HOME OFFICE Studie: Problem erkannt, Kopf in den Sand

Home Office ist eines der Themen heute hier im zweiten Teil der Gastbeitrag-Serie von softgarden, basierend auf der neuen Studie zur Büroarbeit:

The New Era of Work II – Future of Office

Ein Gastbeitrag von Mathias Heese

Mathias Heese softgarden SAATKORN Gastbeitrag Home Office
Mathias Heese softgarden SAATKORN Gastbeitrag

Mathias Heese ist Geschäftsführer des HR-Technologieunternehmens softgarden. Im zweiten Teil der „New Era of Work 2021“-Serie hier auf SAATKORN geht es darum, wie sich Bewerber und HR-Verantwortliche die künftige Organisation der Büroarbeit vorstellen. Dabei zeigt sich: Home-Office und Office ist meist keine Alternative. Die meisten möchten eine Mischung. Sind Arbeitgeber ausreichend darauf vorbereitet? Für die Serie hat softgarden von Mai bis August 2021 eine doppelperspektivische Online-Umfrage durchgeführt. Teilgenommen haben 3.561 Bewerber und 251 HR-Verantwortliche.

Im ersten Teil unserer Serie haben wir gezeigt, dass Home-Office für die meisten Bewerber längst mehr ist als nur eine Pandemie-Krücke: Schon jetzt suchen deutlich mehr als 70 % von ihnen gezielt nach remote Jobs. Aber wie stellen sich Bewerber mit Bürojob ihren künftigen Arbeitsalltag konkret vor? Wie viel Office und wie viel Home-Office enthält das neue Arbeiten? Wo liegen mögliche Herausforderungen? Darum geht es in diesem zweiten Teil.

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Hier geht’s zum Download der Studie

Studie zur Büroarbeit: Positive Erfahrungen mit Home-Office

80,8 % der Bewerber, die während Corona Home-Office-Erfahrungen gemacht haben, würden anderen empfehlen, im Home-Office zu arbeiten. 89,6 % der HR-Verantwortlichen stimmen der These zu, dass das Home-Office ein gut funktionierendes Arbeitsmodell ist. Vor diesem Hintergrund liegt der Schluss nahe, dass die „gute alte Bürowelt“ nach Corona nicht wiederkehren wird. Unter dem Druck des Arbeitsmarkts werden hybride Arbeitsformen entstehen – mit neuen Herausforderungen für die Büro- und Arbeitsorganisation sowie das Gesundheits- und Weiterbildungsmanagement.

Mehrheit für die Mischung

Die große Mehrheit von 81,5 % der Bewerber mit Bürojob wünscht sich für die Zeit nach der Pandemie eine Mischung aus Home- Office und Office. Der vollständigen Rückkehr ins Büro können demnach nur 10,5 % der befragten Bewerber etwas abgewinnen, der reinen Home-Office-Lösung lediglich 8,0 %. Die HR-Verantwortlichen sind sogar zu 99,1 % für eine Mischung aus Büro und Home-Office. Diejenigen unter den Bewerbern, die sich eine Mischung aus Home-Office und Büro wünschen, sind mehrheitlich (57,7 %) für eine flexible Lösung, bei der der Anteil aus Heim- und Büroarbeit je nach Bedarf der Angestellten und der Unternehmen berücksichtigt wird. Wahrscheinlich ist die Präferenz für den Mix daraus entstanden, dass die Home-Office-Erfahrungen für Mitarbeiter durchaus ambivalent waren. 

Vor- und Nachteile von Home-Office

Fast 9 von 10 befragten Bewerber betrachten den wegfallenden Weg zur Arbeit als eindeutigen Vorteil des Home-Office. Mit 86,8 % „Trifft voll zu“-Nennungen erreicht dieser Aspekt deutlich mehr Zustimmung als alle anderen möglichen Vorteile des Home-Office wie etwa die „flexiblere Einteilung der Arbeitszeit“ (46,9 %) oder „bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem“ (46,4 %). Bei den Nachteilen wurden auf Bewerberseite an erster Stelle der „geringere Informationsfluss mit den Kollegen“ (29,8% „Trifft voll zu“, weitere 40,8% „Trifft eher zu“) sowie mit der Führungskraft (25,4 % „Trifft voll zu“, weitere 38,6 % „Trifft eher zu“) identifiziert. Diejenigen unter den Bewerbern, die sich eine Mischung aus Home-Office und Büro wünschen, sind mehrheitlich (57,7 %) für eine flexible Lösung, bei der der Anteil aus Heim- und Büroarbeit je nach Bedarf der Angestellten und der Unternehmen berücksichtigt wird.

Wahrnehmungsunterschiede von HR-Verantwortlichen und Mitarbeitern

Nur 7,7 % der HR-Verantwortlichen glauben auf Basis unserer Studie zur Büroarbeit, dass das Büro künftig überflüssig wird. Sie sehen das Büro vor allem als Raum für soziale Kontakte, etwa als Treffpunkt zum Mittagessen mit Kollegen (74,5%). Weit mehr Bewerber (20,4%) glauben dagegen, dass das Büro der Vergangenheit angehört. Stärker als die HR-Verantwortlichen (50,9 %) erblicken sie im Büro einen Rückzugsort für konzentriertes Arbeiten (74,6 %).

Herausforderungen für Gesundheitsmanagement und Weiterbildung

Vier von fünf Bewerbern identifizieren besondere gesundheitliche Herausforderungen in Zusammenhang mit dem Home-Office. Themen sind zum Beispiel die Ergonomie am heimischen Arbeitsplatz oder die Strukturierung des Arbeitsalltags. 51,2 % machen einen „gestiegenen Weiterbildungsbedarf im Zusammenhang mit Home-Office“ aus. Am häufigsten in diesem Kontext werden Angebote zu „digitalen Kreativitätstechniken im Team“ sowie zum „digitalen Networking“ gesehen.

Konkrete Vorbereitung erst bei einer Minderheit

Die reine Büroarbeit kommt nach der Pandemie nicht wieder. In Anbetracht dieser Tatsache fällt auf, dass sich erst wenige Unternehmen konkret darauf vorbereiten: Lediglich 29,8 % der befragten HR-Verantwortlichen bieten auf Basis der Studie zur Büroarbeit schon jetzt Weiterbildungen oder andere Angebote im Kontext des Home-Office an. Dazu gehören zum Beispiel „Schulungen zur sinnvollen Nutzung von Teams“ oder Formate des „digitalen Smalltalks“.

Büroarbeit nach der Pandemie – acht Tipps für Arbeitgeber

  1. Abschied von der reinen Präsenzkultur nehmen. Denn remote Working ist disruptiv und stellt unsere gewohnte Art und Weise des Arbeitens auf den Kopf. Unternehmen investieren derzeit noch viel in bestehende Mieten für Büros, die sie wohl in dieser Größe nicht mehr brauchen. Bestehende Mietverhältnisse allein sind kein Grund, Mitarbeiter ins Büro zu holen. Arbeitgeber mit Bürojobs in reiner Präsenzkultur werden auf Dauer unattraktiv.
  2. Wahrnehmungsunterschiede identifizieren. Menschen mit Personalverantwortung sollten mit Mitarbeitern über deren Home-Office-Erfahrungen ins Gespräch kommen, um Stärken und Schwächen dieser Arbeitsform besser kennenzulernen sowie Handlungsbedarfe zu identifizieren.
  3. Sich auf die hybride Arbeitswelt vorbereiten. Der Mix aus Home-Office und Büro kann kein Arbeitnehmer-Wunschkonzert sein. HR-Management und Organisationsentwicklung müssen sicherstellen, dass das Büro nicht zum Ort wird, wo Angestellte hinfahren, wenn die Kaffeemaschine zuhause kaputt ist oder der Hund des Nachbarn zu laut bellt.
  4. Büro und Arbeitsorganisation der Zukunft an den künftigen Funktionen ausrichten. Das Büro der Zukunft wird sowohl ein Ort des konzentrierten Arbeitens als auch des Austauschs im Team sein. Für Letzteren müssen Mitglieder von Teams aber tatsächlich gleichzeitig anwesend sein. Das ist nicht nur eine Frage der Innenarchitektur, sondern der Arbeitsorganisation und -kultur.
  5. Sich neuen Herausforderungen beim Gesundheitsmanagement stellen. Dazu gehören zum Beispiel Arbeitsorganisation und -Ergonomie am heimischen Schreib- beziehungsweise Küchentisch. HR-Verantwortliche sollten insbesondere neue mentale Mitarbeiterherausforderungen beim Thema mitdenken – etwa bei der Abgrenzung von Beruflichem und Privatem in den eigenen vier Wänden.
  6. Den veränderten Weiterbildungsbedarf adressieren. Teambezogene Fähigkeiten wie Kreativitätstechniken und Network stehen aus der Sicht der Mitarbeiter hier im Vordergrund. Die Vorstellungen von HR-Verantwortlichen und Mitarbeitern gehen zum Teil auseinander. Für HR sollte deshalb am Anfang eine solide Bedarfsermittlung stehen, bei der die Erfahrungen der Mitarbeiter einen Ausgangspunkt darstellen.
  7. Mehr Tempo machen. Die mit dem hybriden Büro verbundenen Herausforderungen sind jetzt schon da. Nur ein geringer Teil der befragten HR-Verantwortlichen setzen jedoch schon entsprechende Maßnahmen um. Hier braucht das HR-Management mehr Tempo.
  8. Offen bleiben für Neues und transparent kommunizieren. Konzepte für die ideale neue hybride Arbeitswelt mit Erfolgsgarantie gibt es nicht. Best Practice entsteht erst noch. Dennoch sollten Arbeitgeber ihre aktuellen Konzepte und Anstrengungen zum Thema nach außen kommunizieren, auf Stellenanzeigen und Karrierewebsites. Denn sie stellen einen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte dar.

Weitere Ergebnisse der Studie zur Büroarbeit finden Sie in unserem Whitepaper. Es steht HIER kostenlos zum Download zur Verfügung.
Auch der erste Teil der Serie: The Future of Recruiting ist HIER erhältlich.

Die dritte und letzte Folge der dreiteiligen „New Era of Work“-Reihe erscheint demnächst auf SAATKORN. Dann geht es um den Blick von Bewerbern und HR-Verantwortlichen auf die Zukunft von Führung.  

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

Ein Gedanke zu „HOME OFFICE Studie: Problem erkannt, Kopf in den Sand

  • 17. November 2021 um 11:22
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    Danke Mathias Heese, ein sehr guter Artikel, dem ich voll zustimme. Gekommen, um zu bleiben
    Leider merken wir aber immer noch, dass Mitarbeitende in Jobs, die eigentlich remote erbracht werden können, mit Obstkörben und einem Kicker ins Büro gelockt werden. Hier wird von „lasst uns gemeinsam im Büro Spaß haben“ gesprochen, gemeint wird allerdings eher Gewerbemiete abwohnen und der Kontrollwunsch.

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