INDEED Corona Studie: gerade frisch veröffentlicht und daher ab sofort Grundlage für eine SAATKORN Serie in Kooperation mit Indeed. Die lesenswerte Studie rund um die Auswirkungen und Chancen der Corona-Krise für die HR-Arbeit befasst sich mit vielen relevanten Facetten, die wir hier in den nächsten Wochen beleuchten. Zum Start der neuen Serie konnte ich mit CHRISTIANE BÜRING, Director of Marketing bei Indeed und Co-Initiatorin der Studie, sprechen. Auf geht’s:
SAATKORN: Bitte stelle Dich den SAATKORN Leser*innen doch kurz vor.
Ich bin Christiane Büring, seit 20 Jahren in der Medienbranche tätig, hauptsächlich in der Schweiz und in Deutschland. Seit über vier Jahren arbeite ich bei Indeed und bin dort als Marketing Direktor für die DACH-Region verantwortlich. Für mich als Marketingmensch ist es eine Freude, so viel Daten zur Verfügung zu haben und sie dann kreuz und quer zu analysieren.
SAATKORN: Gerade habt Ihr eine spannende Studie herausgebracht: „Auswirkungen & Chancen der Krise für die HR-Arbeit“. Was waren Zielsetzung und Setting der Studie?
Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt einmal auf den Kopf gestellt, wie sicherlich kaum ein Ereignis in den letzten Jahrzehnten. Wir wollten genau wissen, was dies in den Köpfen der Jobsuchenden ausgelöst hat und mit welchen Herausforderungen Berufstätige aktuell zu kämpfen haben. Dank unserer Plattform haben wir einen sehr direkten Zugang zu diesen Gruppen und haben uns noch die wichtige HR-Expertise aus den beteiligten Unternehmen dazu geholt. So entstand ein spannendes und aussagekräftiges Stimmungsbild des Arbeitsmarktes in Zeiten von Corona.
SAATKORN: Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Erkenntnisse?
Employer Branding ist in Krisenzeiten super wichtig. Unternehmen können nicht einfach den Kopf in den Sand stecken, nur weil sie sich aktuell im Krisenmodus befinden. Arbeitgeber, die sich gut um ihre Mitarbeitenden kümmern, können richtige “Krisengewinner” werden. Sie können mit stärkerer Loyalität und Identifikation ihrer Angestellten rechnen. Und sie werden spannender für Kandidatinnen und Kandidaten, wie die Ergebnisse zeigen. Das gute Corona-Management spricht sich rum und wird etwa in Arbeitgeberbewertungen auf Glassdoor festgehalten. Am Ende wird das dazu führen, dass mehr Bewerbungen reinkommen, wenn das Recruiting wieder Fahrt aufnimmt. Das ist übrigens im Marketing dasselbe. Wenn ich “dark” gehe, so nennt man das, sinken meine Bekanntheitswerte und es ist unheimlich schwierig, sie wieder in die Höhe zu treiben. Eine Always-on-Strategie ist im Marketing und somit auch im Employer Branding enorm wichtig und auch ökonomisch sinnvoll.
SAATKORN: Hat Dich an den Ergebnissen etwas überrascht?
Mich hat überrascht, dass die Wechselbereitschaft Corona zum Trotz auf einem vergleichsweise hohen Niveau ist – und das auch bei Berufstätigen, die sich in einer sicheren Festanstellung befinden. Die Angst vor einem Jobwechsel hält sich offenbar in Grenzen. Auch wenn das vielleicht etwas contra-intuitiv ist, weil immer gesagt wird, dass in Krisenzeiten das Sicherheitsbedürfnis steigt. Und tatsächlich sehen wir gleichzeitig den Trend, dass Sicherheit zum Top-Kriterium bei Jobentscheidungen wird. Heißt also, dass Arbeitgeber, die gute Perspektiven und Sicherheit bieten können, auch weiter qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten finden werden. Und auch bemerkenswert: Nicht alle trifft die Corona-Krise gleichermaßen. Auf die Frage nach den größten Bedenken zu ihrer Arbeitssituation während der Corona-Krise nannten Akademiker*innen an erster Stelle die Angst vor einer stagnierenden Karriere. Bei Berufstätigen und Jobsuchenden mit anderen Abschlüssen dominieren hingegen eher Ängste vor finanziellen Einbußen.
Weiter find ich es bemerkenswert, dass jüngere Zielgruppen die Digitalisierung nicht nur positiv sehen. Die Digital Natives können zwar mit allen möglichen Devices und Tools umgehen, aber das in Bezug auf das Arbeitsleben ist natürlich noch recht neu für sie. Diese Unsicherheit steht wohl auch damit im Zusammenhang, dass das eigenverantwortliche Arbeiten aus dem Homeoffice gerade für viele junge Berufstätige eine große Herausforderung darstellt.
SAATKORN: Welche Handlungsempfehlungen kannst Du auf Basis der Studie HR-Abteilungen mit auf den Weg geben?
Was wir hoffentlich alle in der Krise gelernt haben, ist, flexibler und agiler auf die Umstände zu reagieren. Letztes Jahr um diese Zeit konnte niemand absehen, wo wie hier “reinschliddern” und auch jetzt weiß niemand, wie die Welt nach der Pandemie aussehen wird. Planung ist gut, aber man muss auch schnell mal alternative Wege einschlagen können. Aber das sind ein paar Dinge, die ich Unternehmen empfehlen würde:
Man sollte aktiv kommunizieren, wie man als Arbeitgeber mit der Krise umgegangen ist, da dies einer der größten Treiber für Jobwechsel ist.
Wichtig ist es auch in Stellenausschreibungen klar und transparent zu sein. Man sollte ausschreiben, wie viele Tage Home Office angeboten wird, statt nur Home Office/kein Home Office anzugeben.
Und man sollte das Thema Sicherheit aufgreifen, da es für die Jobsuchenden noch wichtiger geworden ist. Sicherheit und Verlässlichkeit sind quasi die neue Saftbar und der neue Tischkicker.
SAATKORN: Christiane, ganz herzlichen Dank in diese Einblicke. In den nächsten Wochen schauen wir uns Einzelergebnisse Eurer Studie vertieft und mit Protagonist*innen aus der betrieblichen Praxis an.