saatkorn.: Warum jetzt noch eine Studie zur Generation Y? Gibt es da nicht schon genug Studien?
Es stimmt schon. Es gibt mittlerweile unzählige Studien und Umfragen zur Generation Y. Aber manche beruhen auf einer eher unsicheren empirischen Basis. Was bislang gefehlt hat, ist die globale Perspektive. Uns hat zum Beispiel interessiert welche Rolle die berühmte Work-Life-Balance weltweit spielt, also nicht nur in Europa und in Nordamerika, sondern auch in Asien und Afrika. Dazu gab es bislang nur vereinzelte Studien, aber keine, deren methodischer Ansatz einen weltweiten Vergleich erlaubt. Genau dies leistet unsere Studie. Es ist die bislang größte unabhängige Studie über die Millennials.
saatkorn.: Was war das Setting der Studie? Wer wurde befragt?
Weltweit wurden mehr als 16.000 Studierende und junge Berufstätige, die zwischen 1984 und 1996 geboren wurden, befragt. Die online durchgeführte Umfrage umfasst 42 Länder aus allen Kontinenten. Wir, also das Employer-Branding-Beratungsunternehmen Universum, haben dabei mit zwei Forschungsinstituten aus Asien zusammengearbeitet, dem INSEAD Emerging Markets Institute (EMI) und der HEAD Foundation.
saatkorn.: Was sind die aus Ihrer Sicht überraschendsten Erkenntnisse der Studie?
Die Studie zeigt, dass den Millennials die Work-Life-Balance weltweit wichtiger ist als Geld und Status. Dies ist zunächst einmal überraschend, denn man könnte ja vermuten, dass die jungen Talente in Afrika oder Asien, zum Beispiel in China, andere Prioritäten setzen. Rund um den Globus sagen nahezu drei Viertel der Befragten, nämlich 73 Prozent, dass ihnen ein Arbeitsplatz, der ihnen eine gute Work-Life-Balance bietet, wichtiger ist als ein hohes Gehalt. Die Millennials in Deutschland sehen das genauso: Mehr als vier Fünftel sprechen sich für einen Job aus, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bietet. Nur für 19 Prozent ist ein hohes Gehalt wichtiger.
saatkorn.: Sehen Sie beispielsweise durch ihre Arbeitgeberrankings, dass Unternehmen anfangen, sich ernsthaft auf die Bedürfnisse der Millennials einzustellen? Wenn ja, woran sieht man das?
Absolut! Die Unternehmen, die in unserem Ranking ganz vorn liegen, haben verstanden, dass eine Arbeitgebermarke konsequent aufgebaut werden muss und dass die Erwartungen der jungen Talente genau analysiert werden müssen. Und da in den einzelnen Ländern unterschiedliche Umstände vorliegen, ist eine auf die nationalen Gegebenheiten abgestimmte Employer-Branding-Strategie unabdingbar. Wichtig ist, dass die Unternehmen verstehen, dass sie nicht nur über ihre Produkte und Dienstleistungen informieren sollten. Auch die weniger greifbaren Faktoren, die die Unternehmenskultur und den Alltag im Unternehmen ausmachen, müssen authentisch erzählt werden. Mit Lohn und Status sind die jungen Leute nämlich längst nicht mehr abzuspeisen. Sie sind durchaus karriereorientiert, aber die Karriere muss zu ihrem Lebensentwurf passen.
saatkorn.: Solche Studien sind ja Zeitpunktbetrachtungen. Glauben Sie, dass die Befragten in 10 Jahren im Ernst des Berufslebens angekommen sind und von vielen Ihrer heutigen Erwartungen wieder Abstand genommen haben oder glauben Sie, dass sich wirklich nachhaltige Veränderungen ergeben?
Das ist eine spannende Frage! Eine endgültige Antwort werden wir erst in zehn Jahren haben. Aber auf Grundlage unserer Umfragen bei Studierenden und Professionals können wir natürlich schon heute die jüngeren mit den älteren Millennials vergleichen und diejenigen mit keiner oder nur wenig Berufserfahrung und denen, die schon länger in den Unternehmen sind. Ich vermute, dass die Wünsche der Millennials sich so stark von denen vorhergehender Generationen unterscheiden, dass diese kaum im Laufe ihres Berufslebens davon abrücken werden. Für die Personalarbeit ist natürlich höchst relevant, ob wir es hier mit Alterseffekten zu tun haben, oder ob sich eine ganze Generation in ihrer Grundeinstellung geändert hat und diese Einstellungen auch mit zunehmender Alterung stabil bleiben. Ein weiteres gutes Argument für datengestützte Personalarbeit!
saatkorn.: Herr Lake, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Universum!
Wen die oben angesprochenen Zusammenhänge zwischen Sinn und Karriere näher interessieren: ich verlose heute über meine facebook Seite 5 embrace Studien „Karriere trifft Sinn“.
Viel Erfolg!
Und hier als Zugabe noch ne schöne Infografik. Aller guten Dinge sind Drei 😉