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Management by farce – Interview & Buchverlosung

Management by farce – so heisst das neue Buch von Kurt Steffenhagen. Er stellt sich die Frage, was aus den guten Management-Ansätzen „Change“, „Management by objectives“ und den „Erkenntnissen der Psychologie“ geworden ist. Angesichts der aktuellen Diskussionen um New Work Employer Branding und Mitarbeiterorientierung macht diese Fragestellung aus meiner Sicht ganz viel Sinn.

saatkorn.: Herr Steffenhagen, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Mein Leben lief nicht wie auf einer Schiene. Ein absolviertes Studium der Rechtswissenschaften mit dem Abschluss eines Volljuristen war der Beginn einer geistigen Karriere, dem das Studium der Soziologie folgte. Die Möglichkeiten eines daraus resultierenden geraden Karrierelaufs mit dieser profunden Ausbildung waren mir nie genug. Der Muff unter den Talaren des wissenschaftlichen Elfenbeinturms, der schlichten Starrheit des Denkens war mir schon als Student immer suspekt.Eine humanistische und juristische Ausbildung sowie die internationalen soziologisch/psychologischen Studien schärften meine Wahrnehmung für das System, in dem Menschen sich bewegen. 25 Jahre als Coach im mittleren und Topmanagement waren nicht nur eine Tätigkeit, sondern auch eine Feldforschung am Puls des Selbstverständnisses des Managements.

saatkorn.: Kürzlich haben Sie Ihr neues Buch, Management by Farce, vorgestellt. Wie sind Sie auf die Idee zu dem Buch gekommen?
Kennzeichnend für meine Arbeit ist der Fokus auf die meist nicht hinterfragten Grundannahmen im Umgang mit Menschen und der Zusammenarbeit in Unternehmen. Eine Frage, die unter dem Stichwort „Paradigmenwechsel“ heute eine hohe Aktualität besitzt, weil klassische Denkansätze gemessen an den mit ihnen erreichten Ergebnissen zerschellen.Die Erklärungsmöglichkeiten menschlichen Zusammenseins und gängige Thesen über Menschenführung wie z.B. zur „Motivation“ entlarve ich als blasse Vermutungen bis hin zur Naivität.

Diese Erkenntnis ist nicht immer angenehm, aber eine sinnvolle „Störung“. Die in unserer Gesellschaft grassierende wie ein Gespenst herumirrende Naivität, in der Rezepte dem eigenen Nachdenken vorgezogen werden, ist auch eine Zielscheibe meiner vielen Kolumnen, die scharfsinnig das Scheitern des Taylorismus, der „Wirtschaftshelden“ unserer Zeit und ihrer Denkweise aufs Korn nimmt.

saatkorn.: Der Subtitel „Der feine Unterschied zwischen Führung und Eierkochen“ suggeriert ja schon, dass „Management by Farce“ kritisch mit der heutigen Manager-Kaste ins Gericht geht. Aber ist wirklich alles so schlimm?
Das Wort „schlimm“ ist treffend und es betrifft nicht nur die heutige Managementkaste. Schlimm ist die Naivität, mit der gedacht und gearbeitet wird. Schlimm ist die mangelnde Reflexion der Grundannahmen, mit denen man mit Menschen umgeht. Der Begriff „Menschliches Unternehmen“ zum Beispiel ist ein mit Süßlichkeit verschmierter Begriff. Das Weltbild des Managements ist immer noch kausal geprägt und das in Zeiten, in denen es zutreffendere Weltbilder wie z.B. systemische Erklärungsmodelle gibt. Das Management begnügt sich damit, das „Richtige“ zu tun und glaubt damit die „Wahrheit“ gepachtet zu haben. Ein grandioser Irrtum. Der vielleicht bessere Begriff wäre „Naivität“, was bedeutet, dass die gute Sitte des Hinterfragens dessen, was man tut in Rezepten wie „Management by …“ ersoffen ist und so das Ganze zur Farce wird.

saatkorn.: Nun sind ja die meisten Manager auch Opfer unseres kapitalistischen Systems. Es ist ja nicht gerade leicht, sich in Organisationen, die auf Basis von Quartalszahlen tiefgreifende Entscheidung in sehr kurzen Abständen fällen, zu behaupten und gegen den Strom zu schwimmen. In der Regel spuckt das System einen ja aus, wenn man allzu radikal eigene Vorstellungen durchsetzt. Ist es da nicht etwas polemisch, von Management by Farce zu sprechen?
Eben, es ist nicht leicht. Aber das ist nur ein Freispruch zweiter Klasse. Wer keinen Mut hat, gegen die Naivität aufzustehen, ist im Management am falschen Platze.

saatkorn.: Was ist Ihr Rat an Führungskräfte, die drohen, an den inneren Widersprüchen zu zerbrechen?
Meine Botschaft ist Wachheit und selbständiges, gestaltendes Denken.

saatkorn.: Wie stehen Sie den zahlreichen New Work – Ansätzen, die aktuell überall diskutiert werden, gegenüber? – Mehr Kooperation, Demokratie, Autonomie und Flexibilität steht dem Management by Farce ja eigentlich diametral gegenüber. Oder halten Sie die New Work Diskussion lediglich für ein laues Lüftchen?
Das laue Lüftchen betrifft nicht die aktuellen Inhalte. Einige davon sind sehr gut durchdacht … jedenfalls von den Autoren. Das Kriterium ist Folgendes: Das Management macht daraus wieder Rezepte und als solches sind die neuen Ansätze nicht gedacht. Es sind lediglich Denkansätze, die die konservative Denke aus den Angeln heben und Positionen, die als selbstverständlich hingenommen werden, ins Wanken geraten lassen. Aber wirklich wollen will das niemand.

Neue Gedanken werden in das alte System, das sich ja selbst erhalten will, hineingepfriemelt und damit verdorren sie als „nice to know“. Insoweit ist der Trost darin, dass es andere Denkansätze gibt. Allerdings ist schon die Begrifflichkeit „New Work“ oder Arbeit 4.0 irgendwie ein Hinweis darauf, dass ein Paradigmenwechsel noch nicht einmal erkannt ist. Das „Neue“ steht tief im Sumpf, manchmal sogar ertrinkt es im Taylorismus….

saatkorn.: Herr Steffenhagen, vielen Dank für das Interview rund um Management by farce.

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