In meinem Podcast mit LinkedIn Dach Chefin Barbara Wittmann hatte ich es angekündigt: in den nächsten Wochen stelle ich hier anhand von Interviews mit den jeweils Verantwortlichen LinkedIn einmal etwas genauer vor. Den zweiten Teil zu LinkedIn besser verstehen bringt Dir die mehrfach prämierte Journalistin und Redaktionsleiterin von LinkedIn, Sara Weber. Auf geht’s:
SAATKORN: Sara, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Mein Name ist Sara Weber, ich bin Journalistin, ausgebildet an der Deutschen Journalistenschule in München und arbeite jetzt seit gut drei Jahren bei LinkedIn, wo ich die Redaktion für den deutschsprachigen und niederländischen Raum leite.
SAATKORN: Wie ist die LinkedIn Redaktion in Deutschland aufgebaut?
Unser Team sitzt in München und in Berlin. Wir sind alle ausgebildete Journalist*innen, die vorher u.a. bei der Süddeutschen Zeitung, dem Tagesspiegel oder der Wired gearbeitet haben. Wir kümmern uns um den deutschsprachigen Markt, arbeiten aber auch eng mit den insgesamt 65 LinkedIn Redakteur*innen weltweit zusammen. Unsere Aufgabe sehen wir übrigens nicht nur klassisch im Erschaffen von Inhalten, sondern unser Team spricht intern von den „3C“: Create, curate, cultivate. Wir schaffen zwar auch eigene Inhalte, aber das Kuratieren von Inhalten und das Kultivieren von Expert*innen, die sich mit anderen über ihre Themen austauschen, sind genauso wichtig.
SAATKORN: Und wie funktioniert die redaktionelle Arbeit? – Schildere doch bitte mal einen typischen Arbeitstag von Dir.
Der Fokus unseres Teams liegt auf zwei Hauptformaten: Dem täglichen Nachrichtenüberblick, der jeden Morgen um acht Uhr veröffentlicht wird und unseren Mitgliedern helfen soll, mit den wichtigsten Nachrichten in Ihren Tag zu starten und mit Trends und Tipps für Ihre Karriere auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn der Nachrichtenüberblick veröffentlicht ist, konzentrieren wir uns auf „Aktuell und diskutiert“: Hier können Mitglieder die Entwicklung der Nachrichtenthemen vom Morgen über den Tag hinweg beobachten sowie über weitere Trends und Themen, die ihr Berufsleben betreffen, auf dem Laufenden bleiben. Unser Team wählt also die Themen sowie die dazugehörigen Mitglieder-Beiträge aus – denn zu jedem Thema in „Aktuell und diskutiert“ wollen wir verschiedene Sichtweisen abbilden. Auch veröffentlichen wir regelmäßigen unsere Listen zu den Top Voices, Top Startups oder Top Companies. Wir denken außerdem viel darüber nach, wie wir unsere redaktionellen Produkte noch besser machen können und mit den Themen die richtigen Menschen erreichen. Und dann sitze ich natürlich auch ab und an in Meetings, was bei einem globalen Team ja ganz selbstverständlich ist. Hierfür haben wir in jedem Meetingraum ein fest installiertes Videokonferenzsystem, mit dem ich problemlos mit meinem Team in Amsterdam, meiner Managerin in Paris, unserem Chefredakteur in New York und anderen Kolleg*innen von Australien bis Brasilien sprechen kann.
SAATKORN: Eine Hauptaufgabe ist ja bestimmt die Kuration von Artikeln. Wie funktioniert das, welche Typen von Artikeln sind aus redaktioneller Sicht besonders spannend?
Ja, die Kuration von Artikeln spielt auch eine Rolle, aber unser Fokus liegt tatsächlich eher auf dem Kuratieren von Diskussionen: Worüber sprechen Mitglieder gerade? Was bewegt sie, in ihrer Branche oder auch ganz generell in der Arbeitswelt? Diskussionen finden natürlich nicht nur rund um Artikel statt, die auf LinkedIn veröffentlicht werden, sondern auch rund um Videos oder Posts. Generell gilt: Inhalte, die eine klare Meinung oder These haben und bei denen klar wird, warum sie von ausgerechnet dieser Person ausgerechnet jetzt veröffentlicht wurden, sind erfolgreicher. Jemand, der generisch über die Notwendigkeit von moderner Führung schreibt, ist weniger spannend als eine Führungsperson, die konkret erklärt, was sie in ihrem Alltag erlebt und gelernt hat – und wo sie vielleicht auch mal gescheitert ist. Oder die Meinung einer Software-Entwicklerin, die darüber berichtet, welche Veränderungen aktuell in der Automobilbranche vor sich gehen – aufgehängt an einer aktuellen Nachricht. Je konkreter, authentischer und persönlicher Inhalte sind, desto relevanter sind sie auch für andere Leser*innen.
SAATKORN: Als Blogger poste ich ja auch regelmäßig Artikel auf LinkedIn. Allerdings bekomme ich aktuell gar nicht mit, ob ein Artikel auf LinkedIn besonders gut oder schlecht performt. Gibt es dazu eventuell Statistiken, die ich nicht kenne als User?
Mitglieder können für ihre eigenen Artikel eine detaillierte Statistik einsehen: Darin werden neben der Anzahl an Artikelansichten, Reaktionen, Kommentaren und Shares auch angezeigt, in welchen Unternehmen die meisten Leser*innen arbeiten, welche Position sie haben, in welchen Städten sie sind und wo der Artikel gefunden wurde. Diese Zahlen sind zwar hilfreich, aber in meinen Augen nur Beiwerk – denn ein Text über die Arbeitswelt allgemein hat natürlich ein ganz anderes Publikum als ein Text über Fortschritte beim 3D-Druck für die Medizintechnik. Viel wichtiger ist deshalb aus unserer Sicht die Frage, ob Inhalte eine Debatte anstoßen: Trifft das Thema bei den Leser*innen einen Nerv? Wollen sie sich dazu austauschen? Erreicht der Text die Menschen, die sich wirklich für das Thema interessieren – und wie reagieren sie darauf? Wir hören oft, dass es genau die Texte und Themen sind, die neue, eigene Diskussionen anstoßen, die am erfolgreichsten wahrgenommen werden.
SAATKORN: Ihr kreiert aber ja auch Artikel. Welche Artikeltypen sind das?
Da sind zum einen klassische Interviews, etwa mit Digitalstaatsministerin Dorothee Bär oder Arbeitsminister Hubertus Heil für die unser Hauptstadtkollege Jakob Schulz hauptverantwortlich ist. Mein Kollege Ben Hartlmaier veröffentlicht einen Newsletter für Jobeinsteiger*innen, die gerade die ersten Schritte im Berufsleben machen – und wir hatten auch schon eine Artikelserie zur Zukunft der Altenpflege sowie zu Mobilität. Ich schreibe ab und an über Personen, die mich beeindrucken, oder über aktuelle Entwicklungen im Handel. Dann sind da unsere Listen: Die Listen der begehrtesten Arbeitgeber (Top Companies), Jungunternehmen (Top Startups) und der Menschen, die gerade auf LinkedIn die besten Diskussionen anstoßen (Top Voices). Und natürlich haben wir auch manchmal Nachrichten in eigener Sache, etwa zum Relaunch unseres Nachrichtenüberblicks oder zur Einführung des Gendersternchens in unserer redaktionellen Arbeit. Aber tatsächlich ist die Zahl der Artikel, die unser Team veröffentlicht, vergleichsweise klein – und wir veröffentlichen deutlich häufiger kurze Posts, um eine Einschätzung zu aktuellen Themen und Trends abzugeben.
SAATKORN: Wie wird sich die Redaktionsarbeit in den nächsten 3 Jahren aus Deiner Sicht verändern?
So weit in die Zukunft zu schauen, ist sehr schwierig – gerade in diesem Job. Als ich vor drei Jahren angefangen habe, gab es noch keinen Nachrichtenüberblick, kein „Aktuell und diskutiert“. Mitglieder und auch wir als Redaktion haben größtenteils Artikel veröffentlicht. Videos, geschweige denn Live Video, Posts und Diskussionen waren noch kaum ein Thema. Das hat sich stark gewandelt. Deshalb wäre die Vorhersage, wie wir in drei Jahren arbeiten wären, reine Spekulation. Aber bei einer Sache bin in mir sicher: Wir haben es zu unserer Mission erklärt, berufstätigen Menschen mit den Nachrichten und Meinungen zu versorgen, die sie brauchen, um bei den für sie wichtigen Themen mitreden zu können. Egal, wie die Formate aussehen: Diese Mission verfolgen wir immer – und das wird sich auch in den nächsten drei Jahren nicht ändern. Mit welchen Produkten und Formaten wir das tun: Das werden wir dann sehen!
SAATKORN: Herzlichen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß mit und bei LinkedIn!
- Hier findest Du LinkedIn bessser verstehen, Teil 1, den PODCAST mit BARBA WITTMANN