Jan Delay auf dem #RC19 Festival – exklusives Interview

Oh Jonny! – Wie sind wir denn bloß auf die Idee gekommen, zum #RC19 Festival ein Showtalent wie Jan Delay einzuladen? Und den dort nicht singen, sondern sprechen zu lassen?! – Ganz einfach: weil es einfach Sinn und Spaß macht, mal über den Tellerrand der eigenen (HR-)Suppe zu schauen. Was denkt eigentlich ein erfolgreicher Musiker über Digitalisierung, Social Media oder künstliche Intelligenz? – Eins vorab: man kann eine ganze Menge auf die Themen Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting übertragen. Also: Vorhang auf für Jan Delay…und mehr davon gibt’s am 23. Mai auf der #RC19 Festival Center Stage:

saatkorn.: Jan, bitte stell Dich der HR Szene mal kurz vor. Klar, jeder kennt Deinen Namen, aber was sollten die Leute über Dich wissen?
Jan Delay: Mal kurz gefragt: wofür steht HR?

saatkorn.: Für Human Resources.
Jan Delay:
(lacht) I’m not resourceable. Nee, im ernst: ich bin Jan und ich bin Musiker. Das reicht.

saatkorn.: Kurz und knackig. Warum machst Du Musik, wie bist Du dazu gekommen?
Jan Delay:
Weil es für mich das Wichtigste ist. Und irgendwie ist das auch aus Versehen passiert. Ich war schon als kleiner Junge davon fasziniert, Musik war 24/7 bei uns zu Hause präsent. Und ich habe das gemacht, was mir wichtig war. Eben Musik.

saatkorn.: Unser #RC19 Festivalthema ist ja „Me, Myself & I“ und es dreht sich alles um die zunehmende Individualisierung in der Kommunikation durch neue technologische Möglichkeiten. Welche Rolle spielt für Dich ganz persönlich die Digitalisierung?

Jan Delay bereitet sich auf das #RC19 Festival vor ;-) Foto by Paul Ripke
Jan Delay bereitet sich auf das #RC19 Festival vor 😉 Foto by Paul Ripke

Jan Delay: Technologie war für uns in der Hip Hop Szene natürlich die Grundlage. Mit Samples hatten wir ja ganz andere Möglichkeiten als Musikergenerationen davor. Im heutigen Vergleich ist das natürlich lächerlich, was Speicher und solche Dinge angeht. Aber im Hip Hop waren wir die ersten, die massiv Technologie für unsere Musik eingesetzt haben. Die Digitalisierung spielt also ne ziemlich große Rolle für mein Dasein als Musiker. Aber nicht nur da, sondern auch als Konsument. Wie ich Musik höre –  über itunes oder spotify, alles in einer Hosentasche, meine ganze Plattensammlung von über 5.000 Platten, per Knopfdruck streambar, darüber hinaus mit Zugriff auf die Plattensammlung der ganzen Welt. Musik hat sich komplett geändert. Die Digitalisierung hat also schon einen massiven Einfluss!

saatkorn.: Sprechen wir mal kurz über die Vermarktungsseite. Wie wichtig ist Social Media für Dich, um als Künstler im Gespräch zu bleiben, neue Songs oder Alben zu promoten und im direkten Kontakt mit Fans stehen zu können?
Jan Delay:
Naja, da ist kein strategischer Marketingplan vorhanden, ich bin da einfach so reingestolpert – mit Spaß, Leidenschaft und Herzblut. Der Begleiterscheinung Social Media stand ich früher extrem skeptisch gegenüber als das losging. Ne gewisse Skepsis ist bei mir geblieben, ich stelle ja nicht mein ganzes Leben online. Aber so ganz kann und will ich mich als Künstler da auch nicht entziehen. Das ganze Geposte macht ja auch Spaß und man macht da natürlich mit, um beispielsweise ne neue Platte zu vermarkten. Gehört halt dazu, Marketing, was man halt so macht. Aber ich bin eigentlich viel zu stiefmütterlich und spontan dabei…

saatkorn.: Ich finde ja, dass Dein Social Media Auftritt in Summe eher sympathisch-spontan als strategisch auf Brand Building geplant wirkt. Welche sozialen Medien nutzt Du und wieso heißt Du eigentlich auf twitter Jani Pavlenka?
Jan Delay:
Ist n Gag. Auf twitter gibt es ja die Möglichkeit, ein Pseudonym einzurichten und aktuell bin ich halt Herr Pavlenka. Das kann aber morgen schon wieder anders sein, twitter macht mir wirklich Spaß. Ehrlich gesagt bekomme meine gesamte Info über twitter. News aber auch Quatsch. Eine Tageszeitung lese ich regelmäßig schon lange nicht mehr.

Instagram mache ich eher aus Neugier, quasi nebenbei, schnappschußmäßig. Meine persönliche Rangfolge bei Social Media Kanälen ist: erstens twitter, zweitens Insta und irgendwann, ganz weit abgeschlagen und fast nicht mehr existent, facebook. facebook ist eigentlich tot. Jedenfalls in meinem Bekanntenkreis. Da ist Konsens, dass aus facebook das neue Myspace wird. Analog übersetzt: facebook ist auf dem besten Wege, irgendwann das nächste Karstadt oder Sat1 zu werden. Mehr so ein Ort für Wutbürger, aber nicht für aufgeschlossene sensible Menschen… (lacht)

saatkorn.: Wieviel Jan Eißfeldt steckt eigentlich in der Marke Jan Delay? Oder seid Ihr beiden deckungsgleich?
Jan Delay: Von der Persönlichkeit sind wir beide schon ziemlich deckungsgleich, wobei Jan Eißfeldt niemals in so Klamotten wie Jan Delay sie trägt zum Brötchenholen gehen würde. Die Sologeschichte und das Klamottending entstand so um 2005 und sollte nicht nur musikalisch was hermachen und nen Club auf die Bühne zaubern, sondern diese Idee auch optisch übertragen. Die Musikrichtungen haben das auch mitgegeben. Das ganze Funk- und Soul-Ding schreit ja nach großer Garderobe und entsprechendem Auftritt. Jan Delay ist Entertainer und mit der Disko No. 1 Band bringen wir ne coole Show in die Clubs. Insofern sag ich mal: Anzüge beziehungsweise Klamotten sind wie Musik. Aber selbst im Hip Hop Ende der 70er hat Grandmaster Flash schon Geld für coole Klamotten ausgegeben. Als wir dann ein paar Jahre später im deutschen Hip Hop mit Turnschuhen und Basecap gestartet sind, haben die sich erstmal die Augen gerieben…

saatkorn.: Wie ist das mit Deiner Solokarriere überhaupt losgegangen? – Du warst ja mit den Absoluten Beginnern, heute nur noch Beginner, schon mega erfolgreich. Wieso dann solo?
Jan Delay:
Das Solo-Ding kommt daher, dass ich als Kind die Plattensammlung von meinem Vadder abgefeiert habe und wenn ich was intensiv höre, habe ich das Bedürfnis, das auch selber machen zu wollen. Wir als Absolute Beginner waren anfangs ja auch verschrien, keinen echten Hip Hop zu machen, weil wir immer schon Versatzstücke aus beispielsweise Crossover oder irgendwelchem Bossanova-Quatsch drin hatten, der vermeintlich kein echter Hip Hop war. Ich hatte irgendwann halt dann Bock auf Reggae und habe das solo konsequent durchgezogen. Irgendwann kamen dann andere Richtungen wie Funk oder Soul dazu, mit Disko No. 1. So hat sich das entwickelt. Für mich ist es einfach wichtig, das zu machen, was ich fühle und nur dann wird das dann auch gut. Und heute gibt es halt beides: die Beginner und Jan Delay.

saatkorn.: Kommen wir nochmal aufs #RC19 Festival zu sprechen. Ein Schwerpunkt wird dort das Thema „Künstliche Intelligenz“ sein. Wie stehst Du dem gegenüber?
Jan Delay:
Sehr, sehr skeptisch. Ich hab da sogar n Million Dollar Spruch zu dem Thema: Ich hab keine Angst vor künstlicher Intelligenz, ich habe Angst vor künstlicher Dummheit. Ganz ehrlich: ich habe voll Schiss davor. Man weiß ja schließlich nicht, ob die ganzen Wissenschaftler die da rumtüfteln, vorher auch mal Terminator oder Total Recall geschaut haben. Schön und gut mit den Pflegerobotern und so, aber ein 85 jähriger Parkinson-Kranker würde auch lieber noch ein bisschen echte menschliche Wärme von der armen ukrainischen Aushilfskraft bekommen, da bin ich mir sicher!
Um nochmal auf das Thema Musik und künstliche Intelligenz zu kommen: klar, ich nutze ja auch Technologie. Aber Ich benutze sie und werde nicht benutzt. Das ist für mich der entscheidende Unterschied.

saatkorn.: Machst du dir Sorgen, dass dein Job durch einen Roboter ersetzt werden könnte?
Jan Delay:
(lacht) Nee, wenn es einen Job gibt, der definitiv nicht ersetzt werden wird, dann meiner als Musiker! Bei uns wird ja immer was erschaffen, das hat was mit Kreativität und Empathie zu tun. Da sind wir Menschen einfach besser als jeder Roboter.

saatkorn.: Was macht eigentlich deiner Meinung nach deinen nachhaltigen Erfolg aus? – Es passiert ja relativ selten, dass man im Musikbusiness über 20 Jahre erfolgreich unterwegs ist…
Jan Delay:
Das Geheimnis meines Erfolges weiß ich nicht… Ich denke mal, wenn man keine Scheiße baut, keinen Quatsch macht und man das Ganze nicht ausbeutet, sind das gute Grundvoraussetzungen. Ich glaube, das Wichtigste ist: Ich bin immer der geblieben, der ich war und der, von dem ich größtenteils in meinen Texten geredet habe. Würde ich seit 10 Jahren in irgendwelchen Jurys sitzen und würden Dir meine Songs in grauenvollen Werbungen für eklige Konzerne um die Ohren geballert werden, dann wäre das wahrscheinlich nicht mehr so. Man muss sich selbst gegenüber ehrlich sein. Ich glaube, dass das für nachhaltigen Erfolg generell gilt. Übrigens nicht nur im Musikbiz, sondern auch in der Wirtschaft, auch auf organisationaler und nicht nur auf individueller Ebene.

saatkorn.: Jan, ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Ich freue mich, unseren Schnack auf dem #RC19 Festival fortzusetzen.
Frühbuchertickets gibt es hier noch bis Ende März.

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

3 Gedanken zu „Jan Delay auf dem #RC19 Festival – exklusives Interview

  • Pingback: #RC19 Festival: die 10 häufigsten Fragen. Und Antworten. - saatkorn.

  • 25. März 2019 um 10:02
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    Vielen Dank für dieses Interview; mein persönliches Highlight ist der Spruch „Ich hab keine Angst vor künstlicher Intelligenz, ich habe Angst vor künstlicher Dummheit!“ … das trifft den Nagel absolut auf den Kopf.

    Einen spannenden Artikel über die Parallelen zwischen Musik- und Geschäftswelt gibt es übrigens hier (auf Englisch):

    https://www.1843magazine.com/features/a-rockers-guide-to-management

    Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Bands und Start Ups (nur wenige überleben länger als ein paar Monate / wenige Jahre und werden auch noch erfolgreich). Und der Erfolg hängt auch von ähnlichen Faktoren ab (Führungsstil, Personalauswahl, glückliche Zufälle, um nur einige zu nennen).

    Start Ups können also einiges von Bands lernen und der Artikel enthält ein paar sehr nette Anekdoten über die Rolling Stones.

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    • 25. März 2019 um 16:56
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      Hi Johannes – schön, dass Du die Zusammenhänge siehst. Ich finde ja, dass wir als HRler dazu tendieren, viel zu viel in unserer eigenen HR-Suppe rumzudümpeln anstelle mal zu schauen, was in anderen Branchen und Lebensrealitäten so los ist. Da kann man oft ne Menge Lernen. Und genau so bauen wir das inhaltliche Konzept für das #RC19 Festival mit Jan Delay, Eckart von Hirschhausen oder Prof. Dr. Martina Mara auch auf…

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