Arbeitsmodelle der Zukunft – ein Thema, mit dem sich die meisten Unternehmen befassen (müssen). Angesichts von Fachkräftemangel, demographischer Entwicklung und New Work Idealismus ist das Thema in aller Munde. Und man kann das Ganze aus verschiedensten Seiten beleuchten wie zuletzt hier auf dem Blog rund um das Thema Büroarchitektur. Heute im Fokus eine Studie der ManpowerGroup. Ich hatte Gelegenheit, mit Stephan Rathgeber, der bei der ManpowerGroup für Marketing, Communications & Digital zuständig ist, über die Studie zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Ich leite seit vier Jahren die Teams Marketing, Communications & Digital bei der ManpowerGroup Deutschland und bin leidenschaftlicher Millennial in Führung. In meiner Rolle als Führungskraft wie auch innerhalb verschiedener Netzwerke setze ich mich täglich mit der Arbeitswelt von morgen auseinander. Meine Themenschwerpunkte sind Digitale Transformation, die Zukunft entdecken und umsetzen, Führung sowie aktives Netzwerken.
saatkorn.: Gerade hat die ManpowerGroup eine Studie zum Thema NextGen: Arbeitsmodelle der Zukunft veröffentlicht. Was bedeutet das eigentlich, NextGen Arbeit?
Eine sich schnell drehende Arbeitswelt verlangt nach neuen Arbeitsmodellen. Die “NextGen-Arbeit” ist ein Weg, berufliche Aufgaben zu erledigen und hilft Menschen dabei, mehr zu verdienen, sich weiter zu qualifizieren und das Zusammenspiel aus Arbeit und Privatleben flexibler zu gestalten. Zeitarbeit, befristete Stellen, Arbeit als Freiberufler oder eigenständiger Unternehmer gehören zu den flexiblen Arbeitsmodellen.
saatkorn.: Und wer wurde zum Thema NextGen: Arbeitsmodelle der Zukunft befragt? Was war das Statement der Studie?
Die ManpowerGroup hat 9.550 Menschen in Deutschland und elf weiteren Ländern im Alter zwischen 18 und 65 Jahren gefragt, ob und warum sie sich für NextGen-Arbeit entscheiden. In Deutschland nahmen 800 Menschen an der Studie teil. Darunter sowohl Menschen die im klassischen Angestelltenverhältnis arbeiten als auch jene, die in flexiblen Arbeitsmodellen ihrer Tätigkeit nachgehen.
Flexibilität, Verantwortung und Beschäftigungssicherheit schließen einander nicht aus. Arbeitgeber sollten aufhören, Arbeitskraft ausschließlich zu konsumieren und anfangen, Fachkräfte systematisch aufzubauen und zu entwickeln. Im Gegenzug sind Arbeitnehmer in der Pflicht, ihre Lernbereitschaft zu verbessern und bereits heute die gefragten Fähigkeiten zu erwerben, mit denen sie auch morgen noch auf dem Arbeitsmarkt bestehen können.
saatkorn.: In Eurer Pressemitteilung zum Thema Arbeitsmodelle der Zukunft definiert Ihr das klassische Angestelltenverhältnis als Auslaufmodell. Ist das nicht eine etwas gewagte Aussage?
Natürlich ist es gewagt! Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir müssen uns trauen, neue Wege zu gehen anstatt in Angststarre zu verfallen und an Altem festzuhalten. Anders wird man in der Arbeitswelt der Zukunft nicht bestehen. Natürlich ist das klassische Angestelltenverhältnis nach wie vor die häufigste Beschäftigungsform. Aber nicht zwingend die beliebteste. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass 77% der Befragten offen sind für NextGen-Arbeit. 83% derer, die bereits in einem flexiblen Beschäftigungsverhältnis arbeiten, wollen dies auch in Zukunft tun. Wir sehen gerade also eine klare Bereitschaft der Menschen hin zu neuen Arbeitsmodellen. Die Bedürfnisse der Menschen sind individuell – es ist an der Zeit, dass die Arbeitsmodelle es auch werden!
saatkorn.: Was macht denn auf Basis der Studienergebnisse NextGen-Arbeit attraktiv?
Die Top drei globalen Entscheidungskriterien für NextGen-Arbeit sind:
- Zusätzliche Verdienstmöglichkeiten
- Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen
- Zeit-Autonomie – Freiheit über das eigene Leben
Der Bestsellerautor Daniel H. Pink beschreibt in seinem TED Talk drei entscheidende Motivationsfaktoren im Job: Autonomie – der Wunsch, unser Leben selbstbestimmt zu führen. 2. Mastery — das Verlangen, besser zu werden in dem was wir tun. 3. Sinn — der Wunsch, etwas zu tun, das einen guten Zweck erfüllt. Legt man die Top Entscheidungskriterien für NextGen-Arbeit und die wichtigsten Motivationsfaktoren übereinander, sieht man klare Parallelen. Menschen wissen selbst sehr gut was sie motiviert und was sie wollen!
saatkorn.: Interessant finde ich die Ergebnisse Ihrer Studie vor allem vor dem Hintergrund einer fast vorhandenen Vollbeschäftigung in Deutschland. Hängen die rapiden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auch damit zusammen, dass immer mehr “klassische” Angestellte anders arbeiten möchten?
Ja. Vor allem die neue Generation der Millennials und Generation Z bringt eine erhöhte Dynamik rein. Aber nicht jeder Vertreter dieser neuen Generationen ist so radikal auf Neues aus, wie diverse Artikel zum Thema “New Work” es uns manchmal glauben lassen. Der Wunsch nach Flexibilität nimmt zu, das stimmt. Für viele Menschen zählt aber auch Sicherheit nach wie vor zu den wichtigsten Kriterien im Job. Beide Wünsche zusammen, die sogenannten Flexicurity, lässt sich vor allem durch eines erreichen: Konstante Weiterbildung! Die junge Generation hat ganz deutlich erkannt, was ihre vermeintlich gegensätzlichen Wünsche vereint. Statt Beschäftigungssicherheit, die heute kaum ein Arbeitgeber mehr bieten kann, sorgen sie für ihre eigene Employability durch Weiterbildung. Und das sorgt für individuelle Sicherheit!
saatkorn.: Was glaubst Du, wohin sich der Arbeitsmarkt insbesondere in Deutschland in den nächsten Jahren entwickeln wird? – Der Zukunftsforscher Sven Gábor Janszky sprach vor einigen Jahren schon davon, dass es zukünftig immer mehr Projektarbeiter geben wird, die ihre Fähigkeiten nur noch projektbezogen zur Verfügung stellen. Im Bereich IT kann man diese Entwicklung ja nun tatsächlich schon sehen – gibt es aus Deiner Sicht weitere Zielgruppen, die zukünftig eher NextGen Arbeit bevorzugen? Wenn ja, welche?
Jede Branche befindet sich kurz vor dem Wandel oder steckt mitten drin! Die gefragten Fähigkeiten werden somit immer schneller und kürzer gebraucht! Das spricht sehr stark für den Anstieg von NextGen-Arbeit. In den letzten zehn bis 15 Jahren waren die größten Stellenzuwächse in den USA im Rahmen von unkonventionellen, alternativen Beschäftigungsformen zu verzeichnen. Diese Veränderung wird es auch bei uns geben. Menschen wollen nicht nur flexibel arbeiten, sondern auch für ihre verschiedenen Fähigkeiten bezahlt werden. Arbeitgeber werden nebenberufliche Tätigkeiten ermöglichen müssen, da es der Wunsch von vielen Arbeitnehmern ist. Gefragte Fähigkeiten sind die digitale Währung der Zukunft!
Wir sehen den Anstieg von flexiblen Arbeitsmodellen schon jetzt in vielen Bereichen. Darunter im Marketing, Design, Consulting, Coaching, Training und allgemein in Jobs, die Impulse geben und die entsprechenden Abteilungen und Menschen in Unternehmen dazu befähigen, neue Wege zu gehen.
saatkorn.: Welche Handlungsempfehlungen würdest Du den Personalabteilungen in Unternehmen geben? Auf Basis Eurer Studie müssten die ja möglichst schnell Verträge mit Manpower oder anderen Personaldienstleistern schließen… 😉
Die entscheidende Frage, die sich Unternehmen stellen sollten, lautet: Wie wollen wir Arbeit in unserer Organisation zukünftig gestalten? Redet mit den Experten: Uns! Danke für die Frage, Gero! 😉
saatkorn.: Stephan, Danke für das Interview rund um Arbeitsmodelle der Zukunft und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei der ManpowerGroup!