HR FUCKUP Night: 28.9. München
Die erste HR FUCKUP Night: Nicole Goodfellow von Infineon und Dominik Hahn von der Allianz hatten eine in meinen Augen tolle Idee. Mal nicht über Erfolge reden, sondern über Mißerfolge. Dass man von Dingen, die gründlich schief gelaufen sind, mindestens genau so gut lernen kann, wie von herausragenden Ergebnissen, sollte klar sein. Im Interview erläutern die Beiden die Idee der ersten HR FUCKUP Night. Hier alle Informationen zur ersten Veranstaltung am 28.9. in München:
saatkorn.: Bitte stellt Euch den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Dominik Hahn (DH): Am besten, man gibt meinen Namen bei Google bzw. der dortigen Bildersuche ein. Aber stets mit dem Zusatz „Allianz“, denn sonst findet man dort nur ein extrem gut aussehendes Männermodel gleichen Namens. Hat man alles richtig gemacht, wird man erfahren, dass ich seit rund sieben Jahren in verschiedenen Funktionen für die Allianz gruppe tätig bin. Aktuell als Lead Recruitment Hubs.
Nicole Goodfellow (NG): Ich bin eher „zufällig“ im HR gelandet, denn ich komme eigentlich eher aus der Sales & Marketing- und Agenturecke mit Stopps in Nürnberg, London und Düsseldorf. Nach vier Jahren in Stockholm als Sales Lead eines sehr internationalen Teams bei Potentialpark bin ich nun bei Infineon in München Team Lead Talent Attraction
saatkorn.: Am 28.9. findet in München die erste HR FUCK UP Night statt. Wie seid Ihr auf die Idee dazu gekommen?
NG: Wir haben bei einem Bierchen eines Abends festgestellt: wir haben keinen Bock mehr auf Best Practices. Denn die meisten Best-Practice-Vorträge bringen einen selbst nicht viel weiter. In der Regel kann man nämlich das, was in anderen Unternehmen erfolgreich umgesetzt wurde, so nicht einfach 1:1 für seine eigene Firma übernehmen. Manchmal will man das übrigens auch gar nicht. Wir fanden es daher viel spannender, über das zu reden, was so richtig mies lief. Wo einzelne Personen etwas gewagt haben, es vielleicht anfangs nicht so lief wie erhofft und dann die richtigen Schlüsse daraus gezogen haben. Oder wo ein grober Schnitzer im Endeffekt dann zu einem dringend nötigen Umdenken geführt hat oder nur dank dessen etwas anderes in Schwung kam.
DH: Wir denken, dass das Besprechen von Fuckups – in der Konzernsprache auch gern „Noble Failures“ genannt – für alle Beteiligten einen weitaus größeren Mehrwert stiftet.
saatkorn.: Was ist die Zielsetzung der HR FUCK UP Night?
DH: Wir möchten mit der HR FUCKUP Night ein Format schaffen, welches Risikobereitschaft einerseits belohnt, andererseits jeden Personaler darin bestärkt, Dinge zu wagen, Neues auszuprobieren. Auch auf die Gefahr hin zu scheitern. Fehler gehören doch dazu – denn nur wer nichts macht, macht auch nichts falsch. In Deutschland bzw. in der HR-Landschaft generell sprechen wir noch zu wenig über Fehler – es hat ja einen Makel, „etwas falsch gemacht zu haben“. Vielleicht sind wir in Deutschland aus diesem Grund international eher schlecht was Anzahl von Start-ups und wirklich wahre „Basis-Innovationen“ anbelangt? Wir brauchen alle mehr Intrapreneure in unseren Unternehmen. Und wie sollen Personalabteilungen den dringend nötigen Kulturwandel in Unternehmen treiben bzw. begleiten, wenn sie selbst nicht als Vorbild voranschreiten?
saatkorn.: Wen trifft man auf der HR FUCK UP NIGHT und wer sollte sich anmelden?
NG: Am Veranstaltungstag selbst werden wir dann sehen, wer alles kommt. Aber wir erwarten Teilnehmer sowohl aus Dax-Konzernen wie auch der KMU-Szene. Das ist ja das Besondere an der HR Fuckup Night: Aus Fehlern kann jeder etwas für sich Nützliches ziehen – egal wo man arbeitet.
saatkorn.: Könnt Ihr etwas zum Format der HR FUCK UP NIGHT erzählen? Vermutlich habt Ihr ja eher keine übliche Präsentations-Berieselungs-Agenda?!
NG: Tatsächlich ist es das Ziel, bei den hoffentlich regelmäßig stattfindenden HR Fuckup Nights keine strikte Agenda mit vorher definierten Speakern zu haben. So läuft das ja auch bei den traditionellen Fuckup Nights, wie man sie aus der Startup-Szene kennt. Dort kommt einfach derjenige auf die Bühne, der eben etwas spontan erzählen möchte.
DH: Für die 1. HR Fuckup Night haben wir uns jedoch entschieden, mit einem fixen Set an Speakern zu starten, wobei natürlich jeder Teilnehmer herzlich eingeladen ist, selbst etwas beizutragen. Wichtig ist indes zu betonen, dass wir großen Wert darauf legen, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Dazu haben wir den HR Fuckup Ehrenkodex geschaffen. Danach sind Livestreams per Periscope, Facebook & Co ebenso verboten wie das Twittern von präsentierten Fehlern. Generell gilt: What happens at the HR FUCKUP Night stays at the HR Fuckup Night. 😉
saatkorn.: Was muss passieren, damit Ihr als Initiatoren am Abend des 28.9. nach dem ersten HR FUCKUP Night Event zufrieden nach Hause geht?
DH: Für mich ist es ein gelungener Abend, wenn ich sehe, dass echte Diskussionen zustande kommen. Dass man gemeinsam nach Lösungen für Probleme sucht bzw. Ratschläge gibt, wie man an bestimmte Problemfelder herangehen sollte.
NG: Und ich bin zufrieden, wenn wir einen Anstoß geben, mehr über unsere Fehler zu sprechen – ohne das Gefühl haben zu müssen, sie zu vertuschen oder schön reden zu müssen. Dass wir vielleicht sogar irgendwann „stolz“ sind auf unsere Fehler – und was wir daraus gelernt haben.
saatkorn.: Tolle Idee – ich wünsche Euch beiden viel Erfolg mit der ersten HR FUCKUP Night!