Karriere-Storytelling per Video: Interview mit WHATCHADO
Vor Kurzem drüber gestolpert und für gut befunden: WHATCHADO, eine neue Plattform aus Österreich, die Karriere-Storytelling bietet. Zu meinem Vergnügen hat Chief Storyteller – das ist mal ein cooler Titel! – Ali Mahlodji ausführlich und unterhaltsam meine Fragen beantwortet. Auf geht’s, ich bin mir sicher, dass so manche/r saatkorn. LeserIn heute noch Fan davon wird:
saatkorn.: Ali, bitte erkläre den saatkorn. LeserInnen doch, was sich hinter whatchado.net verbirgt. Was sind Eure Ziele, wer ist die Zielgruppe?
Durch Kooperationen zeigen wir – derzeit noch in Österreich, an Kooperationen in Deutschland arbeiten wir gerade – zu jeder Videostory die passenden freien Jobs und bald auch die passenden Ausbildungen an. So schaffen wir es, über 4-Augengespräche aufzuklären, aber auch zu echtem Handeln zu verhelfen.
Was wir definitiv nicht sind und niemals sein wollen, ist eine Werbeplattform, auf der man Imagevideos von Unternehmen findet. Wir stellen 4-Augengespräche dar, die man nur in seltenen Fällen mit Mitarbeitern führen kann und stellen diese einer breiten Öffentlichkeit 24 Stunden/365 Tage im Jahr zur Verfügung.
Wenn jemand flashige MTV Clips möchte, ist die Person bei uns falsch aufgehoben. Wir vermitteln Information und machen uns das Medium Video zu nutze, daher verbringen WHATCHADO User im Durchschnitt auch über 20 Minuten auf der Plattform.
Zu den whatchado-Fragen, die wir jeder Person stellen: Die Fragen haben wir crowedsourced mit über 350 Menschen (14 bis 35 Jahre) entwickelt, weil wir festhalten wollten, was Menschen aus einem 4-Augengespräch mit einem Fremden am Liebsten mitnehmen:
1. Was steht auf deiner Visitenkarte?
2. Worum geht es in deinem Beruf?
3. Wie ist dein Werdegang?
4. Ginge dieser Beruf auch ohne deinen Werdegang?
5. Was ist das Coolste an deinem Beruf?
6. Was ist die Einschränkung in deinem Beruf?
7. 3 Ratschläge an dein 14-jähriges Ich?
WHATCHADO enstammt einer Kindheitsidee von mir und war als Handbuch der Lebensgeschichten gedacht, auf dem jeder Mensch kurz und knackig anhand eines 4-Augensgesprächs über Beruf, Werdegang und Lebenserfahrung spricht. Vor knapp 2 Jahren habe ich eine Kamera geschenkt bekommen und mit meinem Kindheitsfreund Jubin begonnen, aus der Idee ein Konzept zu machen. Mai 2011 haben wir dann für die Idee den internationalen Social Impact Award gewonnen und Ende Juni 2011 mit 17 Videos und einem gemeinnützigen Verein gestartet. Zu dieser Zeit hatten wir nicht mal ein Business-Modell, sondern haben die Plattform quasi für uns selbst gemacht und auch selbst finanziert. Am Tag des GoLives hat das staatliche Fernsehen einen 2,5 Minuten TV-Bericht gebracht, der Österreich-weit ausgestrahlt wurde:
[videoembed type=“youtube“ width=“680″ height=“380″ url=“http://www.youtube.com/watch?v=oxAG-yOHZtk“ id=“0″]Danach gings rund und innerhalb von 72 Stunden haben sich 5 Unternehmen gemeldet, die mit ihrem Mitarbeitern bei uns vertreten sein wollten. Da haben wir beschlossen, dass es Sinn macht, unsere bisherigen Jobs hinzuschmeissen und die Idee größer zu machen. Im Januar 2012 haben wir ein Unternehmen gegründet und alle Personen, die davor ein Jahr lang ehrenamtlich mitgearbeitet haben, mit ins Unternehmen genommen. Heute haben wir über 740 Lebensgeschichten online, von denen 40% bei Kunden gedreht wurden, haben 20 Mitarbeiter und erste Anfragen aus Deutschland. Es ist unser Ziel, die größte Plattform in deutschsprachigen Raum zu werden, auf der man sich informiert, wenn es um die Frage geht, welche Karrierewege es da draußen gibt. Wobei wir Karriere immer als die Mischung aus Beruf, Ausbildung und Lebenserfahrung sehen. Unsere Zielgruppe:
- 13 – 19 Jahre alt: 23%
- 20 – 25 Jahre alt: 44%
- 26 – 34 Jahre alt: 21%
- 35+: 12%
Konzipiert hatten wir die Plattform für ab 14-jährige, aber der Andrang der Menschen nach dem Abitur hat uns selbst überrascht. Die Zahlen haben wir dank Erhebungen über User-Chats auf der Website, Ableitung von Traffic über Facebook User – diese Zahlen spiegeln sich aber auch sehr gut in den Anfragen der Kooperatonspartner, die in Österreich derzeit am meisten die Universitäten und Unternehmen sind.
saatkorn.: Und wer sind die Leute hinter whatchado? Was macht Euer Team aus?
Unsere Kultur ist dahin gehend motiviert, dass wir etwas schaffen wollen, dass unserer eigenen und zukünftigen Generationen zur Verfügung steht und wirklich hilft. Ab kommenden Freitag sind wir 20 Personen. Ca. 10 Personen davon haben fast ein Jahr lang ehrenamtlich an der Idee und der Umsetzung gearbeitet, bevor wir ein Unternehmen gegründet haben und alle fst angestellt haben. Das bedeutet, dass der Kern unseres Teams sehr nachhaltig gewachsen ist, da das Business-Thema immer eines war, dass passiert ist.
Gegründet haben WHATCHADO mein Kindheitsfreund Jubin Honarfar und ich, aber natürlich mit Hilfe von Freunden, die heute ebenfalls Teil des Teams sind. Die Teammember haben 11 Nationalitäten und sprechen 14 Sprachen 🙂
Wir arbeiten alle als Unternehmer im Unternehmen, d.h. jeder hat klare Ziele – wie und wann diese erfüllt werden, bleibt jedem selbst überlassen, solange Vereinbarungen eingehalten werden. Daher gibt es bei uns z.B. auch keine Urlaubsbeschränkung. Jeder WHATCHADOOLER kann z.B. solange Urlaub machen wie er oder sie will, solange die Performance stimmt – lustigerweise hat dies noch niemals (negativ gesehen) ausgenutzt 🙂 Wenn wir etwas lösen müssen, dann tun wir das wirklich immer im Team und die Meinung eines jeden zählt genauso wie meine. Zum Beispiel ist unser VIdeo, mit dem wir einen Developer gesucht haben, der Idee einer Praktikantin entsprungen: Ist echt lustig geworden, auch wenn ich mich zum Affen mache:
[videoembed type=“youtube“ width=“680″ height=“380″ url=“http://www.youtube.com/watch?v=EJWuLEoTqF4″ id=“0″]Zusätzlich haben wir in hochprofessionelles Expertenboard, bestehend aus
- Niko Alm (Gründer der 3. größten Onlineagentur Österreichs)
- Dr. Johann Hansmann (Business Angel 2012, mehrfacher Gründer und Entrepreneur)
- Selma Prodanovic (Gründerin Austrian Business Angel Association und Incredible Europe)
Das Expertenboard ist dafür da, damit wir als junges StartUp mental nicht abheben 🙂
saatkorn.: „Everyone’s got a story“: was verbirgt sich dahinter?
Der Kern von WHATCHADO ist, dass man durch ein kurzes 4-Augengespräch mit einer fremden Person – vorausgesetzt man ist mit den richtigen Fragen bewaffnet 🙂 – mehr Informationen über das Leben und Karrieren bekommt, als es eine Broschüre je tun könnte. Grundlage dafür ist, dass wir ganz stark glauben, dass JEDER Mensch eine individuelle Story hat, die es zu erzählen gilt. Sei es beruflicher oder privater Natur. Als wundervolles Beispiel möchte ich Gerd Höfner, CEO Siemens India anführen, dessen Interview mich persönlich sehr inspiriert hat. Allein was er bei Frage 7 seinem 14-jährigen Ich mit auf den Weg gibt, ist etwas, dass man nur in einem 4-Augengespräch entnehmen kann. Ab Minute 5:17 kommt die Frage 7: Unbedingt ansehen!!!
saatkorn.: Auf welchen Social Media Plattformen gibt es whatchado? – Ihr nennt Euch „Die Berufs- und Karriereplattform einer neuen Generation“. Dementsprechend werdet Ihr ja auch neue Wege der Kommunikation gehen, oder?
Vertreten sind wir auf
wobei wir Facebook sicher am Stärksten nutzen und ab Q2 eine neue Strategie ausrollen werden, die sich mehr an das „Mensch-als-Multiplikator“-Prinzip richten wird. Intern sind wir durch Tools verbunden, die alle in der Cloud liegen, da dies für uns die sicherste und kostengünstige Variante ist, falls es wirklich mal zu Diebstahl oder Ähnlichem kommt. Wir kommunizieren intern über SMS, Chat aber auch über das gute alte Telefonat 🙂
„Die Berufs- und Karriereplattform einer neuen Generation“ bedeutet für uns, dass wir die Generation, die Orientierung braucht so ansprechen möchten, wie diese es versteht und auch verdient hat. Imagefilme der Vergangenheit wurden oftmals für das Wohlwollen von Marketingmanagern gemacht, aber selten wurde an die echte Zielgruppe gedacht. Das spiegelt sind in Wordings, Stockfotos und Bullshitbingo-Selbstbeweihräucherungen von Unternehmen wieder. Wir denken, dass man jeder Generation auf Augenhöhe entgegentreten muss, sei dies in der Kommunikation, der Sprache oder einfach dem Verständnis für deren Probleme.
saatkorn.: Was sind Eure nächsten Schritte? Wo wollt Ihr mit whatchado Ende 2013 stehen und wo mittelfristig?
Die Roadmap sieht so aus, dass wir im Mai herum unsere neue Plattform launchen werden, die sich noch stärker an User-Wünsche richten wird und eindeutig skalierbarer sein wird. Aufgrund vieler Zugriffe aus dem Ausland, aber auch internationalem Content, werden wir sicher mehrsprachig werden und langsam aber sicher unser WHATCHADO Spiel für Tablets auf Schiene bringen. Content-seitig werden wir ein Sound-rebranding und CI-rebranding angehen, aber hier nur minimal, da wir noch Usertests abwarten. Aus Business-Sicht ist das Wichtigste natürlich ein solides Fundament, das bedeutet für uns eine gute und zufriedene Kundenbasis, die sich unser Einschätzung nach 2013 auch nach Deutschland und in die Schweiz ausbreiten wird. Hier Zahlen zu nennen käme zum jetzigen Zeitpunkt einem Blick in die Wundertüte gleich 🙂
Ganz wichtig wird werden, die Wünsche unserer bestehenden Kunden noch besser zu verstehen und diese in die neue Plattform zu integrieren, aber auch darauf basierend die richtigen Kooperationen abzuschliessen. Kooperationen mit Karriereplattformen, aber auch Universitäten, Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen sollen 2013 dafür sorgen, dass wir mit unserem Content und unserem Interessensmatching dort helfen können, wo Bedarf besteht.
Wir sind eingeladen worden, WHATCHADO im Mai in NewYork und in Dubai bei international tätigen Organisationen vorzustellen, die das Konzept als zukunftsbringende Brücke sehen und diese teilweise in bestehende Systeme integrieren möchten. Mal schauen, was passieren wird. Fokus für uns ist jetzt mal der Deutsch-sprachige Raum, aber bekanntlich dreht sich das StartUp-Leben manchmal schneller als man denkt 🙂
saatkorn.: Ali, herzlichen Dank für das Interview und viel Spaß und Erfolg mit WHATCHADO!