Die Generation Y zum Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Bewerber
Die Generation Y zum Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Bewerber
Im Kontext careerloft komme ich seit einigen Monaten sehr verstärkt in Kontakt mit Studenten und Absolventen aus der GenY. An diversen Enden und Ecken wird über die GenY publiziert was das Zeug hält. Empfehlenswert übrigens in diesem Kontext der Blog von Beiersdorf Kollege Christoph Fellinger, aber das nur am Rande.
Mich kontaktierte vor Kurzem Jan Janßen, unternehmerischer Physikstudent an der technischen Universität Kaiserslautern mit eigenen Gedanken rund um das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und der GenY. Ich fand Jans Gedanken lesenswert und habe ihn daraufhin nochmal genauer befragt rund um das Thema „Studenten als Partner“
saatkorn.: Lieber Jan, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor. Wer bist du ? Was machst du ?
Mein Name ist Jan Janßen und als Physik Student an der Technischen Universität Kaiserslautern bin ich seit drei Jahren in verschiedenen studentischen Organisationen engagiert. Vom Fachschaftsrat bis hin zur Arbeit als Finanzvorstand im JCNetwork e.V., einem Dachverband studentischer Unternehmensberatungen, hatte ich die Möglichkeit eine Vielzahl an Erfahrungen zu sammeln. Entsprechend möchte ich die Gelegenheit hier nutzen, das Thema Rekrutierung aus der Perspektive eines Studenten zu beleuchten.
saatkorn.: Was ist Dein Verständnis von Rekrutierung ?
Als Erfahrungswert investieren die meisten Konzerne vier- bis fünfstellig pro Neueinstellung, wer also seinen Preis kennt, muss keine Scheu haben diesen auch einzufordern. Angefangen von besonderen Mitgliedschaften in den einschlägigen sozialen Netzwerken, über einen Messestand im Rahmen einer Firmenkontaktmesse, einen Workshop mit einer studentischen Organisation oder gar ein Wochenendurlaub, es gibt viele Wege wie Unternehmen sich bemühen Kontakt zu knüpfen. Sobald der Notenschnitt stimmt, ist der Personaler legitimiert Geld zu investieren, um den Kandidaten von den Qualitäten des Unternehmens zu überzeugen. Die Krönung ist dann ein Praktikum, dass mehr einer Erlebnisreise durch das Unternehmen gleicht, als im entferntesten dem späteren Arbeitsalltag – Employer Branding im Schnelldurchlauf. Unter dem Schatten des „War of Talents“ wurde so aus dem Aushilfspraktikanten, der kleine Prinz Herr von und zu Praktikant.
saatkorn.: Das sollte Studenten doch eigentlich freuen, oder ?
Aber der Krieg spielt sich weit außerhalb des Sandkasten ab. Ein Student, der seine Abschlussnoten der Lebenserfahrung vorzieht, hat nicht verstanden, was der Unterschied zwischen einem Investor und einem Unternehmer ist. Auch wenn er die Definitionen im Wortlaut seines Dozenten wiedergibt. Ebenso haben Unternehmen, die eine studentische Organisation nach Quantität der übermittelten Personaldatensätze bezahlen, die Bedürfnisse der Generation Y nicht verstanden. Wie kann denn ein Assessment Center aufdecken, was den Kommilitonen über Jahre verborgen bleibt? Einzig die Teams aus studentischer Initiativen, die bereits Projekte mit den Unternehmen bearbeitet haben, können diesen auf Augenhöhe begegnen. Da ist es kein Zufall, dass eben diese Studenten später keine Probleme haben, ein Stellenangebot zu erhalten.
Entsprechend kann ich mir nur wünschen, dass mehr Unternehmen Studenten als Geschäftspartner akzeptieren und diese Kommunikation auf einer Ebene ermöglichen. So wird aus einem Mentor der Partner eines studentischen Teams, die gemeinsam neue Herausforderungen meistern. Denn wer Studenten ernst nimmt, sollte ihnen zumindest die Möglichkeiten geben sich als Team für unternehmensinterne Aufgaben zu bewerben. Schließlich werden in Zukunft Mitarbeiter benötigt, die sich in kürzester Zeit neuen Herausforderungen anpassen können. Was kann da mehr förderlich sein, als bereits im Studium eigene Erfahrungen als Unternehmer gesammelt zu haben.
saatkorn.: Sollten Praktika diesem Gedankengang folgend Deiner Meinung nach abgeschafft werden?
Praktika sind für Schüler sicherlich eine wichtige Erfahrung und nur zu begrüßen, damit diese zumindest einen Einblick in die Berufswelt erhalten und die Möglichkeiten des Studiums zu schätzen lernen. Aber als Student der mit der Materie bereits vertraut ist, nahe zu frei ist von Risiken und Verpflichtungen, der sollte sich bemühen im Team erste Erfahrungen im Managen des eigenen Unternehmens zu sammeln. Denn nichts ist nachher wichtiger als die Erfahrungen, die man mit der Theorie verbindet. In diesem Sinne kann ich alle Unternehmensvertreter nur auffordern, den offenen Kontakt zu Studenten und insbesondere studentischen Unternehmensberatungen zu suchen.
saatkorn.: Lieber Jan, danke für Deine Statements und weiterhin viel Erfolg!
Der Autor und Student gehört sicher zu einer kleineren Gruppe junger Menschen, die verstehen, dass ein Studium alleine heute kein Grundlage darstellt sich für einen Job zu qualifizieren! War for Talents hin oder her, die Unternehmen haben immer noch die Auswahl unter vielen Bewerbern. So sind praktische Erfahrungen immer sinnvoll und hilfreich. Auch Entrepeneurship zählt im weiteren Sinne dazu, ABER …. Nur das reicht nach meinen Erfahrungen nicht aus! Insb. wenn jemand an einen großen Konzern mit internationaler Ausrichtung denkt. Denn in großen Organisationen sich zu beweisen ist noch eine andere Herausforderung. das gilt auch für KMU’s. Eine gute Balance zwischen Studium, ehernahmtlichen Engagement und Praktika in Unternehmen, gesparrt mit einem Auslandsaufenthalt und guten universitären Leitungen sind eher der richtige Pfad in eine Managmentkarriere. Eine gute Adresse für weitere Infos stellt „Mut zur Praxis“ dar…. Einen schönen Gruß von der Personalerfront 😉
Hallo Gero, Danke für die nette Erwähnung meines Blogs eingangs.
An Jan gerichet kann ich sein Urteil über Praktika nicht nachvollziehen. Ich kenne eigentlich keine Praktika, die einer Erlebnisreise durchs Unternehmen gleichen, sondern eher solche, bei denen der Praktikant entweder im Arbeitsalltag des Bereichs unterstützt oder besser sogar eigene kleine Projekte bearbeitet. DAS ist Arbeitsalltag. Studentische Praxisprojekte dagegen bewegen sich meiner Erfahrung nach immer eher im konzeptionellen Bereich und befassen sich SELTEN mit der Umsetzung von Themen. Obgleich letzteres Arbeitsalltag wäre.
Von daher sehe ich die Gewichtung genau anders herum: Praktika für Arbeitsalltag, Praxisprojekte zum Employer Branding und Näherbringen des unternehmensspezifischen Geschäftsfelds.
Unterschreiben würde ich allerdings sofort, dass die realistische Vermittlung der tatsächlichen Tätigkeiten und Unternehmenskultur ein entscheidender Überzeugungsfaktor für die Generation Y ist und dass Unternehmen genau danach in ihrem Employer Branding streben sollten.