Interview mit dem zweitbeliebtesten Arbeitgeber weltweit: EY
Das ist doch interessant: während in Deutschland in schöner Regelmäßigkeit die Automobilisten sämtliche nationalen Arbeitgeber-Rankings dominieren, sieht es weltweit deutlich anders aus, wie das kürzlich veröffentlichte „The World’s Most Attractive Employers“ Ranking von Universum zeigte.
Spannend für mich war hier insbesondere das gute Abschneiden der Wirtschaftsprüfungs- und -beratungsunternehmen. Alle „Big Four“ in den Top 10. Und EY (ehemals Ernst & Young) direkt hinter google auf Platz 2. Für mich Grund genug, einmal genauer nachzufragen, und zwar bei Marcus Reif, Leiter Recruiting und Employer Branding für Deutschland, Österreich und Schweiz. Und auf geht’s ins Interview:
saatkorn.: Lieber Marcus, zunächst mal herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz im „World`s Most Attractive Employers“ Ranking 2013 von Universum! Ganz ehrlich: wie wichtig ist für Euch so ein Rankingergebnis? Spielt es im Vergleich zu anderen Studien eine gesonderte Rolle?
Rankings sind die Währung im Employer-Branding. Wir legen den Schwerpunkt auf die nationalen Rankings, die in der Aussage für den hiesigen Markt eine hohe Relevanz haben. Die Bedürfnisse der Generationen, die bei Trendence, Universum und vielen anderen Rankings sehr gut und repräsentativ dargestellt sind, leiten uns bei unseren Maßnahmen zur Schärfung der Kultur, der Identität und der Arbeitgebermarke von EY. Das Universum-Ranking „World’s Most Attractive Employer’s“ ist für uns natürlich ein mit Stolz gefülltes Prädikat. Ausweis unserer modernen Personalpolitik, unserer kulturellen Identität und dass EY die Bedürfnisse der Generation in Einklang mit unserem Geschäftsmodell bringt.
saatkorn.: Für mich interessant ist an der Studie, dass – anders als in den nationalen Rankings – die Top 10 nahezu von Technologieunternehmen und Wirtschaftsberatungen dominiert wird. Gleich alle „Big Four“ finden sich in den Top 10, wobei EY hier den Spitzenplatz belegt. Wie erklärst Du Dir die Begeisterung für die WP-Branche?
International wird die Karriere in den so genannten Professional-Services-Unternehmen deutlich attraktiver wahrgenommen, während hier in Deutschland die für die deutsche Wirtschaft exemplarisch stehenden Automobilhersteller hoch attraktiv wahrgenommen werden. Natürlich ist es für Automobilhersteller, die mit tollen und innovativen Produkten – ihren Autos und Sportwagen – werben können, der Sprung an die Spitze solcher Rankings nicht selbstverständlich, aber auch keine überkomplexe Herausforderung. Für Professional-Services-Arbeitgeber stehen die steile Lernkurve, internationale Karrieremöglichkeiten und Tätigkeiten, hoch komplexe Aufgabenstellungen auf Projekten bei sehr attraktiven Unternehmen sowie die vorbildlichen Flexibilisierungsmöglichkeiten im Vordergrund. Ergänzt kann man das so verstehen, dass wir Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater mehr in unsere Mitarbeiter investieren. Und die Aufgabe ist natürlich spannend, abwechslungsreich und bietet eine tolle biografische Prägung.
saatkorn.: Was macht EY anders als die anderen der „Big Four“? – Warum liegt EY Deiner Meinung nach vorne?
Das sind sicherlich mehr als die plakativen Botschaften. Wir sind glaubhaft in der kulturellen Weiterentwicklung, wir nehmen die Bedürfnisse aller Generationen, aber eben auch der Gen Y sehr ernst, erarbeiten die nötigen Instrumente hierfür, z. B. die Flexibilisierungsmöglichkeiten von Arbeitszeit und Arbeitsort, mobiles Arbeiten und ständige Weiterbildung über Trainings, Seminare und Projektarbeiten. Wir sind die fortschrittlichste, am weitesten international aufgestellte Professional-Services-Company. Eine Karriere bei EY bedeutet, die eigenen Talente und Potenziale zu fordern und zu fördern. Mit einer Karriere bei EY ist man auf dem Markt ein hoch geschätzter Experte. Wir sind glaubhaft darin, diese Dinge nicht nur auf bunte Plakate zu schreiben, sondern sie erlebbar und überprüfbar zu machen. Dass wir hoch erfolgreich auf dem Markt agieren, rundet das Bild sicherlich gut ab.
saatkorn.: Du bist verantwortlich für den Bereich GSA (Germany, Switzerland, Austria). Wie siehst Du Eure Position als Arbeitgeber in Deinem Verantwortungsbereich? Wo siehst Du EY gut aufgestellt, wo gibt es Deiner Meinung nach Optimierungsbedarf?
Die Herausforderungen für Unternehmen als Arbeitgeber sind überall gleich, werden aber ungleich empfunden. Der demografische Wandel, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Werte der Generationen, insbesondere Gen Y und Gen Z, sowie die technologische Entwicklung, die wir insbesondere durch Social-Media und die mobilen Endgeräte sehen. Die sinkende Loyalität der Berufseinsteiger zu ihren Arbeitgebern führt zu höheren Fluktuationsraten innerhalb der ersten sechs Berufsjahren, somit steigen die indirekten und direkten Aufwände für die Rekrutierung von berufserfahrenen Kandidaten. Hierfür haben die meisten Unternehmen weder ein Konzept, noch eine Struktur, noch eine Organisation. Der Arbeitsmarkt ist also schon fürchterlich eng, wird bei höheren Bedarfen für IT-, naturwissenschaftlichen oder ingenieurswissenschaftlichen Absolventen auch heute schon als völlig leer empfunden. Und die schlechte Nachricht kommt noch: ab 2017 laufen die Doppeljahrgänge aus, was zu einer abrupten Reduktion der Absolventenquote um bis zu 20 % einher gehen wird.
Optimierungsbedarf gibt es bei EY also genau in diesem Kontext. Wie können wir weiterhin als hoch attraktiver Arbeitgeber gewertschätzt werden, den Weg für Absolventen und Berufserfahrene zu EY akzeptiert gestalten und gleichzeitig die Dinge offerieren, die für die Generation wichtig empfunden werden? Recruiting & Employer-Branding sind als Disziplin heute schon geschäftserfolgskritisch. Diese Schlussfolgerung wird nicht nur in der Branche, sondern überall an Bedeutung gewinnen.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit und bei EY!