Home Office – Arbeitgeber müssen mit der Zeit gehen
Home Office: ein Dauerthema. Inzwischen gibt es ja ganze Bücher zu dem Thema. Dabei sollte es doch relativ einfach sein. Zumindest aus Sicht von Berufseinsteigern. Das Team von Talents Connect hat mit diesen eine aktuelle Studie durchgeführt. Zu den Ergebnissen heute Robin Sudermann, CEO von Talents Connect:
Wunsch nach mehr Home Office
saatkorn.: Robin, bitte stell Dich den saatkorn. LeserInnen kurz vor.
Mein Name ist Robin Sudermann und ich bin CEO sowie einer der Mitgründer von Talents Connect. Wir sind innovativer HR-Lösungsanbieter und bieten als Technologieführer in Sachen Matching moderne effiziente Wege, um passgenaue Mitarbeiter zu finden. Seit 2013 sind wir mit talentsconnect.com am Markt tätig. Mittlerweile wird unsere Technologie mit unserem Matching-Algorithmus von vielen Unternehmen genutzt und teilweise als eigenständige Recruiting-Lösung eingesetzt. Auch Medienhäuser setzen mittlerweile auf unsere Plattform und Technologie als eigenständige Ergänzung zum Printgeschäft mit klassischen Stellenanzeigen.
saatkorn.: Ihr habt soeben das Thema „Home Office“ bei Berufseinsteigern analysiert. Was war das Setting Eurer Studie, was wurde untersucht?
Wir haben auf Datengrundlage unseres Recruiting-Portals talentsconnect.com über 100.000 Profilangaben von Berufseinsteigern mit Blick auf deren Wünsche und Vorstellungen von Home Office-Zeiten untersucht. Diese und weitere Daten gibt jeder Kandidat bei der Registrierung an, um so die Passgenauigkeit mit hinterlegten Jobprofilen im Prozess abzubilden. Bewerbern und Unternehmen werden über unseren Talent Score dann die passendsten Jobs bzw. die passendsten Kandidaten für entsprechende Vakanzen angezeigt. Denn auch die Unternehmen geben zu ihren Stellenangeboten bestimmte Kriterien und Anforderungen an, unter anderem wieviel Zeit im Home Office möglich ist. Diese Angaben von mehreren tausend Jobprofilen auf talentsconnect.com wurden als Vergleichswerte herangezogen.
saatkorn.: Was sind denn die Wünsche der Berufseinsteiger zum Thema „Home Office“? – Wie wichtig ist das Thema auf Basis Eurer Untersuchung?
Die Haupterkenntnis der Analyse ist, dass die Wünsche der Berufseinsteiger noch weit von den angebotenen Möglichkeiten bezüglich flexibler Arbeitsorte abweichen: Im Schnitt wünschen sich Berufseinsteiger mit Hochschulabschluss 10 % ihrer Arbeitszeit im Home Office verbringen zu können. Dieser Wunsch steigt mit der beruflichen Erfahrung sogar leicht an. So möchten Young Professionals bereits 12 % Home Office-Zeit. Und auch wer seine Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreiben will, also z. B. dual Studierende kurz vor Studienende, möchte 13 % seiner Arbeitszeit am heimischen Schreibtisch verbringen.
Ich denke, die Zahlen zeigen die Bedeutung von flexiblen Arbeitsplätzen für hochqualifizierte Jobsuchende schon sehr deutlich.
saatkorn.: Und wie sieht es im Vergleich bei den Unternehmen aus?
Im Vergleich zu den Vorstellungen der Bewerber liegen Wunsch und Wirklichkeit tatsächlich weit auseinander.
Unternehmen, die Trainees suchen, gestatten im Schnitt gerade einmal 4,5 % der Arbeitszeit im Home Office zu verbringen. Und das ist schon der höchste Wert der untersuchten Jobs für junge Absolventen. Direkteinsteigern werden noch 3,3 % Heimarbeit zugestanden, festangestellten Young Professionals sogar nur 2,4 %. Und wer Bewerbern anbietet, eine Abschlussarbeit im Unternehmen zu schreiben, scheint die Leistung im Unternehmen deutlich höher zu gewichten: Hier sind lediglich 2,9 % Home Office-Zeit der Durchschnitt.
saatkorn.: Wie sieht es mit dem Vergleich zwischen großen und kleineren Unternehmen aus? Ich kann mir vorstellen, dass es da große Unterschiede zwischen Konzernen und KMUs gibt.
So ist es auch. Die Größe eines Unternehmens spielt im Vergleich der Möglichkeiten von Heimarbeit eine entscheidende Rolle. Insgesamt bieten Unternehmen im Schnitt 2,3 % Home Office-Zeit an. Kleinere Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeiter bieten mit 5,2 % überdurchschnittlich viel Heimarbeit an. Größere Unternehmen mit über 50 Angestellten ermöglichen dies mit 1,2 % vergleichsweise wenig.
saatkorn.: Was sind Eure Handlungsempfehlungen Richtung Arbeitgeber?
Es fehlt ein Umdenken in den Unternehmen. Arbeitgeber müssen mit der Zeit gehen. Das betrifft die Gestaltung der Arbeitswelt und Arbeitskultur in einem Unternehmen und beginnt bereits beim Recruiting von neuen Mitarbeitern. Je mehr Kandidaten-Wunsch und Unternehmens-Wirklichkeit zusammenpassen, desto besser klappt es dann auch mit dem neuen Mitarbeiter. Die technischen Möglichkeiten für das, was in den 80er Jahren noch als „Tele-Arbeit“ Zukunftsvision war, sind heute schon lange Realität geworden. Die Berufseinsteiger, zu denen hauptsächlich mittlerweile die Generation Y gehört, sind längst bereit für den nächsten Schritt.
saatkorn.: Robin, herzlichen Dank für das Gespräch zum Thema Home Office!
Traurig, und ich denke da hat sich auch im letzten Jahr nicht viel geändert. Das Problem sehe ich übrigens viel bei deutschen Arbeitgebern im Speziellen. Deutsche Unternehmen hängen oft noch hinter der internationalen Konkurrenz hinter her was moderne Strukturen und alternative Arbeitsmodelle angeht. Oft ist es die Angst vor Datenunsicherheit, aber sicherlich auch mangelndes Vertrauen in den Arbeitnehmer. Schade, denn eigentlich kann doch inzwischen fast jeder normale Bürojob auch von Zuhause aus erledigt werden. Das entlastet Arbeitnehmer (Zeitersparnis aufgrund des Wegfalls der Fahrtzeit, mehr Flexibilität um zB die Kinder von der Schule abzuholen, entspanntere Arbeitnehmer), sowie Arbeitgeber (weniger Kosten für Büros, glückliche Mitarbeiter, die erwiesenermaßen weniger krank sind, bei gleich bleibender, wenn nicht sogar steigender Produktivität). Wobei nicht jeder für ein Home Office geeignet ist, so arbeiten die meisten im Home Office effizienter, sind zeitlich flexibler, und oft bemüht zu beweisen, dass sie erst Recht fleißig sind – gerade von Zuhause aus. Jedenfalls geht es mir so. Ich arbeite seit 7 Jahren in leitender Funktion fast ausschließlich im Home Office und möchte nichts anderes mehr haben!