweils glücklich macht. Hier der Trailer:
Ninas Jobreise hat im Grunde einen ähnlichen Hintergrund und startet auf ihrem Blog so: „36, zwei erfolgreiche Diplome in der Tasche, über elf Jahre Berufserfahrung – davon fünf im Ausland – fließend in zwei Sprachen und weitere in weniger ausgereiften Stadien, und trotz dieser Qualifikationen scheint es schier unmöglich zu sein…seit 16 Jahren bin ich auf der Suche. Ich suche nach einer beruflichen Tätigkeit, die mir liegt. Eine, zu der ich morgens gerne hingehe und während des Tages nicht auf die Uhr schaue. Eine, bei der das, was ich kann, Neues entstehen lässt und andere inspiriert und wo ich inspiriert werde und mich weiterentwickle.“ – Mit so einem Anspruch steht Nina nicht alleine da. Sicherlich spielen viele Faktoren eine große Rolle bei der Suche nach dem perfekten Job. Aber was hier im Vordergrund steht, ist das Thema „Sinn“. – Ich finde ihre Idee sehr spannend. Ergo:
Mit einer Jobreise den perfekten Job finden – auf geht’s ins Interview mit Nina!
saatkorn.: Nina, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Mein Name ist Nina Bruun, ich bin 36, habe Mediendesign und BWL studiert und bin seit über elf Jahren auf dem Arbeitsmarkt unterwegs. Angefangen habe ich im Marketing einer Bank, habe in einer Werbeagentur allerlei Grafik gestaltet, später Marketingkampagnen für Peugeot Dänemark entwickelt und realisiert, eine Grafikabteilung bei Metro Dänemark aufgebaut bis ich zuletzt als Teamleiterin bei arvato Medienfabrik für die Vermarktung einer Lebensmitteleinzelhandelskette in Polen und Dänemark verantwortlich war.
saatkorn.: Aktuell bist Du mit James auf Jobreise. Wer ist James? Und was ist Deine Jobreise?
saatkorn.: Wie bist Du auf die Idee zu „Ich dreh am Rad…und frag mich durch bis zum richtigen Job“ gekommen?
Basis meiner „Jobreise“ ist ein Life/Work Planning-Seminar (kurz „LWP“), an dem ich im Sommer 2013 teilgenommen habe. Hier habe ich analysiert, welche Tätigkeiten, Eigenschaften, Themen und andere Rahmenbedingungen den Job definieren, der mich glücklich macht und eine Methode kennengelernt, mit der man genau diesen findet. Die Methode ist eigentlich recht einfach, denn man interviewt Menschen, die mit genau jenen Dingen arbeiten, die man für sich selbst als spannend oder wichtig definiert hat. Und genau das mache ich jetzt: ich interviewe Menschen in ganz Deutschland! Und da ich flexibel und dabei nicht immer auf ein Hotel oder die Couch von Freunden angewiesen sein wollte, habe ich mir für diese „Reise“ James zugelegt. Der Titel meiner Reise „Ich dreh‘ am Rad“ hat drei Bedeutungen: Ursache meiner Reise ist, dass ich früher in einigen meiner Jobs förmlich am Rad gedreht habe, weil sie mich wahnsinnig gemacht haben. Ganz praktisch gesehen drehe ich jetzt wieder am Rad: mit den Händen an James‘ Steuerrad fahre ich von Interview zu Interview und Ziel der Reise ist es, mich meinem Glück näher zubringen – ich drehe mein eigenes Glücksrad.
saatkorn.: Du hast ja konkrete Themen, in denen Du Dich zukünftig siehst. Wie bist Du auf diese Themen gekommen und welche Themen sind das?
Diese Themen sind zum Großteil Resultat des LWP-Seminars. Durch verschiedene Übungen und Techniken holt man hier selbst verborgenere Interessen und Leidenschaften zum Vorschein – vor allem öffnet es einem die Augen dafür, andere als die eingetretenen, klassischen Inhalte (z. B. die in denen man ausgebildet und/oder Erfahrung hat) zum Thema der eigenen beruflichen Erfüllung zu machen. Meine drei Themen sind folgende:
- Alles, was Kinder fördert und ihnen Spaß macht
- Nähen, Upcycling und faire Mode
- Multimediale, gut gestaltete Kommunikation mit Sinn
saatkorn.: Welche Rolle spielen dabei die von Dir geführten „I-Gespräche“? Was ist das überhaupt?
Ein klassisches Informationsgespräch, abgekürzt „I-Gespräch“, nach LWP besteht aus sechs Standardfragen. Die Antworten auf diese Fragen zeigen mir Wege hin zu diesem Job auf, klären Sonnen- und Schattenseiten sowie dazu benötigte Eigenschaften. Mit diesem Blick „hinter die Kulissen“ kann ich viel besser einschätzen, ob sich diese Tätigkeit mit meinen eigenen Wünschen in Einklang bringen lässt und worauf ich mich einlassen würde bei dieser Tätigkeit. Oft werde ich durch das „Feuer“ des Gegenübers für seinen Job total in Brand gesetzt, andere Male – und das ist eher selten – denke ich: ok, gut zu wissen, denn das ist es nicht, was ich will.
saatkorn.: Nun bist Du seit knapp 4 Monaten „on the road“. Was sind die bisherigen Erkenntnisse? Lohnt sich die Reise schon für Dich?
Aktuell blicke ich auf insgesamt 41 durchgeführte Interviews zurück. Ich habe auch einige Jobs in dieser Zeit testen dürfen: Ich habe schon einen ganzen Tag mit einer zweite Klasse die Schulbank gedrückt, habe den Kunstunterricht dreier Grundschulklassen besucht, war mit „Jungunternehmern“ auf der Straße, habe einen Siebdruckworkshop bei Tellavision mitgemacht und war einen Nachmittag lang mit Streetworkern bei der Arbeit. Aktuell bin ich dabei, die Gespräche und Erlebnisse auszuwerten und meine Schlüsse daraus zu ziehen – da ich noch mitten in diesem Prozess stecke, möchte ich meine halbfertigen Erkenntnisse noch nicht preisgeben. Ich bin definitiv schon um einiges schlauer als vorher und habe viele Ideen für mich mitgenommen. Ein Kongress zum Thema Unternehmertum im Herbst in Berlin hat mich total inspiriert und mir wahnsinnige Lust darauf gemacht, selbst ein Unternehmen zu gründen.
saatkorn.: Wie wird es weiter gehen? Hast Du für die nächste Zeit bereits konkrete Pläne?
Im Januar werde ich einige Zeit in Berlin verbringen, einen Workshop zum Thema „Flow im Job“ besuchen, das ein oder andere I-Gespräch dort führen und eine Woche in einem großen, sozialen Unternehmen, das auch einige Flüchtlingsunterkünfte betreibt, mitarbeiten. Im Februar steht wieder Hamburg auf dem Plan, und ich überlege, eine kleine, leise Geschäftsidee von mir dort auf einem Workshop mit anderen durchzuspielen.
saatkorn.: Wenn dies jemand liest und überlegt, Dir weitere Erkenntnisse zu liefern, was müsste diese Person tun?
Oh, das wäre natürlich klasse! Sie sollte sich mit einem meiner drei Themen auskennen und Lust haben, sich darüber mit mir zu unterhalten oder noch viel besser, mich diesen Job ausprobieren lassen.
saatkorn.: Herzlichen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit Deiner Jobreise! Wer Nina erreichen möchte, kann das über ihren Blog „Nina dreht am Rad“ im Bereich Kontakt tun.