Svenja Rausch verantwortet bei JobTeaser, der führenden Recruitingplattform für Studierende und Hochschulabsolventen, den Bereich Marketing und stellt uns im Saatkorn-Interview eine brandaktuelle Umfrage zum Thema „Studieren und Arbeiten in der Coronakrise“ vor. Bereits im April hatte das französische Scale-up europaweit über 7.000 Studierende online befragt. Um das Bild zu komplettieren, erfolgte im September eine zweite Befragung mit Fokus auf den akademischen Nachwuchs in Deutschland. Auf geht’s in das Gespräch mit Svenja: SAATKORN: Wie läuft es gerade bei Jobteaser? Wie stark seid Ihr von der Corona-Krise betroffen? Es sind natürlich gerade besondere Zeiten, die wir alle erleben. Die Kollegen aus Frankreich und auch wir hier in Deutschland sind im Homeoffice. Wir haben in den Monaten des harten Lockdowns – also März, April und Mai – natürlich einen Rückgang der Jobangebote auf unserer Plattform wahrgenommen. Verwundert hat uns das nicht unbedingt, denn je nach Branche hatten die Personalabteilungen bei Ausbruch der Pandemie natürlich alle Hände voll damit zu tun, die eigenen Mitarbeiter zu schützen, Kurzarbeit zu beantragen und Homeoffice-Möglichkeiten auszubauen. Das Gute ist allerdings: Mittlerweile fahren die Recruiting- und Employer-Branding-Aktivitäten unserer Kunden wieder hoch und wir merken, dass Nachwuchskräfte wieder deutlich stärker gesucht werden. SAATKORN: Naturgemäß befasst Ihr Euch kontinuierlich auch mit der Frage, wie denn Eure Zielgruppe der Student*innen mit der Corona-Situation klarkommt. Bereits im April hatte ich hier darüber berichtet. Dazu habt Ihr nun eine neue Studie am Start. Was war das Setting der Studie? Die Coronakrise ist für den Nachwuchs mit akademischem Background – egal, ob noch im Studium oder bereits fertig – eine echte Herausforderung. Ähnlich wie im April wollten wir wissen, wo der Schuh bei Studierenden, aber auch bei Unternehmen, in der Pandemie drückt und wie sich die Krise im Detail auf beide Parteien auswirkt. Dafür haben wir vom 9. bis 28. September gemeinsam mit LabRH 1.572 Studierende in Deutschland und Österreich sowie 38 Unternehmen aus unserem JobTeaser Netzwerk online befragt. Die zentralen Fragen der Umfrage waren: Wie bewältigen sowohl die jungen Talente als auch die Unternehmen die Krise? Und wie verändern sich Recruiting und Personalstrategien von Unternehmen? SAATKORN: Was sind die Hauptergebnisse? Haben sich zentrale Themen im Vergleich zum April verändert? Was wir klar feststellen konnten, ist, dass sich der finanzielle Druck auf Studierende erhöht. Die Sorge, dass das eigene Studium nicht mehr finanzierbar ist, treibt inzwischen ein Drittel der befragten Studierenden um. Dieser Anteil ist im letzten halben Jahr noch einmal um 5 Prozentpunkte gestiegen. Viele spüren diesen Druck durch wegfallende Nebenjobs, Praktika oder Werkstudentenstellen. |
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Rund 30 Prozent der Studierenden gaben an, durch die Entwicklungen der Krise ihren Praktikumsplatz verloren zu haben. Das ist natürlich eine besorgniserregende Entwicklung, der wir als Karriereplattform für Studierende entgegenwirken möchten. SAATKORN: Und bei den Unternehmen? Bei den Unternehmen merken wir, dass die strategische Bedeutung von HR auch in der Krise weiter wichtig bleibt. In der aktuellen Umfrage von JobTeaser zeigt sich, dass bei 55 Prozent der befragten Unternehmen HR-Budgets gekürzt wurden. Allerdings ist fast die Hälfte aller HR-Budgets auch ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Krise nicht betroffen und in voller Höhe vorhanden. Und rund ein Viertel der Unternehmen stellt weiter akademischen Nachwuchs ein. Wir merken, dass viele Unternehmen in der Krise aktiv bleiben und sich für die Zeit danach aufstellen. Das stimmt uns zuversichtlich. |
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SAATKORN: Wenn man mal pauschal auf die Studierenden schaut: Sind sie angesichts der Situation eher pessimistisch oder haben sie ein positives Bild der Zukunft? Das ist eine spannende Frage, die mit einer guten Nachricht verbunden ist: Trotz der beschriebenen konkreten finanziellen Sorgen hat sich im Vergleich zum April eine positive und zuversichtliche Grundstimmung bei unserem akademischen Nachwuchs etabliert: Im April waren es noch mehr als 90 Prozent der Studierenden, die eine allgemeine Besorgnis über die kommende Corona-Entwicklung äußerten. Ein halbes Jahr später, im September 2020, scheint der erste kollektive Schock überwunden. Es scheint als hätten sich viele Studierende an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und sich mit der Situation arrangiert: Bei 50 Prozent der teilnehmenden Studierenden herrscht Optimismus vor, wenn es um die Perspektive für die eigene Berufs- und Lebensgestaltung geht. Lediglich jede*r fünfte Studierende (21 Prozent) ist überwiegend pessimistisch eingestellt. SAATKORN: Was sind auf Basis der JobTeaser Umfrage die Empfehlungen für HR-Abteilungen? Wie könnten diese besser auf die Situation der Studierenden eingehen? Gerade jetzt sollten Unternehmen und HR-Verantwortliche die Bedürfnisse und Herausforderungen der Generation Z in Bezug auf Recruitingprozesse sehr gut kennen und sich darauf einstellen. In unserer aktuellen Studie gaben beispielsweise 59 Prozent der Studierenden an, dass sie die Inhalte von Stellenangeboten teilweise gar nicht verstehen. Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Dauer der Bewerbungsprozesse: Ein Drittel findet, dass die Rekrutierung derzeit schlichtweg zu lange dauert. Das weist darauf hin, dass sie sich auch in ihrem zukünftigen Arbeitsumfeld – insbesondere als Berufseinsteiger – nicht allein gelassen fühlen wollen und HR-Abteilungen in die Interaktion und Kommunikation mit Talenten sowie in smarte Prozesse investieren sollten. Die Gen Z fordert Führung und Anleitung von Unternehmen aktiv ein. Diese “Guidance” ist im Remote-Modus aber nur sehr schwer zu realisieren. Hier ließe sich also hervorragend ausprobieren, wie hybride Prozesse und Formate zielführend eingesetzt werden können, um die Erfahrungen eines Bewerbers mit seinem potenziellen neuen Arbeitgeber so zeitgemäß wie nur möglich zu gestalten. Spätestens hier trennen sich Arbeitgeber mit Blick auf das hybride Arbeiten in Spreu und Weizen. SAATKORN: Hast du aus dem JobTeaser Kosmos ein Beispiel für ein „Role Model“-Unternehmen, welches gut Richtung Gen Z kommuniziert? Viele unserer Kunden und Partner sind sehr Gen-Z-freundlich in der Kommunikation und zeigen ihren potenziellen Bewerber*innen klar und deutlich, was sie suchen und was sie zu bieten haben. Da gibt es also nicht den einen Best Case, sondern zahlreiche. Es gibt natürlich jüngere oder gar ‚hippe‘ Unternehmen, die extrem digital aufgestellt sind und ohnehin modern kommunizieren. Die haben es naturgemäß leichter, mit jungen Talenten und Zetties in Kontakt zu treten. Aber eine solche Bewertung wäre eigentlich unfair, denn die eher ‚traditionellen‘ Unternehmen haben mindestens genauso viel zu bieten und oft mehr Substanz. Wenn diese sich mit der Gen-Z-Kommunikation noch etwas schwerer tut, helfen wir umso lieber, dies zu verbessern. Wir haben in deiner Gen Z Serie ja bereits über die Erwartungen der zukünftigen Fachkräfte an Arbeitgeber gesprochen und festgestellt, dass wir in Zukunft eine hybride Kommunikation brauchen, die trotz digitaler Kommunikation nicht an Empathie verliert. Unser Credo: Nur durch transparente Kommunikation nach außen senden wir das richtige Bild und erzielen die gewünschten Recruiting-Erfolge. Das versuchen wir, all unseren Kunden zu vermitteln und sie über unsere Plattform mit den entsprechenden Tools dabei zu unterstützen. SAATKORN: Svenja, vielen Dank für das Interview! |