Im Rahmen der saatkorn. HR Startup Serie stelle ich Euch heute die omnium APP vor. Ich hatte Gelegenheit, dazu mit Dr. Ralf Eisenbeiß zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Eisenbeiß, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
saatkorn.: Sie haben gerade die omnium APP auf den Markt gebracht. Was steckt dahinter?
Der anhaltende Fachkräftemangel und der entsprechend steigende Aufwand in der Rekrutierung hat uns veranlasst, das Thema einmal komplett auf den Kopf zu stellen. Einen entscheidenden Impuls gab dazu auch der Gallup Engagement-Index, der schon seit Jahren zeigt, dass die meisten Arbeitnehmer (85%) sich nicht komplett mit Ihrem Arbeitgeber identifizieren. Sie sind also grundsätzlich für einen Wechsel bereit. Aber lediglich 15% der Arbeitnehmer haben bereits innerlich gekündigt und begeben sich aktiv auf Jobsuche. Das sind die Leserinnen und Leser der Stellenanzeigen. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir die anderen 70% für die Unternehmen erschließen können, die immerhin etwa 25 Mio. Fachkräfte darstellen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass dies nur möglich ist, wenn die Einstiegshürde zur Bewerbung extrem niedrigschwellig ist.
saatkorn.: Was ist der USP von omnium gegenüber den zahlreichen anderen Angeboten im Recruitingbereich?
Wir stellen den direkten Kontakt her zu wechselwilligen Fachkräften, von denen das Unternehmen ohne diese App niemals eine Bewerbung oder einen Lebenslauf erhalten hätte, weil er den normalen Bewerbungsaufwand in seinem Alltag nicht untergebracht hätte.
Der Grund: Stellen Sie sich mal jemanden vor, der zu den latent wechselwilligen Fachkräften gehört. Der bekommt vermutlich wöchentlich einen kleinen Impuls, der ihn kurz darüber nachdenken lässt, sich mal nach einem neuen Job umzusehen. Aber die Einstiegshürden sind hoch: Zwischenzeugnis einholen, Lebenslauf aktualisieren, Bewerbungsfoto aufnehmen, Stellenangebote durchforsten, Anschreiben formulieren … Das Ganze in der knapp bemessenen Freizeit. Und außerdem der Gedanke, „bei anderen Firmen ist es auch nicht viel besser …“ So gibt es immer Gründe, die Bewerbung hinauszuschieben. Bei omnium kann der Bewerber diese Schritte alle nach hinten schieben. Er macht absolut anonym in der App 5 Angaben und findet, ohne Registrierung oder vorherige Uploads, passende Stellen. Er kann sofort einen Interviewtermin vereinbaren. Erst wenn dieser bestätigt ist, wird er aufgefordert, bis zum Interviewtermin auch einen Lebenslauf vorzulegen. Das Unternehmen hat aber zu diesem Zeitpunkt bereits einen Kontakt zu einem validen Kandidaten, auch wenn es bisher noch wenig über ihn weiß.
saatkorn.: An welche Unternehmenskunden richtet sich omnium? Kleine, mittlere oder große Unternehmen?
An alle mit Fachkräftemangel. Da der Aufwand auch auf Unternehmensseite extrem niedrig ist, benötigt man keine Personalabteilung für die Erstellung und Betreuung. Grundsätzlich ist es also auch für Kleinbetriebe geeignet. Für mittelgroße Unternehmen ist es sicherlich ganz einfach, die App einfach mal auszuprobieren. Ursprünglich hatten wir gedacht, dass Großunternehmen und Konzerne aufgrund der oft eingefahrenen Strukturen und der oft besseren Bewerberlage wenig Bedarf erkennen würden. Persönliche Gespräche, z.B. auf Personalmessen, haben uns aber eines Besseren belehrt. Tatsächlich sind auch große Unternehmen bereit, den neuen Ansatz einfach auszuprobieren, wenigsten für einzelne Regionen oder einzelne Berufsgruppen.
saatkorn.: Wie stellen Sie sicher, dass omnium in die gesamte IT- und Recruiting-Landschaft eines Unternehmens integriert wird?
Eine XML-Schnittstelle zu einer Stellenbörse oder Karriereseite wird es nicht geben. Das würde auch keinen Sinn machen, da die meisten Stellenanzeigen die von uns gesetzte Obergrenze von 500 Zeichen überschreiten. Die App gibt es ja nur auf dem Smartphone und daher muss die Darstellung auch daran angepasst sein. Außerdem ist es notwendig, dass jedem veröffentlichten Stellenangebot von Seiten des Unternehmens auch Interviewtermine zugeordnet werden. Das wäre über eine Schnittstelle auch nicht möglich. Was wir allerdings in Zukunft noch anbieten möchten, ist ein Terminexport in die gängigen Kalenderanwendungen.
saatkorn.: Wie lösen Sie das Henne-Ei Problem? – Für Bewerber benötigt eine solche APP viele Unternehmen. Die Unternehmen machen aber in der Regel nur mit, wenn auch schon viele Bewerber da sind…
Stimmt, das ist die größte Herausforderung. Wobei wir die Bewerber über gezieltes Targeting relativ einfach dort erreichen, wo sie dann auch die App nutzen sollen: auf dem Smartphone. Dieses Targeting wird nach den Stellen ausgerichtet, die auf der App veröffentlicht wurden. Die aktuelle Aufgabe ist es daher, Unternehmen zu finden, die bereit sind, den neuen Weg einfach mal zu testen. Grundsätzlich ist der Preis für die Stellenveröffentlichung sehr niedrig angesetzt. Wir bieten eine echte Flatrate von 429 Euro netto monatlich an, bei taggenauer, vierwöchiger Kündigungsfrist. Das ist im Vergleich zu Online- und Print-Anzeigen schon sehr günstig. Zusätzlich sind wir jetzt in der Markteintrittsphase auch sehr großzügig mit der Vergabe von kostenlosen Testmonaten. Wenn sich also Leser Ihres Blogs in den nächsten zwei Wochen bei uns melden und sich auf den Blog beziehen, dann räumen wir ihnen gerne 2 kostenlose Testmonate ein, in denen sie auch so viele Stellen schalten können, wie sie möchten.
saatkorn.: Wie sind die ersten Resonanzen auf omnium – sowohl von Bewerber- als auch von Unternehmensseite?
Die Idee dieser App überzeugt eigentlich alle Bewerber und auch die meisten Unternehmen. Wer sie ausprobiert, erkennt schnell das Potential, aber natürlich auch die kritischen Elemente. So gab es gleich zu Beginn der Nutzung von Bewerberseite das Feedback, dass die Trefferliste sehr kurz ist, bzw. dass viele Berufsbezeichnungen noch nicht in der Auswahl hinterlegt sind. Dazu muss man wissen, dass die Berufsbezeichnungen ständig ergänzt werden, und zwar anhand der gemachten Nutzereingaben. Die Liste wächst also täglich. Die Trefferliste wird durch einen selbstlernenden Algorithmus erzeugt. Dieser ist jetzt noch ein „Baby“, wächst aber mit jedem Tag und mit jeder Treffersuche. Das ist also ein zeitliches Problem, das in wenigen Wochen verschwunden sein sollte.
Auf Unternehmensseite stellen wir fest, dass manche Personalerinnen und Personaler noch unsicher sind, beispielsweise bei der Eingabe des Gehaltes. Dazu muss man wissen, dass dieses eine zwingende, matchingrelevante Eingabe ist. Ein Kandidat bekommt nur Treffer angezeigt, wenn deren Gehalt mit dem angegebenen Wunschgehalt übereinstimmt oder darüber liegt. Er sieht aber nicht, welches Gehalt konkret vom Unternehmen angegeben wurde.
Auch der Umgang mit den Interview-Slots, die jeder Stelle zuzuordnen sind, erfordert etwas Gewöhnung auf Personalerseite. Hier muss jedes Unternehmen für sich herausfinden, wie weit es diese Slots in die Zukunft legt und ob es diese allen Jobangeboten oder nur einzelnen zuordnet.
saatkorn.: Was sind die nächsten Schritte für omnium?
An der Verbesserung der App sind wird ständig dran. Aktuell gibt es alle paar Tage ein kleines Update mit Bug-Fixes. Das sollte aber in Kürze abgeschlossen sein. Die Kundenakquisition läuft auf Hochtouren, sowohl online als auch offline. Außerdem haben wir diese Woche mit dem Marketing auf Bewerberseite begonnen, das noch stark zunehmen wird, in dem Maße wie auch die eingestellten Jobs zunehmen.
In engem Kontakt mit den Unternehmen versuchen wir außerdem herauszufinden, welche Features für die App noch wichtig wären, ohne die DNA der App, also die Leichtigkeit und den schnellen Direktkontakt, zu stören. In diesem Sinne werden die App und auch das Portal für die Stelleneingabe immer weiterentwickelt werden. Außerdem wird es in absehbarer Zeit auch eine App für Smartphones mit Android-Betriebssystem geben. Das sollte spätestens im Frühjahr 2019 der Fall sein.
saatkorn.: Vielen Dank – und weiterhin viel Spaß und Erfolg mit omnium!