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HR Startups auf saatkorn. Heute mit Mindance

Mindance Gründer Robin Maier und Lukas Stenzel

Mindance Gründer Robin Maier und Lukas Stenzel

Vor einigen Wochen habe ich auf einer Veranstaltung den Gründer Lukas Stenzel kennengelernt. Mit seinem Startup Mindance bringt er die Themen Achtsamkeit, betriebliches Gesundheitsmanagement und HR zusammen. Ein wirklich spannender Ansatz. Als bekennender Achtsamkeitsfan war ich direkt Feuer und Flamme. Hier nun im Rahmen der saatkorn. HR Startups Serie ein ausführliches Interview mit Lukas. Auf geht’s:

saatkorn.: Lukas, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Gerne, mein Name ist Lukas Stenzel und ich bin 28 Jahre alt. Ich habe Psychologie und Verhaltensökonomie in Regensburg und Heidelberg studiert. Nach dem Studium habe ich in einem großen deutschen Konzern als HR Trainee gearbeitet und zur gleichen Zeit eine Ausbildung zum Sportpsychologen absolviert. Vieles, was ich durch die Betreuung von Spitzensportlern gelernt habe, findet man heute auch in Mindance wieder.

saatkorn.: Wie bist Du auf die Idee zu Mindance gekommen?
Ich alleine bin nicht auf die Idee von Mindance gekommen. Robin und ich haben zusammen die Idee von Mindance entwickelt und schließlich im Mai 2017 die Firma ins Leben gerufen. Wie es dazu kam? Für meine Abschlussarbeit in der Sportpsychologieausbildung und für die Betreuung von Spitzenathleten habe ich einen achtsamkeitsbasierten Ansatz entwickelt. Zu dieser Zeit haben Robin und ich gemeinsam in Stuttgart gewohnt. Robin meditiert bereits seit ca. 10 Jahren und hat
6 Jahre als technischer Berater bei Daimler gearbeitet. So entstanden lebhafte Diskussionen, wie wir Meditation, Achtsamkeit und im Allgemeinen ein mentales Training betriebstauglich und zugänglich für alle Mitarbeiter in einem Unternehmen gestalten könnten. Diese Diskussionen waren stets geprägt von unserer Überzeugung davon, dass Achtsamkeit für eine positive Veränderung beim Individuum sorgen kann und aufgrund dessen auch ein Wandel im Unternehmen und in der Gesellschaft angestoßen werden kann. Naja, und an Silvester 2016/2017 war es dann soweit, wir beschlossen unsere Jobs zu kündigen und uns vollkommen auf Mindance und unsere Leidenschaft zu konzentrieren.

saatkorn.: Wie funktioniert Mindance konkret?
Im Moment ist unser digitales Achtsamkeits- bzw. Mentaltraining wie folgt organisiert: Die Mitarbeiter beginnen mit einem sehr strukturierten achtwöchigen Trainingsprogramm, das durch Präsenzverantstaltungen und Peerübungen begleitet wird. Nach diesen acht Wochen können sich die Mitarbeiter einen individuellen Trainingsplan erstellen. Dabei haben sie Zugriff auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Trainingspaketen, bei denen gezielt unterschiedliche Kompetenzen trainiert werden. Diese Erstellung eines individuellen Trainings soll schon bald durch eine Art Mentalcoach begleitet werden. Stand heute gibt unser kurzes Erklärungsvideo auf unserer Homepage aber einen guten ersten Überblick:

 

Hier geht’s zu Mindance, einfach klicken

 

saatkorn.: Was ist Euer Vorteil gegenüber anderen Apps wie beispielsweise Mindfulness oder 7Mind?
Im Gegensatz zu diesen Apps konzentrieren wir uns ausschließlich auf den B2B Bereich. Unsere Trainings sind wirklich auf den betrieblichen Alltag zugeschnitten. Mittelfristig ist es außerdem angedacht, zugeschnittene Trainingsprogramme für einzelne Berufsgruppen zu entwerfen, zum Beispiel für Einkäufer oder Vertriebler.

Der entscheidende Punkt bei einem Mentaltraining, worunter auch Meditation fällt, ist die langfristige Motivation. Es ist wie beim Sport: Wenn ich aufhöre laufen zu gehen, dann verschwinden die Effekte und meine Ausdauer wird wieder schlechter. Deshalb bieten wir unseren Kunden ein Customer Success Management System an, um eine langfristige Motivation zu garantieren. Dazu gehört, wie ich bereits erwähnt habe, dass wir die Mitarbeiter sehr strukturiert an das Thema heranführen: In den ersten acht Wochen bieten wir Präsenzverantstaltungen, Peerübungen und sogar Einzelcoachings über Skype für alle Teilnehmer an. Anschließend ist es unser Ziel, dass jeder Mitarbeiter seinen Mentalcoach stets in der Tasche hat. Mit diesem Mentalcoach soll der Mitarbeiter mittelfristig sogar interagieren können, so dass dieser den Umständen des Mitarbeiters entsprechend ein zugeschnittenes Trainingsprogramm entwerfen kann. Und das beste: Wir arbeiten dabei komplett anonym, also ohne die Speicherung personenbezogener Daten.

Was ebenfalls zu unserem Customer Success Management System gehören wird, ist ein Dashboard, dass wir über kurze Umfragen erstellen. Du kannst dir das als eine Art Infotool vorstellen, das einen kurzen Überblick über das Wohlbefinden der Mitarbeiter gibt. Es zeigt einzelne Faktoren über alle Mitarbeiter aggregiert an, wie zum Beispiel Stresslevel oder Zufriedenheit. Das würde dem Kunden ein sehr strategisches und dynamisches Gesundheitsmanagement ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir bei Mindance einen sehr säkularisierten Ansatz gewählt haben und ausschließlich Techniken und Methoden verwenden, die wissenschaftlich validiert wurden. Unser Mentaltraining ist dabei achtsamkeitsbasiert, wir bedienen uns aber auch bei anderen Techniken, wie der progressiven Muskelentspannung, dem autogenen Training oder anderer Techniken aus der Resilienzforschung und Sportpsychologie. Zum Beispiel die Technik des „Selbstgesprächs“, um sich zum Beispiel in belastenden Situation effektiv zu unterstützen, wirst du bei keinem anderen Anbieter auf dem Markt finden.

saatkorn.: Das Thema Achtsamkeit wird in der gesellschaftlichen Wahrnehmung ja immer relevanter – wie reagieren denn B2B Kunden darauf? Ihr arbeitet ja bereits für einige Unternehmen. Und vor allem: Wie ist die Resonanz?
Das ist korrekt – wir hatten das Glück von der ersten Stunde an Kooperationspartner an unserer Seite zu haben, die dadurch auch die Möglichkeit bekamen, das Training und die App mitzugestalten. Dieser Ansatz der Produktentwicklung ist mit Sicherheit auch darauf zurückzuführen, dass Robin ein ausgebildeter Design Thinker ist.

Vielleicht ein Beispiel zu einem unserer Kooperationspartner: Seit Beginn an arbeiten wir mit Bosch Power Tools zusammen. Dort ist die App nun seit ca. 5 Wochen im Test und die Mitarbeiter berichten bereits von einem reduzierten Stresspegel, besserer Stimmung und einem erhöhten Konzentrationslevel. Die Resonanz ist also bisher äußerst positiv: ca. 90% der Teilnehmer berichten davon, dass ihnen die Übungen gefallen und ca. 85% fühlen sich nach den Übungen besser.

Dennoch will ich hier anmerken, dass es sich hier um subjektive Einschätzungen handelt und nicht um wissenschaftliche Cortisol Messungen oder ähnliches. Ich glaube auch, dass Achtsamkeit oder ein allgemeines Mentaltraining nicht für jedermann geeignet ist. Aber für die, die offen und interessiert sind, ist Mindance die richtige Wahl, das zeigt zumindest das Feedback unserer Kooperationspartner.

saatkorn.: Ich stelle mir vor, dass auf Seiten der User Eurer App vielleicht auch zunächst Ängste vorhanden sind, oder? 

Ich würde es nicht Angst nennen, vielmehr eine gesunde Skepsis. Achtsamkeit und auch Mentalcoaching sind mit Sicherheit gerade Hype-Themen, daher tummeln sich auf diesem Markt auch viele Scharlatane oder esoterische Gurus herum. Deshalb ist diese gesunde Skepsis auf Seiten der User gut und am Ende des Tages hilfreich für Mindance: Die Nutzer merken einfach schneller, dass wir solide arbeiten und fundierte Techniken anbieten.

saatkorn.: Und wie sieht es mit der Mitbestimmung aus? – Gerade Betriebsräte könnten auf Mindance ja recht empfindlich reagieren. Wie sind da Eure Erfahrungen?
Zunächst sei angemerkt, dass Mindance niemals für Mitarbeiter verpflichtend gemacht werden kann. Unser Ansatz ist, dass unsere Kunden eine Kultur und Struktur anbieten, in der sich Mitarbeiter selbstbestimmt und freiwillig für ein Training wie Mindance entscheiden können. Außerdem will ich hier nochmals anmerken, dass wir keine personenbezogenen Daten speichern.

Dennoch war und ist es uns wichtig, den Betriebsrat vom ersten Tag an mit einzubinden. Und dabei ist unsere Erfahrung mit Betriebsräten schlichtweg positiv. Du musst dir überlegen, dass Betriebsräte in den letzten Jahrzehnten die entscheidende und treibende Kraft waren, wenn es um die Ergonomie am Arbeitsplatz, also um die „physische“ Gesundheit, ging. Der nächste Schritt ist nun die „psychische“ Gesundheit am Arbeitsplatz zu verbessern und mit diesem Ziel sitzen wir alle im selben Boot: Betriebsrat, Kunde und Mindance.

saatkorn.: Wenn Du in 3 Jahren zurückschaust, was wollt Ihr mit Mindance dann erreicht haben?
Ich habe schon erwähnt, dass es unser Ziel ist, jedem interessierten Mitarbeiter einen digitalen Mentalcoach an die Seite zu stellen. Diesem Ziel liegt eine Vision zu Grunde, welche auch ganz groß an Robins Bürotür zu finden ist: „Nudge a mindful revolution“. Der Begriff nudge stammt von dem aktuellen Wirtschaftsnobelpreisträger Richard Thaler und kann wohl am besten als „leichter Schubser in die richtige Richtung“ übersetzt werden. Nudging findet man in unserem digitalen Ansatz: Durch unsere App ist unser Mentaltraining zu jeder Zeit und von jedem Ort aus zugänglich und durch Push Messaging beispielsweise können wir die Leute im wahrsten Sinne des Wortes sanft stupsen.

Im selben Atemzug mit Nudge verwenden wir den eigentlich entgegengesetzten Begriff Revolution. Also weder Robin noch ich würden uns als große Weltverbesserer bezeichnen, aber wir glauben, dass jeder etwas beisteuern kann. Wir sind wie gesagt davon überzeugt, dass Meditation bzw. Mentaltraining für mehr Achtsamkeit, Mitgefühl und Zufriedenheit sorgen kann. Deshalb geht für jede Lizenz, die an einen B2B Partner geht, eine Lizenz kostenfrei an einen karitativen Zweck. Revolution ist vielleicht etwas übertrieben! Wenn wir es aber innerhalb von 3 Jahren schaffen sollten, dass in dem ein oder anderen Moment, die Menschen achtsamer und mitfühlender miteinander umgehen, dann sind wir schon sehr glücklich damit.

saatkorn.: Lukas, vielen Dank für das Interview – und viel Erfolg mit Mindance!

 

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