Neue Studie: wo ist die Wechselwilligkeit am Höchsten?
Neue Studie: wo ist die Wechselwilligkeit am Höchsten?
Ein paar interessante Erkenntnisse gibt es aus einer aktuellen Studie von XING zum Thema Wechselwilligkeit, insbesondere auch interessant vor dem Hintergrund der Unternehmensgröße. Untersucht hat XING hier die Mitgliederprofile.
Kurz gesagt: bin ich Arbeitgeber eines Unternehmens mit mehr als 10.000 Mitarbeitern, ist meine Location Frankfurt am Main und ist mein Unternehmen dann noch in der Consultingbranche ist laut XING die Wechselwilligkeit am geringsten.
Laut XING sind die Städte mit der geringsten Wechselwilligkeit von Arbeitnehmern: 1. Frankfurt (Main) 2. Bonn 3. Darmstadt 4. Stuttgart und 5. Düsseldorf. Schlecht für Arbeitgeber sieht es dagegen in Halle (Saale), Magdeburg, Rostock, Potsdam und Leipzig aus.
Die Branchen mit dem höchsten Anteil von Wechselwilligen sind – teils strukturbedingt: 1. Gesundheitswesen 2. Hotel-, Restaurant- und Gaststättengewerbe 3. Handel 4. Technikbranche und 5. Industrieller Anlagenbau.
Gut für Arbeitgeber sieht es in den Branchen Consulting, Finanzdienstleistungen, IT und Telekommunikation, Medien und Medizinische Berufe aus: hier ist die Wechselwilligkeit laut XING am Geringsten ausgeprägt.
Ich finde diese Ergebnisse ganz interessant, aber natürlich wenig überraschend. Allerdings habe ich nicht unbedingt erwartet, dass die Wechselwilligkeit in Konzernen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern laut XING erheblich geringer ausgeprägt ist als in kleineren Unternehmen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, der Globalisierung, des Wertewandels und der veränderten Medien-Nutzung ergeben sich damit für KMUs große Herausforderungen, denn vor dem Hintergrund eines immer stärker werdenden Ringens um die besten Talente schauen die Unternehmen mit einer geringeren Ressourcen- und Finanzausstattung mittelfristig in die Röhre, wenn sie sich nicht konsequent über ihre Unternehmenskultur und Werte positionieren.
Letzte Woche war ich auf dem 14. Deutschen Personalberatertag, wo es in meinem Vortrag „Employer Branding für den Mittelstand – vom Dilemma mittelständischer Arbeitgebermarken“ auch um diese Themen ging. Meiner Meinung nach führt der einzig sinnvolle Weg in KMUs über die Positionierung als Arbeitgeber. Ja, das tun die großen Konzerne natürlich auch und meistens mit deutlich mehr Mitteleinsatz. Aber was soll ein KMU sonst tun, als sich auf die Vorteile zu fokussieren, die man als kleineres Unternehmen haben kann, nämlich Loyalität, Integrität, Unternehmenskultur, ausgeprägtes Werteverständnis? – Gerade die Wechselwilligkeit sollte in den kleineren Unternehmen meines Erachtens geringer ausgeprägt sein als in großen Konzernen, denn das Thema Mitarbeitergewinnung wird fraglos schwieriger für KMUs. Wenn das Thema Mitarbeiterbindung dann auch noch zum Problem wird – wie diese XING Studie andeutet – wird es mittelfristig wirklich problematisch für kleinere und mittlere Unternehmen.
>Allerdings habe ich nicht unbedingt erwartet, dass die Wechselwilligkeit in Konzernen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern laut XING erheblich geringer ausgeprägt ist als in kleineren Unternehmen.<
Wenn jede Menge Kollegen mitlesen, würdest Du "Bin an Karrierechancen interessiert" anklicken? Mich wundert das "Ergebnis" auch. Ich zB habe es angeklickt, nur um zu sehen, wer oder was sich bei mir meldet. Manch ein Personal-Dienstleister wohl auch…
Meine rein gefühlsmäßige Erfahrung auf Xing und meine persönlichen Erlebnisse aus 20 Jahren DAX-Unternehmen sagen mir, dass sich in den Hierarchien der großen Unternehmen viele genervte Mitarbeiter verstecken. Die meisten bleiben nur wegen der vermeintlichen Sicherheit eines Groß-Unternehmens.
Seit Jahren zeigen Umfragen weltweit, dass nur zwei von zehn Arbeitnehmern glücklich und zufrieden mit ihrem Job (bzw. Chef) sind. Viele der anderen sind am Arbeitsplatz mit ihren Gedanken woanders.
Diesen Leuten, oder den guten davon, die Angst vor einem Wechsel zu nehmen, ist eine Hauptaufgabe der KMUs. Dabei hilft, dass laut anderer Umfragen die Leute bei der Auswahl der Jobs immer weniger auf Geld als auf Selbstverwirklichung gucken.
Übrigens: Es gibt eine Alternative. Gründet selbst ein Unternehmen.
-Hans Steup, Berlin
Eine sehr interessante Studie, vielen Dank für den Hinweis darauf.
Wie immer wird die Aussagekraft aber davon eingeschränkt, wer den jetzt befragt wurde. Xing hat dabei nur die eigenen Mitglieder ausgewertet, und ich denke, wer sich bei Xing anmeldet, ist von Haus aus mehr „an Karrierechancen interessiert“, wie es auf der Seite selbst so schön heißt.
Natürlich ist gerade bei KMU das Problem, dass trotz der angesprochenen Vorteile (Loyalität, Integrität, Unternehmenskultur, ausgeprägtes Werteverständnis), so es sie denn überhaupt gibt, die nicht nur berufliche, sondern schlicht auch die finanzielle Perspektive nicht überzeugend vom Arbeitgeber vermittelt wird.
Wechselbereit sind Arbeitnehmer meiner Erfahrung nach immer dann, wenn Sie entweder neue Chancen direkt vor Augen, oder eben direkt vor der Haustür haben, sprich: den einschlägigen Industrieregionen, ODER aber in den besonders schlechten Regionen, wo es eben an der Perspektive und an attraktive Arbeitsplätzen überhaupt mangelt. Klar, das sind Binsenweisheiten, aber manchmal sind die Sachen eben so wie sie sind.