Erste Einschätzungen zu den Azubi Recruiting Trends 2017
Die Studie Azubi Recruiting Trends 2017 – Deutschlands größte doppelperspektivische Befragung zum Thema Ausbildung und Azubirecruiting – geht in diesem Jahr in die achte Runde. Auf saatkorn. habe ich regelmäßig darüber berichtet. Was gibt es in diesem Jahr Neues? Ich konnte dazu mit Prof. Dr. Christoph Beck gesprochen, der die von u-form Testsysteme durchgeführte Studie wissenschaftlich begleitet, und so auch einen allerersten Blick in die Ergebnisse bekommen.
saatkorn.: Christoph, die Studie Azubi Recruiting Trends wird jährlich wiederholt, jetzt bereits zum achten Mal. Ist das nicht ein bisschen langweilig?
Keineswegs. Zum einen ist es ja nicht jedes Jahr dieselbe Studie. Wir greifen jeweils aktuelle Trends auf und trennen uns von einem Großteil der „alten Fragen“ aus den Vorjahren. Zum anderen rückt die Azubi-Gewinnung aus ihrem ursprünglichen Nischendasein immer mehr ins Zentrum der Unternehmensthemen. Davon zeugen allein die zahlreichen Kongresse, Presseberichte und Fachpublikationen des vergangenen Jahrs. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Verantwortlichen frische Informationen über den Stand der Dinge gut gebrauchen können. Zumal wir ja Ausbilder auf der einen und Schüler sowie Azubis auf der anderen Seite befragen, so aktuelle Wahrnehmungslücken aufdecken und verwertbare handlungsorientierte Impulse geben können.
saatkorn.: Was ist in diesem Jahr an den Azubi Recruiting Trends neu?
2017 steht unter anderem die Rolle der Eltern bei der Wahl von Ausbildungsberuf und -platz im Fokus. Die Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass für angehende Azubis der persönliche Rat von Eltern eine der wichtigsten Informationsquellen für die Suche nach einem Ausbildungsplatz darstellt. „Persönliche Empfehlungen“ werden von 46,8% „häufig“ oder „sehr häufig“ für die Suche nach einem Ausbildungsplatz genutzt. 51% haben den „starken“ oder „sehr starken“ Einfluss der Eltern auf die Berufswahl bestätigt. Viele Ausbildungsbetriebe haben ja schon darauf reagiert und sprechen Väter und Mütter von Schülerinnen und Schülern gezielt an. In diesem Jahr möchten wir es noch genauer wissen.
saatkorn.: Wie nehmt ihr die Eltern in den Blick?
Inhaltlich stellen wir vertiefende Fragen zum Einfluss der Eltern. Welche Rolle spielen die Eltern als Vorbilder bei der Berufswahl? Eine erste Stichprobe aus den bislang rund 500 Azubi-Teilnahmen zeigt, dass Eltern einen großen Einfluss ausüben, für einen beträchtlichen Teil allerdings eher als negatives Vorbild: Bei rund 30 Prozent der Befragten führen Berichte der Eltern über ihr Arbeitsleben dazu, dass sie deren Beruf auf keinen Fall ergreifen möchten. Nicht einmal die Hälfte der Befragten gewinnt den Eindruck, dass der Beruf den Eltern Spaß macht.
Die Befragung für die Azubi Recruiting Trends 2017 läuft ja noch bis zum 31.3 und die Ergebnisse können sich noch ändern, wir finden den aktuellen Zwischenstand aber schon jetzt bemerkenswert. Zusätzlich zu den neuen Inhalten für Azubis und Ausbildungsverantwortliche nehmen wir die Eltern selbst als Befragungszielgruppe in den Blick. Dazu befragen wir Eltern, die ihre Kinder begleiten, auf verschiedenen Einstieg-Messen in diesem Jahr. Aus der doppelten wird also 2017 eine dreifache Perspektive.
saatkorn.: Was gibt es sonst Neues?
Dazu zwei weitere Beispiele:
Erstens: In den vergangenen Jahren ist von den Azubis im Rahmen der Studie Kritik an einzelnen Aspekten der Berufsschulausbildung geäußert worden. 2017 stellen wir in den „Azubi Recruiting Trends“ die Frage, als wie zeitgemäß die an der dualen Ausbildung beteiligten Akteure die Berufsschule empfinden.
Zweitens: Wir haben ja auch früher schon branchenspezifische Auswertungen zu unserer Studie durchgeführt. In diesem Jahr nehmen wir erstmals den Öffentlichen Dienst in den Blick. Wir freuen uns sehr darüber, dass wir dafür den „Behördenspiegel“ als Partner für unsere „Branchenedition Public Sector” gewonnen haben. Der Behördenspiegel ist Deutschlands größte Fachzeitschrift für diese Branche.
saatkorn.: Warum ausgerechnet der Öffentliche Dienst?
Organisationen und Unternehmen des Öffentlichen Diensts stellen insgesamt den größten Ausbilder in Deutschland dar und bieten mit rund 300 verschiedenen Ausbildungsberufen praktisch das gesamte Spektrum der Berufsausbildung in Deutschland. Die aus den Privatunternehmen bekannten Besetzungs- und Passungsprobleme bei Ausbildungsstellen gehen auch am Öffentlichen Dienst nicht vorbei.
Zudem gibt es hier zusätzliche Herausforderungen: Die Organisationen sind überaltert, jeder vierte Beschäftigte ist älter als 55 Jahre, bis 2025 werden über eine Million der aktuell 4,6 Millionen Beschäftigten in den Ruhestand gehen (Zahlen des „Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung“). Die Fachkräfte, die im oberen Teil der Alterspyramide ausscheiden, verstärken den Druck auf die Gewinnung von Nachwuchs an der Basis. Öffentliche Arbeitgeber erscheinen vielen jungen Menschen zudem wenig attraktiv. Es fehlt in vielen Fällen bei den Verantwortlichen die Einsicht, dass Ausbildungsbetriebe ihre Auszubildenden heute umwerben müssen.
saatkorn.: Vielen Dank für das Interview. Ich bin gespannt auf die finalen Ergebnisse der Azubi Recruiting Trends 2017!
Über die Studie Azubi-Recruiting Trends 2017
Die doppelperspektivische Studie „Azubi-Recruiting Trends“ führt u-form Testsysteme in diesem Jahr zum achten Mal durch. Wie schon 2016 begleitet Prof. Dr. Christoph Beck auch 2017 die Studie wissenschaftlich. Neben der branchenübergreifenden Edition der Studie erscheint auch eine „Branchenedition Maschinenbau” – in Zusammenarbeit mit dem Medienpartner MM MaschinenMarkt. Gemeinsam mit dem „Behördenspiegel” gibt u-form Testsysteme 2017 zudem die „Branchenedition Public Sector” heraus. Die Einstieg GmbH unterstützt als Sourcingpartner die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2017“.