HR-Report 2017: Flexibilisierung Handlungsfeld #1
Der HR-Report 2017 liegt vor – und birgt einige Überraschungen durch deutliche Verschiebungen in den zentralen HR Handlungsfeldern gegenüber den Vorjahren. Ich hatte Gelegenheit, mit Frank Schabel, Leiter Marketing und Corporate Communications bei Hays, zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Herr Schabel, bitte stellen Sie sich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Ich bin von Hause aus Geisteswissenschaftler und nach meinem Studium bisher immer im Kontext Marketing und Kommunikation beruflich aktiv gewesen. Bei Hays bin ich seit über zehn Jahren für diese beiden Felder verantwortlich.
saatkorn.: Soeben ist der HR-Report 2017 von der IBE und Hays AG erschienen. Wer wurde dazu befragt, was war das Setting der Studie?
Wir befragen grundsätzlich immer Führungskräfte aus dem HR-Bereich und den Fachbereichen sowie Geschäftsführer und Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben. Aus Unternehmen und Organisationen unterschiedlicher Branchen. Grundsätzlich dreht sich unser Report um die Frage, welche HR-Themen die Befragten am meisten bewegen. Unter HR-Themen verstehen wir nicht die Agenda der HR-Abteilung, sondern die unternehmensweiten Fragen, die unmittelbar die Mitarbeiter tangieren. Die Mehrheit der Fragen ist Jahr für Jahr gleich – wir möchten Zeitvergleiche anstellen, wie sich Themen entwickeln. Zudem haben wir pro Jahr ein Schwerpunktthema.
saatkorn.: Die Digitalisierung ist das zentrale Thema im HR-Report 2017. Inwiefern wirft die Digitalisierung die HR Agenda über den Haufen, wie es so schön in Ihrer Pressemitteilung heißt?
Wie die gerade erwähnten großen HR-Themen priorisiert werden – das hat sich in diesem Jahr deutlich verschoben. In den vergangenen Jahren hatten wir eigentlich immer die Themen Führung, Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung in den Top 3.
Nun steht das Thema Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen ganz oben, genauso wie der Punkt, Mitarbeiter auf die digitale Transformation vorzubereiten. Beide waren noch im letzten Jahr auf der Prioritätenliste viel weiter unten. Die Digitalisierung ist folglich auf der Unternehmensagenda angekommen.
saatkorn.: Welche anderen Themen stehen neben der Digitalisierung laut HR-Report 2017 im Fokus der HRler?
Natürlich bleibt die Unternehmenskultur eine Dauerbaustelle. Das Thema hat sich in den Top-Drei gehalten. Dies zeigt, wie wichtig nach wie vor kulturelle und soziale Dispositionen sind, um im Einklang mit der Digitalisierung zu takten. Und auch wenn die Führung nach unten gerutscht ist: Trotzdem sind die Führungskräfte gefragt, sich an neue flexible Arbeitsmodelle anzupassen, wie der HR-Report ausweist. Nur haben wir bei Führung das gleiche Bild wie im Vorjahr – ihr größter Stolperstein bleibt die mangelnde Zeit für Führungsaufgaben.
saatkorn.: In welchen Themenfeldern werden auf Basis des HR-Report 2017 die wichtigsten Handlungsbedarfe gesehen?
In Bezug auf die für die Digitalisierung benötigten Kompetenzen sind es zwei große Themen. Das eine lautet, die Mitarbeiter auf die Veränderungen der Arbeitswelt vorzubereiten und das zweite ist, die Eigenverantwortung jedes einzelnen Mitarbeiters zu stärken. Es geht also darum, mentale Kompetenzen zu entwickeln, um der neuen Welt gewachsen zu sein. Dagegen sind die harten Kompetenzen eher nebensächlich.
saatkorn.: Kommen wir nochmal zum Thema Digitalisierung: wie ist die Einschätzung der Befragten: entstehen durch die Digitalisierung mehr Arbeitsplätze oder werden dadurch mehr Arbeitsplätze vernichtet? – Wie wird der Netto-Effekt gesehen?
Da ist das Ergebnis aus meiner Sicht überraschend und erfreulich ausgefallen: Die positiven Aspekte überwiegen. Ganz oben steht, dass neue Tätigkeitsfelder entstehen und sich die Beschäftigungsverhältnisse flexibilisieren. Nur jeder fünfte geht dagegen von einer Verkleinerung der Belegschaft aus und gerade mal jeder zehnte rechnet mit einer Verlagerungen in Niedriglohnländer. Einen Saldo kann ich nicht bieten, für mich ist das Stand heute auch Kaffeesatzleserei.
saatkorn.: Wo sehen Sie persönlich für HR Abteilungen die größten Herausforderungen im Kontext Digitalisierung?
In der kulturellen Bewältigung der Digitalisierung. Viele Mitarbeiter sind verunsichert, was die digitale Welt für sie bedeutet. Verändert sich ihr Job, ist er gar gefährdet, steigt der Arbeitsdruck weiter an, kommen wir mit dem Tempo noch mit? Diesen Fragen sollte sich ein Unternehmen offen stellen und Antworten finden – natürlich zuerst die Führungskräfte und durchaus mit dem Mut, ihre eigene Unsicherheit zu zeigen. Wenn ein solcher Prozess nicht läuft, dann tritt das auf, was der HR-Report aufzeigt: dass Menschen den anstehenden Wandel nicht aktiv angehen.
saatkorn.: Herr Schabel, vielen Dank für das Interview.
Den kompletten HR-Report 2017 kann man HIER bestellen.