Karrierebeschleunigung mit LinkedIn: Interview mit Michael Rajiv Shah
Karrierebeschleunigung mit LinkedIn: Interview mit Michael Rajiv Shah
LinkedIn gewinnt auch hierzulande immer mehr Freunde. Aber wie nutze ich das Business-Netzwerk optimal für mich selbst? – Meine ganz persönliche Meinung: LinkedIn ist von der User Experience ganz gewaltig hinter XING. Die Möglichkeiten an sich sind aber gigantisch. Mehr dazu erklärt Berater und Autor Michael Rajiv Shah heute im saatkorn. – Interview. Und damit nicht genug: auf der saatkorn.-facebook Seite verlose ich heute 3 Exemplare seines Buches „Karrierebeschleunigung mit LinkedIn“. Also – have fun and luck! 🙂
Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Shah, bitte erklären Sie den Saatkorn. LeserInnen doch, was Sie so machen!
Seit dem Sommer 2007 arbeite ich als professioneller Social Networking Coach und bringe den Nutzen Social Media basiertem B2B Networkings systematisch in Unternehmen. Meine annähernd 19 Jahre Vertriebs- und Führungserfahrung in drei Branchen sind der Kern des Wissens, das meine KMU-Kunden anzapfen können. Die 2012 beendete 5 jährige Tätigkeit als offiziell lizensierter XING Trainer für Österreich war mein Umstieg in die Trainer-, Beratungs und Kommunikationsbranche.
Darüber hinaus bin ich seit 2005 Communitymanager (aktuell ca. 47.000 Mitglieder), blogge aktiv seit 2006 und schreibe seit 2011 (Networking-) Bücher über XING, LinkedIn und Twitter. Eine meiner grossen Leidenschaften sind Zahlen, Daten und Fakten, die ich seit 2009 über die Netzwerke recherchiere, analysiere und veröffentliche. Unternehmen nutzen diese Studiendaten als neutrale Entscheidungsgrundlage im B2B Social Media- und Personalmarketing.
saatkorn.: „Karrierebeschleunigung mit LinkedIn“ – so der Titel Ihres Buches. Für welche Zielgruppe haben Sie das Buch geschrieben?
Der Arbeitstitel des Buches, wie auch der Buchserie, die bisher Twitter, Facebook, Google+ und XING beinhaltet lautet „[Netzwerkname] für Einsteiger“. Zielgruppe sind alle, die das amerikanische Business-Netzwerk zukünftig besser verstehen wollen oder zielführender nutzen möchten als „nur“ Kontakte anderer Netzwerke auf LinkedIn abzugleichen.
Der Karriere- und HR-Fokus des Buches liegt in der Natur der Sache, da ein Netzwerk wie LinkedIn im deutschsprachigen Raum stärker als Karrierenetzwerk, denn Sales- oder Markeingnetwerk betrachtet wird. Ich persönlich finde die Werbebotschaften von LinkedIn und noch mehr XING als Kontraproduktiv, da XING und LinkedIn mehr können als intelligentes Adressbuch und Recruiterjagdgründe zu sein. Die LVQ GmbH beschreibt die Zielgruppe des Buches wie folgt
Wer sich fragt, ob er LinkedIn braucht und wie er es dann einsetzt, ist mit diesem Ratgeber gut beraten. Wer generell netzwerken und dazu das Social Web nutzen möchte, findet ebenfalls hilfreiche Anregungen.
Ein roter Faden, der sich durch das gesamte Buch durchzieht, ist der Begriff „Employee Branding“. Da ich sowohl mit der Geschäftsführung von Unternehmen, als auch deren Angestellten arbeite wünsche ich mir, dass auch beide Seiten aus den Inhalten Wertschöpfen können. Arbeitnehmer, die Netzwerke zum „Personal Branding“ nutzen und Arbeitgeber, die erkennen, dass das vieldiskutierte „Employer Branding“ dann besonders gut zur Wirkung kommt, wenn Mitarbeiter Ihren Ruf und Reputation für das Unternehmen im Sinne einer „Employee Brand“ nutzen. Kollegen wie Dr. Nico Rose und Best Practices sind daher wichtiger Bestandteil des LinkedIn Büchleins. Das Buch selber ist für den Blickwinkel der Menschen geschrieben, die XING kennen und eine Übersetzung des zum Teil doch anders funktionierenden LinkedIn brauchen könnten.
saatkorn.: Aus Ihrer persönlichen Sicht: XING oder LinkedIn? Oder Beide?
Jetzt wollen Sie mich aber festnageln. XING ist für mich als Düsseldorfer (in Österreich lebend) noch immer unverzichtbar. Will ich aber international ausgerichtet sein, Kontakte in Unternehmen haben, deren Fokus über DACH hinausgeht, Menschen finden, die auf XING nicht aktiv sind oder einfach nur offen für das grösste Business-Netzwerk sein, so komme ich um LinkedIn nicht herum. Fazit: Ich nutze beide in unterschiedlicher Ausprägung. Da ich davon ausgehe, dass jeder Mensch andere Ziele hat, empfehle ich erst einmal die eigenen Ziele einer professionellen Personal Branding Strategie zu definieren, um im Anschluss herauszufinden, ob die Zielgruppe auch in dem „Raum“ vorhanden ist, in man gedenkt seine virtuellen Zelte aufzuschlagen.
saatkorn.: Was sind Vor- und Nachteile beider Plattformen und wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung von LinkedIn auf dem deutschen Markt?
Keines der Netzwerke ist der Nabel der Welt. Sie haben ihre Berechtigung, dürfen aber nicht überbewertet werden. Der größte Vorteil von XING ist die Aktivität der (Alt-) Nutzer, die noch immer beispielhaft ist. Der grosse Nachteil von XING ist, dass für normale Mitglieder entweder keine wirklich wesentlichen Neuerungen hinzukommen oder diese nicht so angenommen werden wie gewünscht. Stichwort: Abgeschaltete XING Themen und sonstige Tools. Der größte XING Nachteil ist die sehr geringe Funktionsbandbreite für nicht zahlende Mitglieder. Meines Erachtens kann man XING als Basisnutzer nur dann sinnvoll nutzten, wenn man sich besonders gut mit der Technik auskennt.
Menschen aus dem deutschen Sprachraum verstehen manche amerikanisch gedachten Tools und Neuerungen nicht, sodass dies manchmal dazu führt erfolglos zu sein. Ein Beispiel sind die Kontaktanfragen, die bei LinkedIn nur für bereits bekannte Personen gedacht sind. Der große XING-Nachteil ist LinkedIns Hauptvorteil. LinkedInbasisnutzer bekommen bereits ein so mächtiges Networkingtool, dass nur Spezialisten wirklich Premiummitglied sein müssen. Aus Mitgliedersicht braucht LinkedIn möglicherweise nur zu warten, bis dass XING gröbere Fehler macht. Vielleicht aber kann es trotz vieler Unkenrufe dennoch parallel ein amerikanisches und ein deutsches Netzwerk geben.
saatkorn.: Wenn wir die Perspektive vom Individuum, welches Sie ja mit ihrem Buch ansprechen, zum Unternehmen wechseln: wie beurteilen Sie die Active Sourcing Fähigkeit beider Plattformen?
Wenn ich Active Sourcing als Networking mit Mitarbeiterakquiseabsicht definiere, sind beide Netzwerke ideale Werkzeuge. Das Problem, welches ich sehe ist, dass die Spezialvertriebler „Recruiter“ keinerlei Erfahrungen mit der Spezialform des PreSales Networkings haben. Darüber hinaus sehe ich ein weiteres grundsätzliches Problem. Kaum jemand der für Employer Branding, Recruiting oder Personal verantwortlichen MitarbeiterInnen hat verstanden, dass es überhaupt um Networking und nicht kampagnengetriebenes Social Media geht. Meine Studien der letzten Jahre insbesondere des aktuellen Updates 2014 zu Unternehmensprofildaten der DAX30 und XING Österreich Keyaccounts bei XING, LinkedIn, kununu, Twitter und whatchado bestätigen meine Meinung, dass der wichtigste Bestandteil einer Unternehmensstrategie in Business-Netzwerken noch immer brach liegt: Der eigene Mitarbeiterbestand!
saatkorn.: Was sind aus Ihrer Sicht die mittelfristigen Entwicklungen rund um das Thema Career Networking?
Wenn Unternehmen erkennen, dass das Kernproblem zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei LinkedIn/XING das unfreiwillige Zusammenkommen in diesem Raum sind, werden Sie sehen dass „Employee Branding“ eine wichtige Brücke über diese Kluft unterschiedlicher Interessen des Arbeitskrafteinkaufs und Arbeitskraftangebots sein kann. Ich hoffe, dass das Buch vorliegende für beide Seiten einen wesentlichen Bewusstseinsbeitrag in diese Richtung leisten kann.
saatkorn.: Herr Shah, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß und Erfolg.
XING, LinkedIn oder beide?
Die Aussage von Herrn Shah kann ich nur voll unterstützen. Im DACH-Raum ist sicherlich XING das führende Netzwerk. Daher würde ich die Nutzung mal mit 80 % – 20 % zu Gunsten von XING schätzen. Aber LinkedIn hat viel Potenzial seine eigenen Stärken zu vermarkten und dürfte gerade für Jobsuchende bzw. Wechselwillige unverzichtbar sein.
Hallo Herr Ingignoli,
herzlichen Dank für’s Beipflichten zu meinem Netzwerk-Bekenntnis zu XING.
Natürlich möchte ich das gern mit Gero Hesses Eingangsstatement zu User-Experience verknüpfen bzw. dem widersprechen. Für mich ist es das Netzwerk (also die Menschen) an sich und nicht die Technologie oder Usabillity von XING, das es für mich D-A-CH-übergreifend so wertvoll macht.
Grüsse nach Wuppertal 😉