Studie „World’s Most Attractive Employers“ von Universum

Studie „World’s Most Attractive Employers“ von Universum

Alle Jahre wieder werden Arbeitgeber geranked und Studierende befragt. So ganz aktuell für das Jahr 2013 in der Studie „World’s Most Attractive Employers“ (WMAE) von Universum Communications. Ein paar relevante Ergebnisse:

  • Bei den Studierenden Ingenieurwissenschaften gibt es acht deutsche Unternehmen im WMAE Ranking in den Top 50: adidas, BASF, Bayer, BMW Group, Bosch, Daimler/Mercedes-Benz, Siemens, Volkswagen Group.
  • Bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften lagen sechs deutsche Unternehmen in den Top 50: adidas, BMW Group, Daimler/Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Siemens, Volkswagen Group.
  • In beiden Rankings – sowohl bei den Studierenden der Wirtschafts- als auch der Ingenieurwissenschaften in den Top 50 vertreten sind fünf deutsche Unternehmen: adidas (WiWi: 22, Ing: 46), BMW Group (WiWi: 34, Ing: 5), Daimler/Mercedes-Benz ((WiWi: 38, Ing: 24), Siemens (WiWi: 46, Ing: 8) und Volkswagen Group (WiWi: 33, Ing: 12).

Stefan Lake, Country Manager Deutschland bei Universum Communications, stand den etwas detaillierteren saatkorn. Fragen ebenso detailliert Rede und Antwort. Auf geht’s:

saatkorn.: Herr Lake, was sind aus Ihrer Sicht die größten Überraschungen des WMAE 2013 im Vergleich zu den Vorjahren?
Überraschend ist sicher, dass sich die „Big Four“ Wirtschaftsprüfungsgesellschaften so gut geschlagen haben. Die Platzierungen der bekannten Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in den Top Ten haben sich zwar leicht geändert, aber alle werden weltweit nach wie vor sehr hoch eingestuft. Die Beraterbranche ist so beliebt, weil sie von den jungen Talenten mit Job-Attributen in Verbindung gebracht wird, die für die Bewerber wichtig sind, etwa berufliche Fortbildung, Weiterentwicklung und weil sie als eine gute Ausgangsbasis für eine zukünftige Karriere gesehen wird. Nicht wirklich überraschend ist sicher, dass Google nach wie vor den Spitzenplatz einnimmt – und zwar sowohl bei den Wirtschaftswissenschaftlern wie bei den Ingenieur-Studenten. Bei den IT-Studenten sowieso. Auch dafür gibt es eine Erklärung: Google, Microsoft und Co. werden stark mit „Innovation“ und „interessanten Produkten und Dienstleistungen“ assoziiert – und das sind genau die zwei Merkmale, die von den angehenden Ingenieuren besonders geschätzt werden.

saatkorn.: Schaut man auf die letzten 5 Jahre zurück: welche Unternehmen haben sich dauerhaft in den Top 10 platziert?
Dauerhaft ganz vorn – seit 2005 – liegt Google. Google ist wirklich ein Phänomen. Aber die gesamte IT-Branche übt auf die jungen Talente eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Microsoft konnte sich ebenfalls seit 2010 immer in den Top 10 halten. Etwas überraschend vielleicht: Auch eine Bank hat das geschafft – und zwar Goldman Sachs. Goldman Sachs lag bei den Wirtschaftswissenschaftlern von 2010 bis 2012 jeweils auf Rang 10 und konnte sich in diesem Jahr sogar auf den dritten Platz im globalen Arbeitgeber-Ranking vorarbeiten. Und wie gesagt: Die Beraterbranche schlägt sich sehr beachtlich!

saatkorn.: Was ist Ihre Erklärung dafür, dass McKinsey und BCG in den letzten Jahren an Attraktivität eingebüßt haben und inzwischen Ernst & Young oder KPMG hier weiter vorne im Ranking liegen?
Dafür gibt es nur eine Erklärung: Ernst & Young und KPMG ist es besser als McKinsey und BCG gelungen, sich den jungen Talenten so zu präsentieren, dass sich die Bewerber von den Unternehmen angesprochen fühlen. Es sieht so aus, als ob Ernst & Young und KPMG beim Employer Branding alles richtig machen.

saatkorn.: Welche Branchen sind in den Top 50 am meisten repräsentiert?
Die Top-Branchen sind die Berater, die Banken und die Automobilhersteller. In Deutschland besetzen die Unternehmen aus der Autobranche ja traditionell die Spitzenplätze. Aber auch international können die deutschen Autokonzerne gut mithalten. Bei den Studierenden der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften konnten sich BMW, Daimler/Mercedes-Benz und Volkswagen unter den Top 50 platzieren. Bei den Ingenieurwissenschaftlern konnte sich auch der Automobilzulieferer Bosch in diesem exklusiven Kreis der beliebtesten Unternehmen platzieren.

Die Mehrheit der attraktivsten Arbeitgeber der Welt kommt natürlich aus den USA: Apple, Coca Cola, Deloitte, Ernst & Young, GE, Goldman Sachs, Google, IBM, Intel, KPMG, Microsoft, P&G und PricewaterhouseCoopers liegen bei den Studierenden der Wirtschafts- bzw. Ingenieurwissenschaften vorn. Aber Unternehmen aus Deutschland bilden die zweitstärkste Gruppe im Ranking. Mit adidas, Bayer, BMW, Bosch, Daimler/Mercedes-Benz, Deutsche Bank, SAP, Siemens und Volkswagen konnten sich neun deutsche Unternehmen unter den Top 50 Unternehmen bei den Studierenden der Wirtschafts- bzw. Ingenieurwissenschaften platzieren.

saatkorn.: Die Finanzbranche ist offensichtlich trotz der weltweiten Finanzkrise immer noch ziemlich beliebt. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Das Beispiel Goldman Sachs – dieses Jahr auf Platz 3 im globalen Ranking – zeigt das sehr eindrucksvoll. Woran das liegt? Genau wie bei den Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern schaffen es einige Banken, die Vorstellungen der Bewerber ziemlich gut zu treffen. Aber man sollte sich nicht täuschen. Die Finanzbranche kämpft weiterhin mit negativen Assoziationen, vor allem in den Ländern, die von der Finanzkrise besonders betroffen sind. Aber in Japan kann man schon beobachten, dass die Banken verlorenes Terrain zurückgewinnen. Dort konnten sich einige der großen Banken im Ranking schon wieder nach vorn schieben.

saatkorn.: Gehen wir mal weg von den Arbeitgebern und hin zu den Karrierezielen der befragten Studierenden. Das Thema „Work Life Balance“ ist weltweit für Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieurswissenschaftler das wichtigste Karriereziel. Gilt diese Aussage wirklich so unwidersprochen? Müsste man nicht mehrere Ziele miteinander abwägen wie im „echten Leben“? – Denn auch da ist es ja so, dass durch Gehalt, Jobsicherheit oder intellektuelle Herausforderung andere Themen wie Work Life Balance teilweise kompensiert werden. Oder muss man das Thema WLB Ihrer Meinung nach wirklich so ernst nehmen?
Unsere Studie zeigt ganz eindeutig, dass die Work-Life-Balance für Studierende wirtschaftsnaher Studiengänge das Top-Karriereziel ist. Das ist erstaunlich wenn man bedenkt, dass wir Studierende in höchst unterschiedlichen Nationen befragt haben – von den USA, Kanada und europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien bis hin zu Brasilien, Indien und China.

Für deutsche Unternehmen, die in China oder Indien rekrutieren, ist es wichtig zu wissen, dass auch dort dieser Aspekt immer wichtiger wird.  Die chinesischen Studenten liegen bezüglich Work-Life-Balance zwar unter dem internationalen Durchschnitt, aber die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist auch für sie das wichtigste Karriereziel, noch vor Zielen wie Jobsicherheit und Übernahme einer Leitungsfunktion.

So richtig spannend wird dies, wenn man beobachtet, wie sich Karriereziele verschieben, wenn die jungen Talente erst mal ein paar Jahre gearbeitet haben. Und da zeigt sich, dass die Work-Life-Balance sogar an Bedeutung zunimmt! Wir erklären das so: Für viele junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer rückt genau dann, mit Anfang 30, das Thema „Familiengründung“ ins Visier. Und damit wird für sie die Frage immer drängender, wie sich Familie oder Freizeit mit dem Beruf vereinbaren lassen. Und nach den ersten Jahren im Job gewinnt auch das Karriereziel „intellektuell herausgefordert sein“ weiter an Bedeutung.  Für Unternehmen, die die Young Professionals an sich binden möchten, heißt das, dass sie ihnen dafür auch genügend Möglichkeiten bieten sollten.

saatkorn.: Vergleicht man die Arbeitgeberpräferenzen mit den Karrierezielen ist das auch erstaunlich, sind Unternehmen wie Deloitte, Goldman Sachs, KPMG oder P&G doch nicht wirklich für herausragende Work Life Balance bekannt. Oder hat sich da in den letzten Jahren etwas geändert?
Die großen Wirtschaftsprüfungsberatungen, vor allem die „Big Four“, haben bezüglich Work-Life-Balance in den letzten Jahren viel getan. Mittlerweile werden den Beratern Sabbaticals angeboten und die sogenannte „Personal Time“. Da können sich Berater zusätzlich zum bezahlten Jahresurlaub noch eine Auszeit von einigen Monaten nehmen, etwa für eine besondere Reise, die Familie oder ein anderes Projekt. Während der normalen Arbeitszeit hat sich zwar nichts grundsätzlich geändert – die Berater haben nach wie vor lange Arbeitszeiten, sie sind oft auf Reisen und selten zu Hause. Aber die Sabbaticals erlauben, für eine begrenzte Zeit mal ganz auszusteigen und den Kopf für andere Dinge freizukriegen. Das wird immer mehr akzeptiert und auch nachgefragt.

saatkorn.: Interessant sind beim Thema WLB ja auch die Länderunterschiede. Wie erklären Sie sich diese? – Gerade vor dem Hintergrund der in Deutschland vergleichsweise stabilen Wirtschaft und auch der demografischen Entwicklung sollte man doch eigentlich annehmen, dass WLB einen höheren Stellenwert als in den USA mit vergleichsweise schlechteren ökonomischen Bedingungen hat?
Wir haben da einige wirklich überraschende Ergebnisse. Es ist völlig richtig: Im Wirtschaftswunderland Deutschland sollte die Work-Life-Balance eine größere Rolle spielen als in den USA. Oder nehmen Sie Spanien. Da ist jeder Vierte arbeitslos! Und trotzdem liegen die Studierenden in den USA bezüglich Orientierung auf Work-Life-Balance ganz oben. Weltweit betrachtet werden sie damit nur von den Studenten aus Finnland und Singapur übertroffen. Und in Spanien steht die Work-Life-Balance für 60 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler und sogar für 66 Prozent der Ingenieurstudenten an erster Stelle. Damit liegen die Spanier weit über dem Durchschnitt und auch weit vor den Deutschen bezüglich der Bedeutung, die sie der Work-Life-Balance zumessen. Hierzulande ist für 55 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler und für 48 Prozent der Ingenieurstudierenden die Work-Life Balance das wichtigstes Karriereziel. Wir liegen damit ziemlich genau im Mittelfeld.

Das sind aber nur scheinbar paradoxe Ergebnisse. Natürlich ist für einen arbeitslosen Spanier die Work-Life-Balance weniger wichtig als einen sicheren Job zu haben. Aber wir haben in unserer Umfrage die Studierenden wirtschaftsnaher Fachbereiche befragt. Und das sind oft genau die, nach denen die Unternehmen auch in Spanien händeringend suchen. Das sind oft diejenigen, die über genau die Vorkenntnisse verfügen, die die Unternehmen brauchen, die Potential haben und die die passenden Softskills mitbringen. Um solche Talente zu rekrutieren müssen sich auch die Unternehmen in Spanien ganz schön ins Zeug legen.

Grundsätzlich empfehlen wir den Unternehmen, für das Thema Work-Life-Balance in den Nationen, in denen sie rekrutieren, jeweils ein eigenes Work-Life-Balance Profil zu erstellen. Denn mit Work-Life-Balance werden von den Studierenden in den verschiedenen Nationen mitunter ganz unterschiedliche Aspekte verbunden. Dies gilt übrigens nicht nur für das Verständnis von Work-Life-Balance in unterschiedlichen Ländern. Auch innerhalb der Nationen kann es zum Teil erhebliche Unterschiede geben. In Deutschland zum Beispiel ist für Frauen die Work-Life-Balance nicht nur wichtiger als für Männer. Die weiblichen Studierenden verstehen auch etwas anderes darunter. Wir haben herausgefunden, dass für die Frauen Aspekte wie Vereinbarkeit von Familien- und Karriereplanung und Unterstützung des Arbeitgebers bei der Organisation von Kinderbetreuung viel stärker als bei den Männern als Teil der Work-Life-Balance gesehen wird.

saatkorn.: Das Thema Unternehmertum ist ebenfalls sehr interessant. Wodurch erklären Sie sich, dass Deutschland hier nur im Mittelfeld liegt und im (wahrgenommenen) Unternehmerland Nr 1, den USA, dieses Thema keine große Bedeutung mehr hat?
Ja, das stimmt. Die deutschen Studierenden liegen bezüglich des Wunsches nach Selbstständigkeit und Unabhängigkeit global gesehen im Mittelfeld: Für 21 Prozent der Wirtschaftswissenschaftler und für 17 Prozent der Ingenieurstudierenden ist es ein besonders wichtiges Karriereziel, selbständig oder unabhängig zu sein. Und im Land der Entrepreneure – den USA – liegen die Studenten in dieser Beziehung sogar noch weiter hinten: Nur 12 Prozent der Wirtschafts- und 9 Prozent der Ingenieurstudierenden nannten “selbständig oder unabhängig zu sein” als ein für sie besonders wichtiges Karriereziel. Dafür liegen die US-Studenten bei der Gemeinwohlorientierung ganz vorn. Überraschend: In Deutschland und in China ist die Gemeinwohlorientierung im Vergleich mit den USA weit weniger gefragt.

Welche Schlussfolgerungen sollten die Unternehmen aus diesen Ergebnissen ziehen? Zunächst mal: Es lohnt sich, genau hinzusehen! Es gibt zwar allgemeine Trends bei den Karrierewünschen – die hohe Wertschätzung für eine ausgewogene Work-Life-Balance ist so ein Trend. Aber hinter diesen Gemeinsamkeiten verstecken sich oft überraschende Unterschiede. Und die sollten die Unternehmen kennen und ihre Employer Branding Aktivitäten entsprechend ausrichten.

saatkorn.: Herr Lake, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Spaß mit und für Universum Communications!

Ein paar weitere spannende Informationen sind insbesondere die strategischen Themen, die sich aus dem WMAE 2013 ergeben:

Und hier noch die Top 50 im diesjährigen Ranking:

 

Gero Hesse

Ich bin Gero Hesse, Macher, Berater und Blogger in den Themenfeldern Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting, Social Media und New Work. Mehr Infos über Gero Hesse.

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