Nachgefragt geht in die zweite Runde. Nachdem das erste „Nachgefragt“ gut ankam, heute hier die zweite Auflage. Und das bedeutet: saatkorn. in aller Kürze und nicht mit Antworten, Cases oder neuen Angeboten, sondern mit offenen Fragen. Heute hier Prof. Dr. Christoph Beck mit Gedanken rund um den Fachkräftemangel. Auf geht’s:
Nachgefragt: Was heißt eigentlich Fachkräftemangel genau?
Der Begriff des „Fachkräftemangels“ ist in den letzten 10 Jahren so sehr in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeflossen, dass er nahezu omnipräsent und allgegenwärtig erscheint, aber auch wenig differenziert verwendet wird.
Die Ausgangsfrage müsste eigentlich bereits lauten, wer oder was ist eine Fachkraft? Auch die Antworten auf die scheinbar eindeutige Frage ist vielschichtig, abhängig davon wen man gerade fragt. Umso erfrischender ist es, wenn das IW Köln eine Studie zu dem Thema herausgegeben hat und einmal sauber differenziert feststellt, dass in 96 von 619 analysierten Berufsgattungen anhaltende Fachkräfteengpässe zu verzeichnen sind (vgl. Sebastian Bußmann (Fachkräfteengpässe in Unternehmen: Geschlechterunterschiede in Engpassberufen, Studie 02/2015, Juli 2015, hrsg. v. Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.).
So konnten u.a. 20 Berufsgattungen im Berufsfeld „Gesundheit, Soziales und Bildung“ oder in 15 Berufsfeldern „Energie, Elektro und Mechatronik“ als Engpassberufe identifiziert werden. 41 Berufsgattungen sind von starken Engpässen betroffen, d.h. weniger als 100 Arbeitslose kommen auf je 100 gemeldete offene Stellen, selbst unter der Annahme, dass alle offenen Stellen tatsächlich bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet werden, können die Stellen nicht besetzt werden.
Nachgefragt: Wie konkret verwendet man den Begriff Fachkräftemangel im Unternehmen und kann man diesen auch in einer time-line genau spezifizieren? Weiter nachgefragt: Ist das Aktionsmuster –trotz Fachkräftemangel- immer noch so ausgelegt, dass man hofft auf dem Arbeitsmarkt Engpassqualifikationen dennoch zu bekommen oder müsste man jetzt so langsam anfangen darüber nachzudenken wie Recruiting bei Vollbeschäftigung funktionieren soll und ob die Abwerbung o.ä. zum Regel-Recruiting-Instrument wird?