jobtensor Geschäftsführer THOMAS HENSE im Interview
Interview mit Thomas Hense von jobtensor
Engagement für Demokratie und eine klare Haltung, die damit verbunden ist, sind so wichtig wie selten zuvor. Auch Arbeitgeber sind gefragt, sich einzubringen. Aus Sicht von Thomas Hense, Geschäftsführer von jobtensor, haben sie sogar eine Leitfunktion in diesem Kontext. Gemeinsam mit dem MaFo-Institut bilendi hat jobtensor eine Umfrage mit Beschäftigten auf den Weg gebracht, in der diese nach der Rolle von Arbeitgebern befragt werden.
SAATKORN: Einige SAATKORN-Leser*innen kennen Dich und jobtensor ja schon. Stell Dich aber bitte noch einmal denjenigen vor, die Dich vielleicht noch nicht kennen.
Sehr gerne – einige Leser haben vielleicht schon mein Saatkorn-Interview zur Bedeutung von Stellenanzeigen für MINT-Kandidat*innen gelesen. Mein Name ist Thomas Hense, ich bin Geschäftsführer von jobtensor.com, einer immer schneller wachsenden Online-Jobbörse, die mittlerweile schon mehr als 200.000 Nutzende anzieht. Wir konzentrieren uns sehr stark auf MINT-Talente. Unser Kern sind KI-gestützte Stellenanzeigen, die hohe Relevanz mit organischem Suchmaschinen-Traffic verbinden, ohne die moderne Darstellung als Jobboard außen vor zu lassen.
SAATKORN: Ihr habt eine Umfrage dazu gemacht, welche Rolle Arbeitgeber im Engagement für Demokratie und die damit verbundenen Werte bekleiden sollten – ein aktuelles Thema. Wie kam es dazu und wie ist das Setting der Studie?
Wie viele Marktteilnehmer sind wir natürlich auch mit jobtensor auf sozialen Plattformen präsent, führen dort Diskussionen mit Kunden, Partnern, Branchen-Influencern und und und. Was uns dort aufgefallen ist: Es gibt zwar immer mal wieder Beiträge Einzelner, die sich mit dem Erhalt demokratischer Werte in schwierigen Zeiten auseinandersetzen. Die Wortmeldungen von Unternehmen sind unserer Meinung aber eher selten. Das ist mehr ein Gefühl, als dass wir das mit Daten hinterlegen könnten. Trotzdem: Ich erinnere mich noch gut an die Situation als die Münchener Allianz Arena während der EURO 2021 in Regenbogen-Farben angestrahlt werden sollte, die UEFA das verbot und daraufhin eine Großzahl an Arbeitgebern das eigene Logo in den Farben der Vielfalt präsentierte. Das war immerhin mal ein Zeichen. Etwas Vergleichbares passiert derzeit allerdings nicht. Also haben wir gesagt, wir fragen einfach mal bei denen nach, die ein Unternehmen ja am Ende des Tages ausmachen – den Mitarbeitenden. Wir haben also ein MaFo-Institut damit beauftragt, mehr als 1.000 Beschäftigte dazu zu befragen, welches Engagement sie sich von ihrem Arbeitgeber wünschen, wenn es um Demokratie geht. Der Befragungszeitraum lag im März 2025, also kurz nach der Bundestagswahl.
SAATKORN: Was sind die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen jobtensor Umfrage?
Die Meinung der Belegschaften ist klar und deutlich – auf den Punkt gebracht: Arbeitgeber sollen sich mehr für Demokratie engagieren. Mitarbeitende schreiben ihnen eine wichtige Rolle zu, wenn es um die Sicherung demokratischer Werte geht. Genau drei Viertel der Befragten halten es für wichtig, dass sich ihr Unternehmen für diese einbringt. Mehr als ein Viertel, 29 %, um genau zu sein, schätzen ein solches Engagement gar als „sehr wichtig“ ein. 74 % erwarten daher auch, dass ihr Arbeitgeber aktiv und öffentlich Flagge für die Erhaltung demokratischer Werte zeigt. Zudem wünschen sich nahezu zwei Drittel der Befragten, dass auch der Vorstand oder die Geschäftsführung ihres derzeitigen Unternehmens öffentlich Stellung für Demokratie und Meinungsfreiheit bezieht. Wir sehen also: Es gibt hier ein klares Meinungsbild.

SAATKORN: Die Forderungen an den eigenen Arbeitgeber sind also eindeutig. Wie zukunftsträchtig schätzen die Befragten das Thema ein?
Auch in dieser Hinsicht sehen wir einen Trend, dass viele Menschen davon ausgehen, dass es sich hier um ein durchaus nachhaltiges Thema handelt. Insgesamt sind 45 % unserer Studienteilnehmenden der Meinung, dass es gerade nach der jüngsten Bundestagswahl wichtiger werden wird, für demokratische Werte einzustehen. Dazu kommen weitere 45 % die es zukünftig für gleichbleibend wichtig halten, während nur jeder Zehnte von einer sinkenden Bedeutung dafür ausgeht. Wir sehen also: Engagement für Demokratie ist aus Sicht der Mitarbeitenden kein Thema, das Arbeitgeber aussitzen können, sondern eines, bei dem dauerhaft Haltung gefragt ist.
SAATKORN: Engagement vom Arbeitgeber einzufordern ist ein wichtiges Statement, aber auch vergleichsweise leicht. Daher die Frage: Sind die Beschäftigten auch bereit, sich selbst einzubringen? Und wie kann ein solches Engagement in die Arbeitswelt eingebunden sein?
Zunächst: Unsere Daten zeigen, dass die Meinung der Mitarbeitenden alles andere als ein Lippenbekenntnis ist. Anders gesagt: Engagement für Demokratie ist für Mitarbeitende keine unternehmerische Einbahnstraße. Vielmehr sind sie auch selbst bereit, sich aktiv einzubringen. Mehr als 60 % der Befragten würden es zum Beispiel begrüßen, wenn ihr aktueller Arbeitgeber ehrenamtliche Initiativen für Mitarbeitende zum Erhalt von Demokratie aktiv unterstützt und fördert. 42 % möchten in dem Fall eines solchen arbeitgeberseitigen Anstoßes auch an diesen Projekten mitarbeiten. Überdurchschnittlich großes Interesse an einem gesellschaftlichen Beitrag haben vor allem jüngere Beschäftigte sowie solche im berufserfahrenen Alter zwischen 30 und 39 Jahren.
SAATKORN: Gibt es aktuell schon derartige Initiativen?
Tatsächlich gibt es schon einige Arbeitgeber, die hier aktiv sind – das wenigstens spiegeln die Mitarbeitenden wider. So berichtet gut jeder Fünfte der Befragten davon, dass das eigene Unternehmen derzeit schon aktiv in Sachen Demokratieförderung unterwegs sei. Immerhin ein Fünftel geben an, dass es ihnen ihr Arbeitgeber jetzt schon ermögliche, zum Beispiel an Demonstrationen für den Erhalt demokratischer Werte teilzunehmen. Weitere 41 % wünschen sich das von ihrem aktuellen Arbeitgeber – ein klares Signal in Richtung der Unternehmen. 22 % geben an, ihr Unternehmen unterstütze politische Bildung am Arbeitsplatz, was weitere 35 % als wünschenswertes Angebot schätzen würden. Letztlich berichten 21 % von Diskussionsforen zu gesellschaftlichen Themen am Arbeitsplatz. Weitere 37 %, an deren Arbeitsplatz dies derzeit noch nicht angeboten wird, stehen solchen Dialogforen offen gegenüber. Wir sehen also: Einige Unternehmen gehen bereits mit gutem Vorbild voran. Bei diesen geht es im nächsten Schritt vor allem darum, diese besonderen Arbeitgeberleistungen kommunikativ so zu begleiten, dass die meisten Mitarbeitenden davon auch erfahren und sie dann nutzen.
SAATKORN: Was können Arbeitgeber aus Deiner Sicht bewirken, was die Erhaltung demokratischer Werte betrifft?
Unsere Umfrageergebnisse offenbaren erst einmal ein ermutigendes Signal. Mitarbeitende wünschen sich engagierte Arbeitgeber, die vorangehen. Tun sie das, zieht die Belegschaft mit. Das zeigt: Arbeitgeber haben eine Art Leitfunktion und können viele Menschen dazu bewegen, selbst Farbe zu bekennen und sich einzubringen. Zudem haben wir gesehen: Aus Sicht der Befragten gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Initiative für Demokratie am Arbeitsplatz. Diese reichen von Diskussionsforen über die ehrenamtliche Mitarbeit an gesellschaftlich relevanten Themen bis hin zur gemeinsamen Teilnahme an Veranstaltungen wie beispielsweise Demonstrationen. Arbeitgeber, die gemeinsam mit ihren Belegschaften nach Formaten suchen, stoßen in jedem Fall auf offene Ohren – eine Chance, die Unternehmen nutzen sollten, um sich in herausfordernden Zeiten an die Seite der Gesellschaft und eben an die ihrer Mitarbeitenden zu stellen. Um die Frage zu beantworten: Arbeitgeber können richtig viel bewirken. Das ist doch für alle von uns, die wir uns seit Jahren im HR-Bereich bewegen, eine großartige Botschaft.
SAATKORN: Zum Schluss noch eine Frage zu jobtensor. Ihr durchleuchtet den Arbeitsmarkt regelmäßig, vor allem, was die Situation von MINT-Talenten auf dem Arbeitsmarkt betrifft. Was können wir von Euch dazu noch erwarten?
Ja, wir haben im letzten Jahr damit begonnen mittels umfangreicher Studien tiefer in den MINT-Arbeitsmarkt hineinzuschauen. Diesen Analysen kommt aktuell noch mehr Gewicht zu, weil wir anhand der Ergebnisse zeigen können, wie sich der Arbeitsmarkt sowie der Fachkräftemangel in den gefragten Berufsprofilen entwickelt. Neben der Umfrage, über die wir heute gesprochen haben, schauen wir in Kürze beispielsweise darauf, wie sich die wirtschaftliche Krise auf den Bewerbungsprozess sowie den Kollegenzusammenhalt auswirkt. Daraus können wir ableiten, ob sich der Bewerbermarkt wirklich dreht und Arbeitgeber wieder selektiver werden können und andererseits auch, wie sich die Mitarbeiterbindung entwickelt und was das mit einem funktionierenden Teamgefühl zu tun hat. Lange Rede, kurzer Sinn: Man kann sich auf einige Studien von uns freuen.
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