Spannend, was sich im Nachbarland Österreich so tut. Mit karriere.at gibt es dort ein reichweitenstarkes Portal rund um Jobs und Karriere. Ob der Fokus eher auf Jobbörse oder Karriereportal liegt, was die Unterschiede zwischen dem Arbeitsmarkt in Deutschland und Österreich sind und zu den strategischen Zielen von karriere.at konnte ich mit Oliver Sonnleithner, Geschäftsführer von karriere.at besprechen. Sonnleithner (34) hat karriere.at zusammen mit zwei Studienkollegen 2004 gegründet. Heute ist er im Unternehmen für Marketing und Finanzen verantwortlich. Auf geht’s:
karriere.at: Interview mit dem Karriereportal #1 aus Österreich
saatkorn.: Bitte erzählen Sie doch den saatkorn. LeserInnen, was sich hinter karriere.at alles verbirgt. Die Jobbörse kennt vermutlich jede(r), aber es gibt ja noch mehr zu berichten.
Herzstück und Kerngeschäft ist die Jobsuche, an der wir ständig weiterarbeiten, um die Jobs noch zielgenauer an passende Kandidaten zu transportieren.
Ein weiteres wichtiges Tool für unsere Unternehmenskunden ist die Bewerberdatenbank, in der sich an die 40.000 Profile von Jobsuchenden bzw. mehr oder weniger wechselbereiten Kandidaten finden. Darüber hinaus nutzt karriere.at ein Netzwerk von mehr als 30 starken Online-Partnern, das dazu beiträgt die Reichweite unserer Stellenanzeigen weiter zu optimieren. Für uns steht fest, dass es für Unternehmen auf Bewerbersuche nicht mehr reicht, einfach Stellen auszuschreiben und auf Rücklauf zu hoffen. Ein positiv besetztes und glaubhaft transportiertes Arbeitgeberimage entscheidet zunehmend, ob Firmen bei ihrer Suche erfolgreich sind oder nicht. Wir bieten daher Unternehmen entsprechende Möglichkeiten, um sich optimal zu präsentieren.
Weiterer Anspruch von karriere.at ist es, unseren Kunden – sowohl Unternehmen als auch Bewerber – Mehrwert durch einen starken Info-Bereich zu bieten. Das beginnt ganz klassisch bei Bewerbungstipps für Jobsuchende und endet bei Gastartikeln und Analysen von HR-Experten in unserem karriere.blog. Dieser ist gleichzeitig zentrales Element unserer Social-Media-Aktivitäten.
saatkorn.: Wie unterscheidet sich Ihrer Meinung nach der österreichische Arbeitsmarkt von der Situation in Deutschland und welche Auswirkungen hat das auf die Dienstleisterszene in Österreich?
Der Arbeitsmarkt in Österreich ist dem deutschen sehr ähnlich. Was den Online-Dienstleisterbereich – wir können in erster Linie für diesen sprechen – betrifft, unterscheidet sich der deutsche Markt vom österreichischen höchstwahrscheinlich in zwei Dingen: Es herrscht in Deutschland mehr Mitbewerb und daher auch stärkerer Zug zur Innovation. Zweitens ist die Unternehmensstruktur eine andere: Deutschland ist Sitz einer weitaus größeren Anzahl an Headquarters international agierender Großkonzerne mit dazugehörigen großen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen.
saatkorn.: Welche Rolle spielt das Thema Social Media in Österreich im Kontext Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting?
Die Situation ähnelt jener in Deutschland: Die meisten Unternehmen wissen, dass Social Media immer stärker zum unverzichtbaren Bestandteil der Personalmarketing- und Employer Branding-Aktivitäten wird. In diesen Bereichen sehen wir auch das größte Potenzial von Social Networks im HR-Kontext und noch weniger im Bereich der Direktansprache von Bewerbern.
Insgesamt herrscht bei der breiten Masse der Unternehmen – vor allem im KMU-Bereich -eine gewisse Scheu, dieses Thema auch professionell anzugehen, frei nach dem Motto: „Mal schauen, was die anderen machen.“ Möglicherweise ist diese abwartende Haltung aus dem ersten Facebook-Boom heraus entstanden, der vor einigen Jahren stattgefunden hat, damals allerdings zum Großteil im Dienste des „klassischen“ Marketings. Mangels Strategie, Wissen, Zielen und Ressourcenplanung wurde eine Unzahl an Firmen-Fanpages geschaffen, die seitdem unbetreut und mit Fans im zweistelligen Bereich dahindümpeln. Davor fürchten sich auch viele HR-Verantwortliche. Fest steht: Wer Social Networks einsetzen möchte – und auf lange Sicht wird es schwer werden, sich diesem Thema zu verwehren – sollte dies mit klarer Strategie, Zielen und klar definierten und dafür bereitgestellten Ressourcen tun, alles andere wäre unprofessionell. Professionelle Kommunikation kann nur durch professionelle Arbeit passieren. Und solche erfordert eben gewisse Mittel.
saatkorn.: Was sind aus Ihrer Sicht die mittelfristig wichtigsten Entwicklungen und Trends, auf die man sich als Unternehmen in Österreich einstellen muss?
Dass es bei der Personalsuche in Zukunft immer stärker darum gehen wird, das Bauchgefühl von Bewerbern anzusprechen. Gerade im Bereich qualifizierter, junger Fachkräfte wird es auf Dauer nicht mehr ausreichen, einfach nur einen fixen Job mit gutem Einkommen anzubieten. Arbeitnehmer fragen sich zunehmend: ‚Passt der Job auch zu mir?‘
Für Unternehmen bedeutet das, dass sie schleunigst beginnen sollten, an ihren Arbeitgeberimages zu arbeiten. Damit meine ich nicht, ihre Auftritte nach allen Regeln der Werbekunst aufzupimpen sondern dass sich jedes Unternehmen fragen sollte wofür es steht, wofür es stehen will und was es genau vom Mitbewerb abgrenzt. Und diese Punkte gilt es professionell und zielgruppenadäquat zu transportieren.
saatkorn.: Was sind die strategischen Ziele von karriere.at? Welche Rolle spielen für Sie Kunden aus Deutschland?
Natürlich wollen wir unsere derzeitige Marktposition, nämlich das reichweitenstärkste Online-Karriereportal Österreichs zu sein, weiter ausbauen. Auch spielen für uns Kunden aus Deutschland eine Rolle, einerseits um Unternehmen bei der Bewerbersuche für ihre österreichischen Niederlassungen zu unterstützen. Außerdem können gerade die Grenzregionen zwischen Österreich und Deutschland stark voneinander profitieren. Staatsgrenzen spielen auch in den Köpfen der in diesen Grenzregionen lebenden Menschen keine Rolle mehr. Entscheidend ist für Fachkräfte der Radius, den sie täglich zur Arbeit fahren möchten und nicht, ob der Betrieb in Salzburg oder Rosenheim, in Linz oder in Passau seinen Sitz hat.
saatkorn.: Noch eine Frage zum Abschluss: was ist Ihr Lieblingsvideo im Themenfeld Arbeitgebermarketing?
Logischerweise unser eigenes, das wir bei unserem Sommerfest im Vorjahr gedreht haben. Wir sind der Meinung, dass es bei Videos darum gehen sollte, authentische Einblicke in die Unternehmen bzw. in die vorherrschende Unternehmenskultur zu ermöglichen.
http://www.youtube.com/watch?v=3B__i6nGkmQ
Ein weiteres gelungenes Beispiel ist meiner Meinung nach auch jenes von MINI Cooper:
saatkorn.: Herr Sonnleithner, herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg mit karriere.at!