MICHAEL WITT ist mal wieder als SAATKORN Gastkolumnist unterwegs.
Sein Thema dieses Mal: Resilienz. #havefun
Resilienz – Hype oder must have?
Krisen kommen – Krisen gehen. Das wissen wir eigentlich schon seit Bestehen der Menschheit. Nur nimmt gefühlt die Taktfrequenz deutlich zu und die Richtung, aus der uns manche Hiobsbotschaften erreichen, lässt sich nicht mehr vorhersagen. Die einen legen sich für das Meistern dieser stressigen Situationen den umgangssprachlich dicken Pelz zu und zu den anderen, die nicht so gut mit Belastung umgehen können sagt man einfach: „Stell dich nicht so an“. Doch diese eher unwillkürliche Art der Krisen- und Stressbewältigung scheint überholt und ein neues Rezept ist gefunden: die Resilienz.
Begriffsklärung
Resilienz ist auch schnell erklärt: sie kommt ursprünglich aus der Materialwirtschaft und beschreibt dort die Widerstandsfähigkeit von Materialien. Das Konzept von unempfindlichen und belastbaren Systemen kam und kommt aber so gut an, dass es von verschiedenen Fachdisziplinen übernommen und immer dann zur Sprache gebracht wird, wenn etwas unter starker Belastung weiter gut funktionieren muss: so können Brücken genauso resilient sein wie es auch Organisationen oder ebenso wir Menschen sein können.
Die Resilienzindustrie
Vor allem in der Unternehmenswelt hat sich eine regelrechte Resilienzindustrie entwickelt und auch zum festen Player in der Coachingbranche gemausert. So werden nun vor allem und allen voran Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Bemühen ihre eigene Resilienz zu finden tatkräftig unterstützt damit sie belastbarer und stressresistenter bei hoher Belastung und gleichbleibenden Output werden. Zur Belohnung gibt es seitens der Unternehmen dann die 4-Tage Woche geschenkt, die bei mutmaßlich gleichbleibenden Workload und ohne signifikante Steigerung der Anzahl von Kolleginnen und Kollegen mit völlig freier Zeiteinteilung umgesetzt wird – wir sind ja resilient!
New Work & Resilienz
Nur trügt hier nicht der Schein und verschwimmen hier nicht schnell und offensichtlich Grenzen, die nicht verschwimmen sollten? Stehlen sich Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu resilienten „bulletproofen“ New Workern machen nicht einfach still und leise aus ihrer eigenen Verantwortung? Sie geben doch im Grunde die Verpflichtung der Gesunderhaltung ganz offiziell an ihre Belegschaft ab, geschützt durch die Gütesigel New Work & Resilienz und selbstbestimmtes Arbeiten und sind am langen Ende so fein raus.
Michael Witt: Verantwortung müssen alle übernehmen
Egal wie – wir müssen uns damit abfinden, dass wir uns in einer Art Dauerkrisenmodus befinden – im Privaten als auch im Beruflichen. Das Aushalten von sich zunehmend verstetigen Herausforderungen wird vor allem im unserem Berufsalltag zu Normalität – vor Jahren nannten wir das im Beta-Modus leben. Heute sind wir wahrscheinlich selbst zum Beta-Modus geworden. So ist es absolut notwendig und angezeigt sich mit Handlungsoptionen auseinanderzusetzen, die nun mit den Konzepten der Resilienz bereitgestellt werden. Jedoch haben hier Organisationen ebenso eine Verantwortung wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst – die einen müssen ein wenig komplexer und gesamthafter denken, die anderen individueller und auf sich selbst bezogen. Denken und handeln sie zusammen, dann bleibt Resilienz auch kein Hype und keine wohlklingende Worthülse, sondern wird zur helfenden Alternative.
ÜBER MICHAEL WITT
Michael arbeitet seit knapp 20 im Recruiting und Personalmarketing und ist seit 5 Jahren als Berater mit dem Fokus auf Recruiting Strategie und Organisationsentwicklung selbstständig. Dabei begleitet er Recruiting Organisationen im Rahmen von unterschiedlichen Change Projekten. Connect: https://www.linkedin.com/in/wittm
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