Exklusiv: XING CEO Vollmoeller zur Umbenennung
Aus der XING SE soll die NEW WORK SE werden – diese geplante Umbenennung hatte in der letzten Woche ziemlichen Wirbel ausgelöst. Ich hatte Gelegenheit, mit XING CEO Thomas Vollmoeller zu sprechen. Auf geht’s:
saatkorn.: Thomas, bitte stelle Dich den saatkorn. LeserInnen doch kurz vor.
Thomas Vollmoeller mein Name. Ich mache einen Job, den ich wirklich wirklich mag: Ich bin CEO der XING SE.
saatkorn.: Aus der XING SE soll nun die NEW WORK SE werden. Warum?
Als Unternehmen haben wir uns schon seit Jahren der Vision einer neuen, besseren Arbeitswelt verschrieben. Das heißt konkret, wir unterstützen mit unseren Produkten und Diensten Berufstätige dabei, dass sie von den radikalen Veränderungen der Arbeitswelt profitieren und dass sie so arbeiten können wie sie das wollen und wie es zu ihren individuellen Lebensentwürfen passt.
Darüber hinaus engagieren wir uns seit Jahren in der Diskussion über die Zukunft der Arbeit. Wir haben Plattformen und Formate entwickelt, um den Diskurs, wie wir künftig arbeiten wollen, voranzutreiben. Übrigens gemeinsam mit verschiedenen Akteuren der New Work-Szene. Dabei denke ich etwa an den New Work Award, der schon seit 2013 zukunftsweisende Konzepte auszeichnet, den wir gemeinsam mit unserem XING Ideenlabor entwickelt haben. Wir veranstalten mit der New Work Experience das wohl größte Event zum Thema „New Work“ im deutschsprachigen Raum, wenn nicht in ganz Europa. Mit unseren kleineren Offline-Events, den New Work Sessions, gehen wir zudem seit Jahren bewusst in die Regionen und vernetzen lokale Communities. Wir waren nicht nur in den großen Metropolen, sondern etwa auch in Wolfsburg und Halle.
Auf unseren Veranstaltungen ‚verkaufen’ wir kein fertiges Konzept, keine vorgefertigte Lösung, kein Regelwerk zu New Work. Wir haben nicht alle Antworten. Die hat niemand. Aber was wir können, ist Menschen vernetzen und dabei helfen, dass sie zusammenfinden, um etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Deshalb nutzen wir unsere Veranstaltungen auch nicht, um über uns zu sprechen, sondern laden Menschen mit sehr unterschiedlicher Erfahrung, Expertise und Perspektive ein, ihre Ideen mit den Teilnehmern zu teilen und zu diskutieren. Wir wollen dadurch einen Beitrag leisten, den Diskurs rund um die große Frage unserer Generation: „wie wollen wir künftig arbeiten?“, voranzutreiben. Und der New-Work-Bewegung mit ihren unterschiedlichen Akteuren und Ausprägungen Gehör verschaffen.
Du siehst: New Work bestimmt unser gesellschaftliches Engagement, leitet uns bei der Entwicklung unserer Angebote und Dienstleistungen, wir probieren auch intern neue Wege aus – und damit ist die Umbenennung für uns ein ganz logischer Schritt.
saatkorn.: Welche Produkte gibt es dann zukünftig innerhalb der New Work SE – und zahlen die alle auf das Thema New Work ein?
Durch die Umfirmierung machen wir New Work noch viel sichtbarer zur Klammer um all unsere Aktivitäten. Ganz grundsätzlich geht es uns darum – frei nach dem berühmten Diktum von Frithjof Bergmann —, unseren Mitgliedern und Nutzern dabei zu helfen, ein (Berufs-)Leben zu führen, das sie wirklich führen wollen. Dass sie gern zur Arbeit gehen und etwas tun können, was ihnen etwas bedeutet. In einem Umfeld, das ihnen gut tut.
In diesem Sinne zahlen viele unserer Produkte auf New Work ein. Ein paar Beispiele: kununu ermöglicht es Arbeitnehmern, ihre Arbeitgeber zu bewerten und ermächtigt jedermann herauszufinden, wie es hinter den Kulissen von Unternehmen wirklich aussieht. Der XING Stellenmarkt bietet meines Wissens als einzige Jobbörse die Möglichkeit, nach Atmosphäre, Vorgesetztenverhalten, Teilzeitmöglichkeiten und noch vielen anderen Aspekten zu suchen, die den Menschen wichtig sind. Die reine Suche nach Funktion, Firma und Vergütung ist doch längst nicht mehr zeitgemäß. Denn wir alle wissen: Der Arbeitgeber kann noch so gut zahlen. Wenn ich aber wertvolle Lebenszeit in einem Umfeld verschwenden muss, das nicht zu mir passt und in dem ich Dinge tun muss, die mir nichts bedeuten, werde ich nicht glücklich.
saatkorn.: Und was bedeutet der Namenswechsel für Unternehmen, die Dienstleistungen von XING nutzen?
Wir haben mit unseren Angeboten wesentlich dazu beigetragen, die Transparenz auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. So helfen wir auch Unternehmen dabei herauszufinden, wie attraktiv das Arbeitsumfeld, das sie bieten, aus Sicht der Arbeitnehmer wirklich ist. Nicht selten führt dies zu einem Prozess, in dem das Unternehmen sich mit den Bedingungen beschäftigt, die es seinen Mitarbeitern bietet. Immer mehr Unternehmen begreifen dabei, dass sie sich sinnvoller Weise selbst bewerben müssen bei den Talenten, wenn sie attraktiv für sie sein wollen. Und diese Attraktivität erreichen sie nicht mit traditionellen Mitteln. Old Work hat ausgedient. Solche Denkprozesse wollen wir künftig noch stärker anstoßen und mit unserem neuen Namen schaffen wir gegenüber unseren Unternehmenskunden ein verbindendes Element, das den Treiber hinter unseren verschiedenen Angeboten unmissverständlich zum Ausdruck bringt.
saatkorn.: Was sind die strategischen Pfeiler für die dann neu benannte NEW WORK SE? Wohin soll Eure Reise mittel- bis langfristig gehen?
Wir wollen natürlich unser Angebot weiter ausbauen. Wir haben mit XING das Thema „Vitamin B“ demokratisiert. Machen die wirklichen Arbeitsbedingungen von Unternehmen transparent. Bringen so den Einzelnen gewissermaßen auf Augenhöhe mit den Unternehmen. Helfen, dass Raum für seine Bedürfnisse entsteht, dass er finden kann, was immer er sucht, um im Berufsleben glücklich zu sein. In diesem Geiste werden wir konsequent weitermachen – for a better working life.
saatkorn.: Du befindest Dich gerade in Deiner letzten Amtszeit als amtierender CEO der XING SE. Warum machst Du nicht weiter? – Die Entwicklung des Unternehmens ist unter Deiner Ägide ja hervorragend!?
Mein Job macht mir sehr viel Spaß, nach wie vor. Das Engagement für eine bessere Arbeitswelt als die, die wir früher für „normal“ hielten, bedeutet mir viel. Menschen zu helfen, in einem der zentralen Bereiche ihrer Existenz ein besseres Leben zu führen, ist sehr motivierend. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen: Mit bald 60 Jahren muss ich kein Unternehmen mehr führen, in dem die Mitarbeiter im Schnitt Anfang 30 sind. Das ist der Grund für meine Entscheidung, die Verantwortung für die New Work SE Ende 2020 an meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin zu übergeben.
saatkorn.: Thomas, vielen Dank für das Interview – und weiterhin viel Spaß und Erfolg!