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Fachkräfte-Studie: Ohne Moos nix los

Stefan LakeFachkräfte-Studie: was wollen Berufstätige ohne Hochschulabschluss von Arbeitgebern? – Mit dieser spannenden Frage hat sich Universum beschäftigt. Grund genug, einmal bei Stefan Lake, Country Manager Universum Deutschland, genauer nachzufragen. Et voilá:

saatkorn.: Herr Lake, bitte erläutern Sie doch das Setting der Fachkräfte-Umfrage von Universum.
Zwischen Mai und Oktober letzten Jahres haben wir knapp 5.400 Berufstätige ohne Hochschulabschluss zu Themen rund um Beruf und Karriere befragt. Wir wollten herausfinden, welche Unternehmen sie besonders attraktiv finden und warum dies so ist.

saatkorn.: Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Bedürfnisse der Fachkräfte ja gar nicht so sehr von den Hochschulabsolventen, oder?
Auf den ersten Blick sieht es so aus. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich bemerkenswerte Unterschiede. So zeigt unsere Studie, dass monetäre Aspekte für Fachkräfte offenbar eine noch größere Rolle spielen als bei den Professionals mit Hochschulabschluss. Wenn man die Fachkräfte fragt, was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht, stehen ein attraktives Grundgehalt, ein hohes Einkommen in der Zukunft und Anerkennung von Leistung, eine sichere Anstellung und ein freundliches Arbeitsumfeld ganz oben auf der Wunschliste. Bei den Berufstätigen mit Hochschulabschluss ist die Reihenfolge ganz ähnlich. Ganz oben in der Wunschliste steht ein attraktives Grundgehalt, gefolgt von vielfältigen Arbeitsaufgaben, einer sicheren Anstellung, einem freundlichen Arbeitsumfeld und Anerkennung von Leistung. Berufstätigen mit und ohne Hochschulabschluss sind also in erster Linie von monetären Impulsen getrieben und vom Wunsch nach Sicherheit, wenn sie die Attraktivität eines Unternehmens beurteilen. Arbeitgeber, die nur von Work Life Balance reden, aber diese elementaren Bedürfnisse nicht bedienen, rekrutieren am Talentemarkt vorbei!

saatkorn.: Was sind aus Ihrer Sicht die überraschendsten Erkenntnisse der Befragung?
Besonders überraschend ist, wie stark bei den Fachkräften der Wunsch ausgeprägt ist, einen sicheren und beständigen Job zu haben. Etwa drei Viertel der Befragten gaben an, dass ihnen die Jobsicherheit besonders wichtig ist. Bei den Berufstätigen ohne Hochschulabschluss hat die Finanz- und Wirtschaftskrise möglicherweise noch nachhaltiger für Verunsicherung gesorgt als bei den Akademikern. Die Nichtakademiker sind da vielleicht auch ganz realistisch, denn Massenentlassungen in bestimmten Branchen gibt es ja auch in Zeiten wirtschaftlichen Wachstums. Nehmen Sie nur die aktuellen Meldungen von Energiedienstleistern wie Eon. Und statistisch gesehen sind Nichtakademiker nun mal stärker von einem Stellenabbau betroffen als die Akademiker.

saatkorn.: Die beliebtesten Karriereziele – Jobsicherheit und Work Life Balance – haben auf den ersten Blick so gar nichts mit einem traditionellen Karriereverständnis zu tun. Woran liegt das? – Sind die Bedürfnisse der „Generation Y“ inzwischen auch bei den Älteren angekommen? Spiegelt sich in den Karrierezielen bereits der Paradigmenwechsel auf dem Arbeitsmarkt? – Wie waren hier die Ergebnisse der Vorjahre?
Man muss hier klar unterscheiden zwischen den langfristigen Karrierezielen – zu denen Jobsicherheit und Work-Life-Balance zählen – und den Kriterien, nach denen Bewerber einen Arbeitgeber auswählen: Diese entsprechen eher dem, was wir mit einer traditionellen Karriere verbinden. Doch es stimmt: Die Bedürfnisse der Generation Y spielen auch für Berufstätige, die wir zur Generation X zählen, eine große Rolle. Wir haben die Umfrage bei den Berufstätigen ohne Hochschulabschluss zum ersten Mal durchgeführt. Deshalb können wir auf dieser Datengrundlage keine Vergleiche mit den Vorjahren anstellen. Bei den Young Professionals mit akademischem Hintergrund haben wir jedoch auch Daten für frühere Jahre und wir haben auch Ergebnisse für ältere und jüngere Professionals. Und hier zeigt sich, dass die Bedürfnisse der „Generation Y“ inzwischen auch bei den Älteren angekommen sind.

saatkorn.: Aus Arbeitgeberperspektive könnte man ableiten: viel Geld im Hier und Jetzt zahlen, deutliche Einkommenszuwächse in der Zukunft, ein wenig Respekt und Anerkennung und die Sache ist geritzt. Ist das wirklich so? – Erstaunlicherweise stimmen ja die Karriereziele nicht mit den Arbeitgeberattributen überein. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? – Man müsste doch meinen, dass – wenn bei den Karrierezielen Jobsicherheit und Work Life Balance am Wichtigsten sind, sich dies auch in Arbeitgeberattraktivitätsmerkmalen wieder findet?!
Mit viel Geld jetzt und dem Versprechen deutlicher Einkommenszuwächse in der Zukunft und Respekt und Anerkennung ist es noch nicht getan, auch wenn man damit schon viel erreicht – wenn die Versprechen denn auch eingelöst werden. Und man muss deutlich zwischen Hygienefaktoren (wie monetären Aspekten) und den langfristigen Vorstellungen, wie man sein Leben gestalten möchte, unterscheiden. Arbeitgeber sind in jedenfalls gut beraten, wenn sie sich die Erwartungen ihrer Wunschkandidaten ganz genau ansehen.

saatkorn.: Was ist Ihr Tipp für die Arbeitgeber? – In die Budgets für 2016 mehr Einkommen einplanen? – Oder gibt es andere Möglichkeiten, als Arbeitgeber für Fachkräfte interessant zu sein?
Natürlich ist es wichtig, attraktive Gehälter zu bezahlen und Jobsicherheit zu bieten. Das allein genügt aber nicht, um Fachkräfte für sich zu begeistern. Der Funke muss überspringen! Das gelingt nur mit einer starken, authentischen Arbeitgebermarke. Sie muss widerspiegeln, was die Einzigartigkeit des Unternehmens ausmacht. Wie fühlt es sich an, dort zu arbeiten? Der Aufbau einer authentischen Arbeitgebermarke ist keinesfalls nur eine Aufgabe für die Personaler! Für Employer Branding sind nämlich alle verantwortlich: Vorstände und Geschäftsführer, das Marketing und die Unternehmenskommunikation. Nur wenn alle zusammen arbeiten, werden sie beim Aufbau ihrer Arbeitgebermarke erfolgreich sein.

saatkorn.: Vielen Dank für das Interview, Herr Lake! Hier dann noch die beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands bei den Fachkräften:

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