Interview mit Stepstone Geschäftsführer Dr. Sebastian Dettmers
Interview mit Stepstone Geschäftsführer Dr. Sebastian Dettmers
Vor einiger Zeit hatte ich ein interessantes Treffen mit dem Stepstone Geschäftsführer Dr. Sebastian Dettmers. Insbesondere ging es in unserem Gespräch um die von Stepstone vor einiger Zeit gelaunchte „Stellenanzeige Plus“. – Ich habe insgesamt das Gefühl, dass von den Jobbörsen aktuell wenig Innovatives kommt. Die Idee, Stellenanzeigen interaktiver zu gestalten ist so neu zwar auch nicht (ich denke an die Initiative von Kienbaum und Jobware vor ca. 2 Jahren), aber Stepstone hat inzwischen einige Erfahrungen mit dem Konzept gesammelt und insbesondere Erkenntnisse aus einer groß angelegten Nutzerbefragung integriert. Grund genug für mich, noch einmal genauer nachzufragen. Auf geht’s:
saatkorn.: StepStone hat kürzlich die „Stellenanzeige Plus“ gelauncht. Wie kam es dazu?
Der „War for Talents“ hat mittlerweile die meisten Unternehmen in Deutschland erreicht. Wenn wir uns jedoch die Online-Stellenanzeige als wichtigstes Tool zur Rekrutierung von Fachkräften ansehen, dann kann von War bzw. Wettbewerb häufig keine Rede sein. Viele Stellenanbieter setzen sich wenig bis gar nicht von ihren Wettbewerbern ab und versäumen es, bei den passenden Kandidaten einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. „Erfolgreich“, „Internationales Umfeld“, „Hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten“ usw. – in welcher Stellenanzeige ist das nicht nachzulesen?
Die Konsequenz: Zwei Drittel aller Kandidaten halten den Inhalt der typischen Stellenanzeigen für wenig aussagekräftig – das ist das bemerkenswerte Ergebnis einer StepStone-Umfrage bei über 13.000 Fach- und Führungskräften. Daneben vermissen die Kandidaten zahlreiche wichtige Informationen, etwa zu Gehalt und Sozialleistungen, Karriereperspektiven oder zum Bewerbungsprozess. Der Kandidat möchte wissen: Was habe ICH davon, mich bei diesem Unternehmen zu bewerben?
saatkorn.: Wie können Recruiter damit bessere Ergebnisse erzielen?
Recruiter müssen sich vor Augen führen: Die Online-Stellenanzeige ist in der Regel der erste Kontaktpunkt von einem Kandidaten auf Jobsuche mit einem Unternehmen. Die Stellenanzeige ist der „Call-to-Action“, sich überhaupt mit einem Unternehmen auseinanderzusetzen. Denn nichts ist aus Bewerbersicht so attraktiv, wie eine offene passende Stelle, nichts so unattraktiv wie eben keine passende Stelle!
Wir beobachten auf StepStone.de, dass ca. 5% aller Kandidaten, die sich eine Stellenanzeige bei uns ansehen, sich auch auf diese bewerben. Recruiter müssen sich also die Frage stellen: Was kann ich tun, um diesen Wert zu steigern, wie mache ich mich für den Kandidaten attraktiv? Wenn Employer Branding kein Lippenbekenntnis, sondern eine Wettbewerbsstrategie sein soll, müssen Unternehmen damit in der Stellenanzeige beginnen. Sie müssen um die Kandidaten werben: Was bietet das Unternehmen? Was macht den Arbeitgeber so einzigartig? Nur so machen Sie aus potenziellen Kandidaten Bewerber. Dafür haben wir die „Stellenanzeige Plus“ gelauncht.
saatkorn.: Bitte erklären Sie den saatkorn. LeserInnen doch die „Stellenanzeige Plus“. Welche Features und Besonderheiten hat so eine Stellenanzeige?
Die „Stellenanzeige Plus“ ist eine Verknüpfung der Online-Stellenanzeige mit einer integrierten Präsentation Ihrer Arbeitgebermarke. Sie können sich das vorstellen wie eine Micro-Website Ihres Unternehmens: Der Nutzer sucht auf StepStone.de einen Job und gelangt auf Ihre Stellenanzeige. Dort sieht er als erstes die klassische Stellenbeschreibung. Neu ist bei der „Stellenanzeige Plus“: In die Stellenanzeige integriert ist ein interaktives Menü mit Navigations-Tabs, über die der Kandidat tiefergehende Informationen zum Unternehmen ansteuern kann:
Zusätzlich zur klassischen Stellenanzeige hat der Recruiter so die Möglichkeit, sich als Arbeitgeber umfassend darzustellen und seine Arbeitgebermarke zu inszenieren. Die „Stellenanzeige Plus“ bietet Raum für wichtige Punkte wie Karriereperspektiven und Vergütung, aber auch Unternehmenskultur, Werte, Work-Life-Balance oder auch Detailinformationen zum Bewerbungsprozess. Alle Informationen sind nur einen Klick von der Stellenanzeige selbst entfernt. Der Kandidat kann jederzeit zurück zur Stellenanzeige springen und im Idealfall anfangen, sich zu bewerben.
saatkorn.: Was sind die Vorteile für den Einsatz der „Stellenanzeige Plus“? – Gibt es bereits konkrete Zahlen oder Kundenbeispiele, anhand derer man die Vorteile klar sehen kann?
Mit der „Stellenanzeige Plus“ erreichen Sie den Bewerber in dem Moment, wo seine Aufmerksamkeit für Ihr Unternehmen am höchsten ist – und zwar wenn er sich über eine offene Position in Ihrem Unternehmen informiert. Mit den umfassenden Möglichkeiten zur Präsentation Ihrer Arbeitgebermarke innerhalb der „Stellenanzeige Plus“ versorgen Sie ihn direkt mit relevanten Informationen – ohne Streuverluste durch Weiterleitung auf Drittseiten. Der Bewerber erhält so eher einen Eindruck dafür, ob er zu Ihrem Unternehmen passt und ob er gerne dort arbeiten möchte. Damit greifen wir effizient den eingangs bereits hervorgehobenen Bedarf nach mehr Information seitens der Kandidaten auf.
Erste Ergebnisse auf stepstone.de zeigen schon nach wenigen Monaten: Die Verweildauer ist durchschnittlich um ein Drittel höher als bei einer klassischen Anzeige. Die Zahl der Bewerbungen ist bei den Inserenten der „Stellenanzeige Plus“ teils erheblich gestiegen, bei einigen Kunden um mehr als 30 Prozent. Die Kandidaten fühlen sich durch die „Stellenanzeige Plus“ offenbar besser informiert und mehr umworben. Die Zahl der namhaften Unternehmen, die bereits die „Stellenanzeige Plus“ schalten, wächst ständig. Hier einige Beispielanzeigen: Beispiel 1, .Beispiel 2, Beispiel 3, Beispiel 4.
saatkorn.: Für die Kunden entstehen für die „Stellenanzeige Plus“ ja erhöhte Kosten. Inwiefern macht ein solcher Invest Sinn, wenn viele dieser Informationen doch auch auf der jeweiligen Karriere-Website des Kundenunternehmens zu finden sind?
Es steht natürlich völlig außer Frage, dass eine Arbeitgeber-Präsenz im Internet für erfolgreiches Employer Branding unabdingbar ist. Wenn Sie jedoch eine Position auf eine Online-Stellenbörse ausschreiben geht es darum, den Kandidaten zielgerichtet und schnell mit relevanten Informationen zu versorgen, und zwar in dem Moment, wo er einen passendes Job gefunden hat. Für die Nutzung der „Stellenanzeige Plus“ sprechen dabei zwei wesentliche Gründe:
- Die „Stellenanzeige Plus“ ist für unsere Nutzer leicht und einheitlich zu bedienen, Informationen werden schnell gefunden. Mit jedem Klick auf eine neue Website, der notwendig ist, um die relevanten Informationen zu erhalten, verlieren Sie einen Teil der Nutzer. Die Informationen bereits in der Stellenanzeige zu präsentieren macht es dem Nutzer erheblich leichter. Dieser Service kommt bei den Jobsuchenden an: Fast die Hälfte der Kandidaten nutzt die Navigation und informiert sich tiefergehend über das Unternehmen.
- Auf einer Unternehmenswebsite oder einem Employer Branding Profil auf Facebook finden Sie meist allgemeine Informationen, die sich an eine Vielzahl von Personengruppen richten. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Kunde verlinkt aus einer Stellenanzeige auf das Facebook Profil, wo gerade ein iPhone verlost wird. Das ist zielführend, wenn Sie Facebook-Fans generieren möchten aber nicht, wenn Sie möchten, dass dieser Kandidat sich auch bewirbt. Weihnachtsgrüße, Bilder aus dem Büro oder Umfragen – das sind keine relevanten Informationen für jemanden, der gerade ein interessantes Jobprofil gefunden hat. Mit der „Stellenanzeige Plus“ lassen sich die Kandidaten hingegen gezielt mit für die jeweilige Zielgruppe relevanten Informationen versorgen.
saatkorn.: Für welche Kunden macht aus Ihrer Perspektive die „Stellenanzeige Plus“ besonders Sinn? – Eher Großkunden oder eher KMUs?
Ob die „Stellenanzeige Plus“ Sinn macht, hat nichts mit der Größe des Unternehmens zu tun. Eher damit, welche Stelle es zu besetzen gilt. Für alle Fach- und Führungskräfte und besonders für solche Bereiche, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, lohnt sich diese zusätzliche Ausgabe sicherlich. Hier ist es für Unternehmen besonders wichtig, sich von anderen Arbeitgebern – positiv! – abzuheben und die besten Kandidaten für sich zu gewinnen. Wenn Sie keine Schwierigkeiten bei der Rekrutierung haben macht der Aufwand der Erstellung zusätzlicher Inhalte möglicherweise keinen Sinn.
saatkorn.: Wie sieht es mit der Einbindung von Social Media in die „Stellenanzeige Plus“ aus? – Welche Rolle spielt aus Ihrer Perspektive überhaupt Social Media im Kontext Rekrutierung?
Die sozialen Medien sind ein Megatrend, der die Kommunikation zwischen Menschen im Internet nachhaltig verändert hat. Wir selbst sehen in sozialen Medien die Chance, die Reichweite unserer Anzeigen zu erhöhen und die Bewerberresonanz für StepStone-Kunden zu steigern. Unser Ziel ist es, immer dort zu sein, wo sich passende Kandidaten im Internet aufhalten – egal ob dies auf stepstone.de, bei Google oder eben in den sozialen Medien ist. So generieren wir schon heute, auch über Facebook, Nutzer, die wir auf passende Stellenanzeigen auf StepStone.de locken.
Für wirklich erfolgreiches Recruiting via Social Media muss der „Stein der Weisen“ jedoch noch gefunden werden. Die Aussicht, z.B. mit einem Karriereauftritt meines Unternehmens auf Facebook Millionen von Nutzern zu erreichen, klingt verlockend. Fakt ist jedoch, dass die meisten Karrierepages in Deutschland weniger Fans haben als eine einzige Stellenanzeige auf StepStone pro Monat an Kandidaten anzieht. Ich wiederhole mich, weil es so wichtig ist: Die Stellenanzeige ist der „Call-to-Action“, sich mit einem Arbeitgeber auseinanderzusetzen. Warum sollte ich Fan von Ihrem Unternehmen werden, wenn Sie keine passende Position für mich haben?
saatkorn.: Was sind Ihrer Meinung nach die mittelfristigen Entwicklungen im Themenfeld Rekrutierung? – Werden in Zeiten des demografischen Wandels und Fachkräftemangels Jobboards nicht schwierigen Zeiten entgegen steuern?
Ganz im Gegenteil. In Zeiten des Fachkräftemangels bieten wir Unternehmen die geeignete Plattform für die gezielte Ansprache der passenden Fach- und Führungskräfte. Und das national und international. Mit unserer Reichweite, die wir ständig ausbauen, den umfassenden Darstellungsmöglichkeiten auch für Employer Branding, die wir beispielsweise mit der „Stellenanzeige Plus“ bieten, und unserem internationalen Netzwerk greifen wir gleich mehrere große Trends auf.
Online Jobbörsen werden, meiner Meinung nach, ihren Anteil am Rekrutierungsgeschäft in Zukunft sogar noch deutlich ausbauen. So sind wir sind im vergangenen Jahr um fast 100% gewachsen – schneller als Facebook, Google oder Apple – und zwar gerade weil die Rekrutierung von Fachkräften immer schwieriger wird. Damit sind effiziente Tools zur Beschaffung von passenden Kandidaten gefragter als je zuvor.
Hier noch ein Stepstone-eigenes Beispiel für eine „Stellenanzeige Plus“:
saatkorn.: Herr Dettmers, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit der „Stellenanzeige Plus“.