LEADERSHIP in DIGITALER INNOVATION – so heißt ein mega spannender neuer berufsbegleitender Studiengang der Universität der Künste in Berlin. Ich hatte Gelegenheit, darüber mit Initiatorin Prof. Dr. Karin Bjerregaard Schlüter zu sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Liebe Karin, bitte stelle Dich den SAATKORN Leser:innen doch kurz vor.
An meinem Namen kann man vielleicht schon einen Teil meiner Lebensgeschichte erkennen: Ich heiße Karin Bjerregaard Schlüter und bin durch Heirat nach Kopenhagen „verschlagen“ worden. Hier genieße ich den hohen Grad der gesellschaftlichen Digitalisierung. Von der digitalen Patientenakte über die Schulcloud bis zu digitalen Services für Pässe, Steuern oder den zentralen Bürger-Pin.
Meine Wahlheimat ist eine Inspiration, die ich mit nach Deutschland nehme. In Berlin lehre ich an der Universität der Künste „digital Leadership“. Ich bin Kulturwissenschaftlerin und Journalistin und arbeite seit 2001 ausschließlich in digitalen Projekten. So lehre ich an der Universität und berate viele große Medienhäuser in Bezug auf die digitale Transformation.
Im Kern geht es dabei immer um die richtige Produkt- und Contentstrategie, Kommunikation und Mitarbeiterführung und das passende und veränderte Geschäftsmodell. Alles Bereiche, die sich im Studiengang wiederfinden.
SAATKORN: Warum braucht es einen Studiengang „Leadership in digitaler Innovation“?
Weil es so viele Unklarheiten gibt, die Zeiten sind bewegt: Klimakrise, Digitalisierung oder die Globalisierung. Es gibt viele Treiber für Veränderungen und wenig passende Strategien oder Vorbilder. Wir sind im Moment in einer gesellschaftlichen Phase, in der jeder für sich mit der komplexen Wirklichkeit zurechtkommen muss. Da kann jeder Analysen, ein Netzwerk und viel Kreativität gut gebrauchen.
Die Bewerber:innen kommen zu uns, weil sie Fähigkeiten für eine neue Arbeitswelt benötigen. Sie selbst oder ihre Organisationen und Unternehmen müssen sich an der Zukunft ausrichten und haben für diese Aufgabe noch keinen Kompass und keine Standards entwickelt. Sie befinden sich sehr häufig in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite laufen das klassische Geschäft und die Strukturen noch. Andererseits sind schon die Herausforderungen der komplexen und vernetzten Welt zu spüren.
Im Studiengang entwickeln wir keine aktionistischen Lösungen, sondern statten die Studierenden mit einer ausgezeichneten Analysefähigkeit aus. So können sie Zukunft gestalten.
Außerdem bekommen die Studierenden ein sehr aktives Netzwerk aus Mitstudierenden und Alumnis. Auch das hilft bei der Lösung vieler Aufgaben.
SAATKORN: Der Studiengang ist in 4 Themenbereiche gegliedert – bitte stelle diese doch kurz vor.
Gern. Wir bieten unsere Module in vier Themengebieten an:
- Digitale Innovation: Da geht es um die Frage, wie Innovationsprojekte richtig aufgesetzt werden müssen, welche Techniken gibt es und wie sieht eine gute Strategie aus.
- Leadership & Organisation: Hier besprechen wir den Wandel in der Organisation und der Arbeitskultur und wie sich diese Entwicklungen auf das Führen, Organisationsbild und die generelle Frage der Verantwortung auswirken.
- Design & Kreativität: Dieses Modul führt in die Grundprinzipien der Kreativität von Organisationen und Teams ein. Wie können neue Produkte, Services und auch Workflows designt werden?
- Digitale Geschäftsmodelle: Hier stehen digitale Geschäftsmodelle, Geschäftsmodellmuster und Geschäftsmodellinnovationen der Plattform-Ökonomie im Mittelpunkt. Ziel ist es, eine Markt-Strategie erfolgreich umsetzen zu können.
SAATKORN: Was lernen die Teilnehmer:innen ganz konkret, welche Lerninhalte gibt es?
Die Liste ist zu lang für eine kurze Antwort. Ich versuche es mal mit ein paar Highlights. Wir entwickeln neue Geschäftsmodelle und verändern die Bestehenden. In den Wahlmodulen geht es um nachhaltige Innovationen, Privacy by Design, datenbasierte Marktforschung oder auch das Führen von diversen Teams. Leadership in digitaler Innovation ist ein interdisziplinärer Studiengang, die Dozenten kommen aus der Praxis und aus der Forschung. Wir sind eng verbunden mit dem Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft. Wir verstehen und als Werkstatt, in der Studierende und Dozenten zusammenkommen, um die Fragen der Zukunft zu verhandeln.
SAATKORN: Angelegt ist der Master ja berufsbegleitend. Welchen zeitlichen Aufwand sollte man für den Master einplanen?
Die Seminare finden in Blocks an den Wochenenden statt. Unter der Woche gibt digitale Aufgaben und je nach Modul einigen Lesestoff. Man sollte schon zehn bis 15 Stunden durchschnittlich einplanen. Der Master dauert insgesamt 5 Semester, da ist das Schreiben der Master-Thesis schon mitgeplant.
SAATKORN: Wer sollte sich für „Leadership in digitaler Innovation“ anmelden und wie funktioniert der Annahmeprozess?
Aus Erfahrung sind wir der ideale Studiengang für „Wissensarbeiter“ aus Kommunikationsabteilungen, Produktentwicklung, Verwaltung, Weiterbildung und Design. Meistens kommen die Bewerber in einer Phase zu uns, in der sie ihre Organisationen verändern und strategisch auf die Zukunft ausrichten sollen. Das Alter oder das Vorstudium spielen dabei keine so große Rolle, eher im Gegenteil. Je diverser der Jahrgang in verschiedenen Dimensionen ist, umso produktiver werden die Teams.
Wir haben zwei Bewerbungszeiten im Jahr, immer zum 1. April und 1. Oktober. Auf unserer Website kann man dann die Unterlagen downloaden. Zur Bewerbung braucht man eine digitale Mappe, in der man seine berufliche Laufbahn und die Motivation zum Studium beschreibt.
Der zweite Schritt ist dann die Zulassungskommission. Alle geeigneten Bewerbende werden eingeladen. Dort muss ein kleines Konzept präsentiert werden und es folgt ein kurzes Gespräch. Das war es schon.
SAATKORN: Liebe Karin – DANKE für diese spannenden Einblicke. Ich wünsche Dir viel Spaß mit den Student*innen in „Leadership in digitaler Kommunikation“!